#22: Attacke auf den Sozialstaat: Eine orchestrierte Kampagne
Shownotes
Kaum eine Woche vergeht, in der nicht eine neue Idee durch die Arena getrieben wird, wie wir den Sozialstaat zusammen kürzen müssen. Zu teuer, nicht mehr finanzierbar, wir müssen alle mehr Eigenverantwortung zeigen, heißt es.
Aber sind die Ausgaben für den Sozialstaat wirklich explodiert? Und was soll das eigentlich konkret heißen, mehr Eigenverantwortung, wenn wir krank werden, in Rente gehen oder wenn wir im Alter auf Pflege angewiesen sind? Und warum stehen auch Ausgaben für Kinder, Jugendliche oder Menschen mit Behinderungen auf dem Prüfstand?
Der Angriff auf den Sozialstaat ist ein Kernprojekt der Merz-Regierung, das zeigt aktuell auch die Grundsatzrede von Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche (die sie allerdings nach unserem Redaktionsschluss gehalten hat). Höchste Zeit, mal genauer auf die Debatte und mögliche Antworten zu schauen.
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Shownotes:
Dullien, Sebastian/Rietzler, Katja (2025): Sozialstaatsdebatte krankt an mangelnder Analyse und Fokus auf Scheinprobleme. IMK-Kommentar Nr. 16. Sowie: Systemrelevant-Podcast (2025): Der Sozialstaat im Visier. Falsche Fakten für falsche Debatten. Folge Nr. 267.
Cansın Köktürk (2025): „Das ist moralisch verroht“. Interview mit der Linken-Bundestagsabgeordneten zur Sozialstaatsdebatte
Tacheles e.V. (2025): Wir schlagen Alarm! Der Verein Tacheles fasst anschaulich die wichtigsten und gravierendsten Änderungen der Bürgergeldreform zusammen.
Burkhard Jung, SPD (2025): Kommunen weiter in schwieriger Finanzlage. DLF, Interview der Woche (2.11.2025)
RLS-Dossier zu Sorgenden Städten und vielen Aspekten der Care-Frage
Transkript anzeigen
Sabine Nuss: Hallo und herzlich willkommen zur 22. Folge des Podcasts Armutszeugnis,
Sabine Nuss: dem Wirtschaftspodcast der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Hallo Eva.
Eva Völpel: Hallo.
Sabine Nuss: Hallo alle, die ihr uns gerade zuhört. Wir hatten eigentlich für heute ein anderes
Sabine Nuss: Thema geplant, aber leider ist uns das kurzfristig weggebrochen,
Sabine Nuss: weil unsere Interviewpartnerin krank geworden ist.
Sabine Nuss: Wir holen das natürlich nach. Wir sagen jetzt auch nicht, was es ist,
Sabine Nuss: soll jetzt eine Überraschung bleiben.
Sabine Nuss: Aber wir mussten auf jeden Fall spontan umentscheiden, was wir jetzt für ein
Sabine Nuss: Thema so kurzfristig behandeln können und irgendwie fanden wir,
Sabine Nuss: es liegt total auf der Hand und es drängt sich auch geradezu auf,
Sabine Nuss: dass wir mal über den Sozialstaat reden.
Sabine Nuss: Der Sozialstaat ist nämlich seit einiger Zeit ziemlich unter Beschuss.
Sabine Nuss: Nicht nur die Bundesregierung, allen voran Merz, sondern auch marktradikale
Sabine Nuss: Ökonominnen und Ökonomen erwecken zurzeit den Eindruck, als sei der Sozialstaat
Sabine Nuss: derzeit Deutschlands größtes Problem.
Sabine Nuss: Und da wird natürlich dann allerhand vorgeschlagen, bei denen es einem Angst und Bange werden kann.
Sabine Nuss: Eva, du hast dankenswerterweise einiges zusammengetragen. Wir werden jetzt heute
Sabine Nuss: einen Überblick erstmal nur machen.
Sabine Nuss: Aber man kann sagen, leider, leider wird uns dieses Thema erhalten bleiben.
Sabine Nuss: Wir werden also auch in der Zukunft immer mal wieder diese Debatte und auch
Sabine Nuss: das, was da passiert, verfolgen und in einer unserer Folgen aufgreifen. Eva.
Eva Völpel: Ja, genau. Leider werden wir uns mit dem Thema irgendwie häufiger beschäftigen müssen.
Eva Völpel: Du hast gesagt, Bundeskanzler Merz, der hat unter anderem den Herbst der Reformen
Eva Völpel: ausgerufen. Und ich befürchte, das wird ein langer, harter Winter für uns,
Eva Völpel: wenn wir uns irgendwie dagegen nicht organisieren.
Eva Völpel: Und ich muss das jetzt mal so sagen, also es gibt jetzt hier schon direkt diesen
Eva Völpel: aktivistischen Sound, da musst du mir jetzt mal verzeihen, Sabine.
Sabine Nuss: Alles gut, hau rein, das wird ein einziger Rant heute.
Eva Völpel: Es wird ein einziger Rant, genau. Also ich würde schon sagen,
Eva Völpel: es wird jetzt immer klarer, dass wirklich eines der Kernprojekte der Regierung
Eva Völpel: Merz der Abbau des Sozialstaates ist.
Eva Völpel: Ein anderes Projekt, was auch ein Kernprojekt ist, da hat die Union ja quasi
Eva Völpel: schon gepunktet, nämlich die Unternehmenssteuern zu senken.
Eva Völpel: Und ja, und was wir jetzt erleben, ist wirklich eine knallharte Agenda der Zuspitzung
Eva Völpel: des Verteilungskampfes zwischen oben und unten, zu Lasten von unten.
Eva Völpel: Und jetzt wird halt immer so ein bisschen klarer schon, in welche Richtung das
Eva Völpel: geht. Und deswegen habe ich mir mal so ein paar Beispiele angeguckt.
Sabine Nuss: Gut, lass uns mal ganz kurz vorweg klären, weil es wird ja immer gesagt,
Sabine Nuss: Politik ist ja auch Sprache, dass der Sozialstaat zu teuer ist.
Sabine Nuss: Das heißt, wir können uns den nicht mehr leisten.
Sabine Nuss: Und abgesehen davon, dass man immer mal darauf hinweisen muss,
Sabine Nuss: dass der Sozialstaat positiv ist. Er ist was Gutes.
Eva Völpel: Jawohl.
Sabine Nuss: Noch nochmal, es gibt ja auch Bevölkerungsumfragen, die sagen,
Sabine Nuss: ja, wir wollen einen Sozialstaat. Das darf man echt nicht vergessen.
Sabine Nuss: Aber jetzt ganz unabhängig davon, dass der immer so negativ als Last geframed
Sabine Nuss: wird, ist er denn tatsächlich so überbordend teuer?
Eva Völpel: Nein, kann man da einfach nur sagen. Also zunächst mal ist, glaube ich,
Eva Völpel: echt immer wichtig, sich immer wieder klarzumachen, wenn man solche Sachen hört wie,
Eva Völpel: oh mein Gott, die Rentenausgaben zum Beispiel, die sind schon wieder um Milliarden
Eva Völpel: gestiegen oder der Sozialstaatsetat ist insgesamt um Milliarden gestiegen,
Eva Völpel: dann ist das irgendwie eine Zahl, die überhaupt nicht weiterführt.
Eva Völpel: Ja, weil das im Normalfall steigt ja alles.
Eva Völpel: Also im Normalfall wächst die Wirtschaft. Das ist jetzt gerade nicht so der Fall.
Eva Völpel: Aber dann steigen die Löhne, es steigen auch die Preise und natürlich steigen
Eva Völpel: dann auch die Ausgaben für Soziales.
Eva Völpel: Und das heißt, wenn man so einen richtigen Eindruck davon bekommen will,
Eva Völpel: wie so die Entwicklung ist, dann sollte man sich eher entweder angucken,
Eva Völpel: ja so die Sozialstaatsausgaben pro Kopf in einem Land, wie viel wird dafür ausgegeben
Eva Völpel: pro Person oder eben man setzt es ins Verhältnis zur Wirtschaftsleistung und
Eva Völpel: die wird ja gemessen im Bruttoinlandsprodukt.
Eva Völpel: Übrigens kleine Werbung, hört gerne nochmal rein in genau diese Folge,
Eva Völpel: da haben wir ja schon mal eine zu gemacht.
Sabine Nuss: Ah ja, stimmt.
Eva Völpel: Im Band des BIP.
Eva Völpel: Die Folge 17 war das, glaube ich. Genau, also man schaut also auf die Wirtschaftsleistung
Eva Völpel: und setzt es ins Verhältnis zu den Sozialausgaben und da erhält man die sogenannte
Eva Völpel: Sozialleistungsquote.
Eva Völpel: Und jetzt kann man mal für Deutschland sagen, Deutschland ist immer noch bei
Eva Völpel: dieser Quote zum einen im europäischen Mittelfeld und zum anderen ist die Quote
Eva Völpel: auch, wie ich finde, per se schon mal gar nicht besonders hoch.
Eva Völpel: Ja, die liegt jetzt, also 2024 heißt es, bei 31,2 Prozent.
Eva Völpel: Und Katja Rietzler und Sebastian Dolin, zwei Ökonomen von der Hans-Böckler-Stiftung,
Eva Völpel: die haben vor kurzem nochmal ein sehr schönes, knappes, gut zu lesendes Papier
Eva Völpel: dazu rausgebracht, wo sie so die wichtigsten Zahlen aufführen.
Eva Völpel: Und die sagen eben, ja, wenn wir uns das jetzt so angucken über die letzten
Eva Völpel: Jahre, dann ist diese Sozialleistungsquote natürlich deutlich angestiegen bei der Corona-Pandemie.
Eva Völpel: Also 2020, klar, hatten wir einen harten Wirtschaftseinbruch und wir hatten
Eva Völpel: natürlich auch wahnsinnig viele Ausgaben im Gesundheitssystem.
Eva Völpel: Danach ist die Quote aber auch wieder runtergegangen und jetzt ist sie zuletzt
Eva Völpel: wieder so ein bisschen angestiegen.
Eva Völpel: Also von 30,2 auf jetzt eben 31,2 Prozent.
Eva Völpel: Und das Entscheidende daran, warum die Quote jetzt zuletzt gestiegen ist,
Eva Völpel: da kann man eigentlich nur sagen, das ist halt kein Wunder, weil wir ja seit
Eva Völpel: 2022 erleben, dass hier die Wirtschaft schrumpft.
Eva Völpel: Also in diesem Jahr wird sie vielleicht irgendwie leicht wachsen, aber...
Eva Völpel: Die Jahre davor gab es halt kein Wachstum.
Sabine Nuss: Aber auch nicht übertrieben krass, ne?
Eva Völpel: Nee, aber es gab, also die BIP-Leistung ist ja zurückgegangen.
Eva Völpel: Und das ist halt sehr basic, aber ich habe so das Gefühl, das ist ganz gut nochmal zu sagen.
Eva Völpel: Also wenn ich das jetzt in Beziehung zueinander setze, ich habe auf der einen
Eva Völpel: Seite eine schrumpfende Wirtschaftsleistung, dann ist halt klar,
Eva Völpel: dass natürlich schon rein mathematisch
Eva Völpel: auf der anderen Seite die Sozialleistungsquote dann halt ansteigt.
Eva Völpel: Und ja, das ist sozusagen der Hauptgrund,
Eva Völpel: weshalb wir jetzt sehen, dass die Sozialleistungsquote gestiegen ist und könnte
Eva Völpel: man sagen, so weit so normal, ja so weit so normal auch, dass ein Sozialstaat
Eva Völpel: ja genau in Krisensituationen nochmal extra wichtig ist.
Eva Völpel: Aber die Union geht halt jetzt hin und sagt, nee, also das Problem ist eigentlich
Eva Völpel: vor allem der Sozialstaat. Der muss gekürzt werden, damit die Wirtschaft wieder läuft.
Eva Völpel: Und dann ist es einfach eine Verschiebung. Also letztlich wird in der Analyse
Eva Völpel: einfach mal die Ursache außen vor gelassen und die Folge stattdessen zum Problem gemacht.
Sabine Nuss: Aber darf ich mal ganz kurz sagen.
Sabine Nuss: Teufelsadvokat spielen. Wenn es so ist, dass die Wirtschaft schrumpft,
Sabine Nuss: ist es dann nicht unmittelbar auch einleuchtend, dass nicht mehr genug Geld da ist für Sozialstaat?
Sabine Nuss: Was würdest du dann den Leuten entgegnen, die genau damit das begründen?
Eva Völpel: Ja, aber ein Sozialstaat ist ja dafür da, sozusagen in sozialen Härten für Ausgleich zu sorgen.
Eva Völpel: Also ich zahle ja eine Arbeitslosenversicherung ein, wenn ich jetzt lohnabhängig
Eva Völpel: beschäftigt bin, damit ich genau in Krisenzeiten und arbeitslos werde, Geld daraus bekomme.
Eva Völpel: Also es ist jetzt nur ein Beispiel. Und ich meine, wir haben immer wieder die
Eva Völpel: Debatte um Wirtschaftswachstum, auch hier in dem Podcast.
Eva Völpel: Ich stelle mich jetzt nicht hin und sage einfach nur so ungebrochen,
Eva Völpel: wir brauchen Wirtschaftswachstum, weil die große Frage ja ist,
Eva Völpel: was muss wachsen, was muss viel eher schrumpfen, geplant. Aber das ist halt
Eva Völpel: das Grundproblem, also das wir im Moment sehen.
Eva Völpel: Und das ist einfach eine sehr interessensgeleitete Antwort der Bundesregierung,
Eva Völpel: der jetzt in Person von Merz und aber auch von anderen Einpeitschern,
Eva Völpel: Herr Spahn, Herr Linnemann, eben der Sozialstaat immer schon ein Dorn im Auge war.
Eva Völpel: Und diese Fraktion ist ja in der Union immer stärker geworden.
Eva Völpel: Und ich meine, Merz, der sagt das ja auch ganz offen.
Eva Völpel: Das ist ja wirklich Kampfansage. Es gibt ein Zitat von ihm vom August 2025.
Eva Völpel: Da hat er gesprochen beim Landesparteitag der niedersächsischen CDU.
Eva Völpel: Und da sagte er, ich werde mich durch Worte wie Sozialabbau und Kahlschlag und
Eva Völpel: was da alles kommt nicht irritieren lassen.
Eva Völpel: Der Sozialstaat, wie wir ihn heute haben, ist mit dem, was wir volkswirtschaftlich
Eva Völpel: leisten, nicht mehr finanzierbar.
Eva Völpel: Und das ist halt die Punchline und das hören wir jetzt irgendwie gerade ständig
Eva Völpel: in sämtlichen Variationen.
Sabine Nuss: Also man kommt gar nicht mehr so richtig hinterher bei allen Vorstößen, finde ich.
Sabine Nuss: Und deshalb machen wir vielleicht als allererstes mal so eine Art Sortierung, Eva.
Sabine Nuss: Was wird eigentlich überall gerade in Frage gestellt von der Bundesregierung,
Sabine Nuss: vor allen Dingen von der Union?
Sabine Nuss: Die prescht da ja ziemlich vor, wenn es um den Kahlschlag geht.
Sabine Nuss: Ich nenne das jetzt einfach mal unbeirrt von Kanzler Merz, nenne ich das jetzt
Sabine Nuss: mal, Kahlschlag, der da droht.
Sabine Nuss: Wir werden ja teilweise im Wochentakt mit neuen Vorschlägen konfrontiert.
Sabine Nuss: Sag mal Eva, sieht ein bisschen aus wie eine orchestrierte Kampagne. Wie sortieren wir das?
Eva Völpel: Also kurz zu der orchestrierten Kampagne, das finde ich auch,
Eva Völpel: also ich finde man hat auch irgendwie so ein Flashback, dass man so denkt,
Eva Völpel: in dieser Massivität kann ich mich eigentlich nur noch daran erinnern,
Eva Völpel: dass es zur Agenda-Zeit damals so war.
Sabine Nuss: Ja, das ist mir auch eingefallen. Und Lindemann, wenn ich mich nicht täusche,
Sabine Nuss: hat Lindemann auch mal irgendwie sowas gesagt in irgendeiner Talkshow.
Sabine Nuss: Wir brauchen wieder sowas wie Hartz IV damals, wie die Agenda.
Eva Völpel: Ja, also Agenda 2010, die großen Sozialkürzungsprojekte unter der rot-grünen
Eva Völpel: Bundesregierung ab Anfang der 2000er Jahre.
Sabine Nuss: Ja, für die jüngeren unserer Zuhörerinnen. Ja, genau.
Eva Völpel: So ist es. Ja, genau.
Eva Völpel: Und ich will auch nochmal kurz dazu sagen, ich meine, man ist es ja irgendwie
Eva Völpel: schon so gewohnt, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt. Das ist immer in
Eva Völpel: so Konjunkturen, kommt dann wieder die neue Sozialkürzungsdebatte.
Eva Völpel: Jetzt halt besonders heftig, aber ich habe nochmal so gemerkt,
Eva Völpel: als ich mich jetzt irgendwie in die einzelnen Felder so reingelesen habe,
Eva Völpel: dass auch mit mir das tatsächlich immer noch was macht.
Eva Völpel: Also, dass man so ein Gefühl hat von so einer, man wird so überwältigt, ja.
Eva Völpel: Ständig kommt irgendein neuer krasser Vorschlag und ich habe dann auch so gedacht,
Eva Völpel: ja, das ist auch das, was damit beabsichtigt wird, ja. Also die Leute,
Eva Völpel: die noch nicht so ganz auf der Linie sind, die sollen damit auch wirklich so
Eva Völpel: richtig überwältigt werden.
Eva Völpel: Man wird mürbe gemacht und irgendwie soll man so in den Kopf gehämmert bekommen,
Eva Völpel: there is no alternative.
Eva Völpel: Also so muss es halt jetzt gemacht werden. Und ich glaube, es ist total wichtig,
Eva Völpel: sich da irgendwie immer noch mal so zu sagen, doch, es gibt Alternativen.
Eva Völpel: Und genau die müssen wir halt weiterentwickeln und auch massiv öffentlich irgendwie nach vorne tragen.
Sabine Nuss: Es hat, wenn ich mich recht erinnere, damals bei der Agenda bei Hartz IV,
Sabine Nuss: als das eingeführt wurde, wurde ja auch begründet, dass das wichtig ist dafür,
Sabine Nuss: dass Deutschland wieder wettbewerbsfähig wird.
Sabine Nuss: Also es geht immer um die Position des deutschen Nationalstaats auf dem Weltmarkt,
Sabine Nuss: weil die anderen Länder Mittel sind dafür, dass hier Wirtschaftswachstum stattfindet.
Sabine Nuss: Also das sind ja immer die sehr feindlichen nationalstaatlichen Interessen,
Sabine Nuss: die dem vorausgehen, dass sowas überhaupt dann gemacht wird,
Sabine Nuss: also Kürzung und ich denke, das ist jetzt ganz genauso wieder so.
Eva Völpel: Ja, und da merkt man halt auch, es geht ja dann nicht nur um irgendwie den Nationalismus
Eva Völpel: nach außen, ja, den Wettbewerbsnationalismus, sondern ich meine,
Eva Völpel: auch wir werden ja dem ganzen Modell quasi geopfert, ne, weil es geht jetzt
Eva Völpel: irgendwie um das große Ziel, alles muss irgendwie wettbewerbsfähiger werden,
Eva Völpel: aber wir bleiben halt dabei auch auf der Strecke, ne, also sortieren.
Eva Völpel: Ja, sortieren wir das Feld nochmal ein bisschen.
Eva Völpel: Also es gibt einerseits Vorstöße, da geht es um die ganz großen gesetzlichen
Eva Völpel: öffentlichen Sozialkassen, also Gesundheit, Pflege, Rente.
Eva Völpel: Das heißt, die Bereiche, wo man als lohnabhängiger Beschäftigter eben auch Beiträge
Eva Völpel: zuzahlt, die führt ja der Arbeitgeber ab an die Sozialversicherungskassen und
Eva Völpel: der Arbeitgeber zahlt ja dann oft auch paritätisch,
Eva Völpel: also Hälfte, Hälfte aufgeteilt eben auch einen Teil da rein an die Arbeitslosenversicherung,
Eva Völpel: Rentenversicherungsbeiträge.
Eva Völpel: Und so weiter.
Sabine Nuss: Wobei man dazu nochmal sagen muss, weil die Arbeitgeberseite immer so tut,
Sabine Nuss: als sei das von Ihnen so total nett, dass Sie einen Teil der Lohnnebenkosten
Sabine Nuss: tragen für die Beschäftigten.
Sabine Nuss: Das ist aber alles Teil des Lohns, kann man nicht anders sagen.
Sabine Nuss: Das ist unser Lohn individuell. Und so weiter. unser Lohn. Das gehört auch zu unserem Lohn.
Eva Völpel: Genau. Und du hast es erwähnt, die Lohnnebenkosten. Ja.
Sabine Nuss: Das sind die Lohnnebenkosten, genau. Kosten übrigens auch. Also wir sind immer
Sabine Nuss: nur Kosten für die Arbeitgeber.
Eva Völpel: Genau. Und das andere Feld, auf dem eben diese Kürzungsangriffe stattfinden,
Eva Völpel: das sind die sogenannten steuerfinanzierten Sozialleistungen.
Eva Völpel: Die werden eben vor allem von den Kommunen vor Ort erbracht,
Eva Völpel: zum Beispiel im Bereich Kinder- und Jugendhilfe.
Eva Völpel: Da gehört zum Beispiel auch der Kita-Ausbau drunter oder die Eingliederungshilfen.
Eva Völpel: Das sind Leistungen für Menschen mit Behinderung. Also zum Beispiel werden davon
Eva Völpel: persönliche Assistenzen bezahlt,
Eva Völpel: also Leute, die im Alltag helfen oder medizinische Reha und so weiter.
Eva Völpel: Also das sind unter anderem steuerfinanzierte Sozialleistungen,
Eva Völpel: eben auch das Bürgergeld und auch die stehen jetzt in der Kritik.
Eva Völpel: Merz hatte nämlich im Sommer 25 vor VertreterInnen des Deutschen Städte- und
Eva Völpel: Gemeindebundes gesagt, ja, wir müssen
Eva Völpel: jetzt ran an eine umfassende Ausgabenüberprüfung im Sozialrecht machen.
Eva Völpel: Und dann sagte er, dass es über Jahre hinweg jährliche Steigerungsraten von
Eva Völpel: bis zu 10 Prozent bei der Jugendhilfe oder bei der Eingliederungshilfe gebe.
Eva Völpel: Das sei so nicht länger akzeptabel.
Eva Völpel: Also da sieht man, der Wind weht aus sehr verschiedenen Ecken,
Eva Völpel: wenn es um so Kürzungen geht.
Eva Völpel: Und vielleicht auch interessant zu wissen, weil das ja nicht so sehr in der
Eva Völpel: öffentlichen Debatte ist.
Eva Völpel: Die Regierung hat halt tatsächlich für fast alle diese Bereiche jetzt schon
Eva Völpel: Kommissionen eingesetzt, die solche Reformvorschläge unterbreiten sollen.
Eva Völpel: Also außer für die Rente, da gibt es diese Kommission noch nicht.
Eva Völpel: Die ist aber im Koalitionsvertrag vereinbart. gibt es jetzt schon Kommissionen für die Krankenkasse,
Eva Völpel: für die Pflegekasse und es gibt auch im Bereich der steuerfinanzierten Sozialleistungen
Eva Völpel: eine sogenannte Kommission zur Sozialstaatsreform.
Eva Völpel: Die soll sich vor allen Dingen um so Bereiche kümmern wie Wohngeld,
Eva Völpel: Kindergeld, Bürgergeld gehört da natürlich auch nochmal zu.
Eva Völpel: Und da heißt es dann immer so schön, ja, da geht es um Entbürokratisierung,
Eva Völpel: um Modernisierung und auch um die Vereinfachung durch Zusammenlegung.
Sabine Nuss: Ja, das wäre schön, wenn wir eine kleine Entbürokratisierung hätten,
Sabine Nuss: allein schon bei der Antragstellung dieser Leistung, jetzt mal so ganz individuell.
Sabine Nuss: Aber ich werde den Verdacht nicht los, dass das gar nicht darum geht,
Sabine Nuss: sondern dass das auch eine Art Verschleierung ist von wirklich ganz klaren Kürzungen.
Sabine Nuss: Und ich finde übrigens, was mir noch dazu einfällt, diese Kommissionen,
Sabine Nuss: die dann immer eingerichtet werden,
Sabine Nuss: je nachdem wie die dann besetzt sind, also welche Interessenträgerinnen und
Sabine Nuss: Vertreterinnen da drin sitzen, haben solche Kommissionen ja auch immer die Funktion
Sabine Nuss: zu sagen, ja wir haben das gemeinsam entschieden, weil es halt leider nicht anders geht.
Sabine Nuss: Wir haben irgendwie geguckt, wo überall gekürzt werden kann und das ist auch
Sabine Nuss: wiederum so eine Strategie zu sagen, uns beizubringen, es geht nicht anders,
Sabine Nuss: wir sitzen alle in einem Boot.
Eva Völpel: Ja, also Legitimation irgendwie herbeischaffen.
Sabine Nuss: Aber gib uns doch mal einen konkreteren Überblick, was jetzt in den einzelnen
Sabine Nuss: Bereichen wie Pflege oder Krankenkassen, was da konkret jetzt tatsächlich diskutiert wird.
Sabine Nuss: Die Kommissionen arbeiten ja noch, soweit ich das irgendwie beobachtet habe oder mitgekriegt habe.
Sabine Nuss: Aber dennoch wird ja schon laut darüber geredet, bestimmte Dinge durchgestochen.
Sabine Nuss: Was kannst du da berichten?
Eva Völpel: Ja, bei den Kommissionen, da weiß man in der Tat noch nicht so viel.
Eva Völpel: Die Pflegekommission hat als einzige schon so einen Zwischenbericht vorgelegt.
Eva Völpel: Aber ich werde mich jetzt in dem, was ich sage, vor allen Dingen jetzt einfach
Eva Völpel: schon mal darauf beziehen, was von den politischen Akteuren so ventiliert wird an Ideen.
Eva Völpel: Und ich glaube, wir müssen auf jeden Fall nochmal auf das Bürgergeld gucken.
Eva Völpel: Also da, das ist sozusagen das erste.
Sabine Nuss: Da hatten wir ja auch schon mal eine Folge.
Eva Völpel: Ja, länger her.
Sabine Nuss: Genau.
Eva Völpel: Können wir nochmal darauf verweisen. Und jetzt haben wir eben diese neue Reform.
Eva Völpel: Und ich würde sagen, das ist nur der Auftakt und das ist sozusagen das erste
Eva Völpel: Testfeld von dem, was uns da insgesamt erwartet.
Eva Völpel: Der Gesetzesentwurf zur neuen Grundsicherung, der ist ja noch nicht verabschiedet,
Eva Völpel: das soll aber bald passieren und ich sage jetzt hier an dieser Stelle nur,
Eva Völpel: es geht wirklich um massive Verschlechterung für die Menschen durch eine Politik
Eva Völpel: oder durch eine Reform, die absehbar verfassungswidrig sein wird.
Eva Völpel: Das sagen auch viele Expertinnen.
Eva Völpel: Vielleicht nur eine Erinnerung, die Sanktionen sollen ja verschärft werden,
Eva Völpel: auch stufenweise, dann kann immer mehr weggekürzt werden und es soll ja auch
Eva Völpel: möglich sein, dass man den Leuten dann tatsächlich überhaupt nicht mehr Geld
Eva Völpel: gibt, um die Miete zu bezahlen oder zu heizen.
Eva Völpel: Und das, finde ich, muss man sich nochmal so klar machen, was das eigentlich bedeutet.
Eva Völpel: Also wir haben es ja auch schon öfter gesagt. Ich meine, du hast einerseits
Eva Völpel: im Bürgergeldbezug viele Menschen, die sind psychisch beeinträchtigt,
Eva Völpel: die sind krank, die haben keine adäquate Kinderbetreuung, die sind alleinerziehend.
Eva Völpel: Und dann geht der Staat jetzt hin und sagt so, wenn ihr jetzt irgendwie hier
Eva Völpel: nicht spurt, also auch wenn ihr Termine verpasst oder so, dann gibt es halt
Eva Völpel: die Möglichkeit, wir streichen euch Leistung.
Eva Völpel: Ich finde es in dem Maße auch krass, nicht nur, wenn man jetzt so auf die Auswirkungen
Eva Völpel: für die Leute guckt, sondern weil man sich ja auch nochmal klar machen muss,
Eva Völpel: wir leben hier in einem Land, wo es eigentlich noch Grundrechte gibt.
Eva Völpel: Und das ist der Anspruch, den jeder Mensch hier hat, auf ein grundgesetzlich
Eva Völpel: garantiertes Existenzminimum und um hier halbwegs in Würde zu leben.
Eva Völpel: Und das ist mit dieser Reform jetzt einfach massiv bedroht oder das wird einfach
Eva Völpel: nicht mehr eingehalten?
Sabine Nuss: Ja, wir hatten es tatsächlich schon öfter hier in diversen Folgen,
Sabine Nuss: dass wir über den Bürgergeldbezug geredet haben und es auf die eine oder andere
Sabine Nuss: Weise kurz oder länger thematisiert haben.
Sabine Nuss: Und was ich auch krass finde, ist, dass die Zahlen und Fakten,
Sabine Nuss: die da ventiliert werden,
Sabine Nuss: also wenn jetzt zum Beispiel solche Zahlen sind wie, das sind überhaupt nicht
Sabine Nuss: so viele Bürgergeldempfängerinnen, die dann als in Anführungsstrichen total
Sabine Nuss: Verweigerer gelten, dass es aber überhaupt nichts ändert an der Stimmung und an der Stimmungsmache.
Sabine Nuss: Also insgesamt ist die Debatte komplett faktenresistent.
Eva Völpel: Ja, das ist auf jeden Fall so. Und ich finde es, also wäre es nicht so bitter,
Eva Völpel: dann könnte man sich jetzt vor allem darüber beugen und sagen,
Eva Völpel: ach Mensch, das ist ja ein interessantes Studienobjekt, wie so politische Kommunikation
Eva Völpel: und Kampagnen funktionieren.
Sabine Nuss: Ja, wenn ich ganz kurz nochmal da unterbrechen darf an der Stelle.
Sabine Nuss: Ich hatte neulich auch eine Diskussion mit jemandem, der zu mir gesagt hat.
Sabine Nuss: Dass die Bürgergeldempfängerinnen Geld bekommen fürs Nichtstun.
Sabine Nuss: Und das ist das, was die Leute so wütend macht.
Sabine Nuss: Also auch diese Person hat das zugegeben.
Sabine Nuss: Weil wir, also wir vereingemeindet er natürlich dann auch, wir arbeiten uns
Sabine Nuss: einen Tod quasi und bringen Opfer und die liegen in der Hängematte und tun nichts
Sabine Nuss: und kriegen fürs Nichtstun auch noch Geld.
Sabine Nuss: Und das ist das, was die Leute so wahnsinnig wütend macht.
Sabine Nuss: Und dann antworte ich natürlich, weil das ist ja dann irgendwie die Antwort,
Sabine Nuss: die man geben muss, über wie viele Menschen regst du dich eigentlich auf?
Sabine Nuss: Kennst du vielleicht sogar persönlich jemanden? Wie repräsentativ ist es?
Sabine Nuss: Wieso ärgerst du dich nicht viel mehr über diesen ganzen Cum-Ex-Skandal,
Sabine Nuss: über die Leute, die sehr viel Geld haben und auch nicht arbeiten?
Sabine Nuss: Das sind wesentlich mehr als die wenigen, die und so weiter und so fort.
Sabine Nuss: Dann kommt als Antwort trotzdem.
Sabine Nuss: Das hatten wir auch schon öfter mal, dieses trotzdem.
Sabine Nuss: Also diese völlige Faktenresistenz und was dahinter, glaube ich,
Sabine Nuss: steckt, und da kommen wir immer wieder drauf zu sprechen, ist eben diese feste
Sabine Nuss: Überzeugung, wir als Produktionsgemeinschaft,
Sabine Nuss: wir als Gemeinschaft, wo jeder seinen Teil dazu beitragen muss,
Sabine Nuss: dass es vorwärts geht, das sitzt halt und das haben die Leute echt gefressen.
Sabine Nuss: Also dass man nicht mehr von Klassen redet, dass das oben und unten nicht existiert und so weiter.
Sabine Nuss: Und ich glaube, das ist die Grundlage. Aber das wollte ich jetzt nur noch mal
Sabine Nuss: kurz zwischenrein schieben wegen Kommunikation und Kampagne.
Sabine Nuss: Das dockt sehr an an diesen Nationalismus.
Sabine Nuss: Man kann gut da andocken.
Eva Völpel: Und auch an diesem Bild, du musst es halt nur wollen und dann findest du auch
Eva Völpel: einen Arbeitsplatz. Richtig, genau.
Eva Völpel: Ja, und diese Faktenfreiheit, das spiegelt sich ja auch so ein bisschen wieder
Eva Völpel: in den Zahlen, die rumgingen, was man da angeblich einsparen kann.
Eva Völpel: Und das finde ich nochmal vor allem deswegen interessant, weil man jetzt,
Eva Völpel: kurz bevor das Gesetz verabschiedet wird, sieht, dass da überhaupt nicht nennenswert
Eva Völpel: mehr Geld eingespart wird, sondern am Ende wahrscheinlich mehr Geld in die Hand genommen werden muss.
Eva Völpel: Also im aktuellen Gesetzentwurf der Bundesregierung, da steht jetzt drin,
Eva Völpel: dass in 2026 gerade mal rund 90 Millionen Euro eingespart werden sollen durch
Eva Völpel: diese Reform und 2027 rund 70 Millionen Euro.
Eva Völpel: Und ab 2028 ist dann sogar schon eingepreist, dass es da mehr Kosten gibt.
Eva Völpel: Also kostet die Reform mehr, als sie einbringt.
Eva Völpel: Und es gibt ja mittlerweile auch viele Kommunen, die sagen, liebe Leute,
Eva Völpel: damit haben wir jetzt irgendwie hier mehr Verwaltung an den Hacken.
Eva Völpel: Wir müssen super viel nachhalten bei den Leuten, wenn wir jetzt mehr sanktionieren und so weiter.
Eva Völpel: Und das kostet natürlich alles viel mehr Geld, kostet mehr Personal,
Eva Völpel: dass das nachhalten muss. Wir werden absehbar mehr Gerichtsverfahren bekommen.
Eva Völpel: Und was ich aber eigentlich noch das wirklich größere Problem finde,
Eva Völpel: also ich meine, die Leute werden absehbar massiv in eine größere Armut und Obdachlosigkeit
Eva Völpel: gedrängt, wenn das durchgezogen wird.
Eva Völpel: Also das ist wirklich der völlige Irrsinn, den Leuten Miete und Heizkosten zu streichen.
Sabine Nuss: Also entweder in die Obdachlosigkeit oder in die Kriminalität.
Eva Völpel: Ja.
Sabine Nuss: Und wenn man die Leute nicht in der Obdachlosigkeit verhungern lassen möchte,
Sabine Nuss: brauchst du wieder eine Unterkunft für Obdachlose, musst dich auch wieder kümmern.
Sabine Nuss: Und wenn man sagt, okay, dann sollen sie halt alle kriminell werden,
Sabine Nuss: dann brauchst du wieder mehr innere Sicherheit.
Sabine Nuss: Also es ist ein Umschiften von Geldern.
Eva Völpel: Es ist ein Umschiften von Geldern und es landet jetzt vor allem bei den Kommunen
Eva Völpel: an, die sich damit jetzt auseinandersetzen müssen.
Sabine Nuss: Aber wir hatten ja, wenn ich das jetzt nochmal rekapitulieren darf,
Sabine Nuss: du hast gerade jetzt gesagt,
Sabine Nuss: es soll 2027 rund 70 Millionen einsparen, wenn man jetzt diesen Gesetzesentwurf
Sabine Nuss: da anguckt, also mit diesen Reformen, wenn ich dich richtig verstanden habe, aber im Wahlkampf 2024.
Sabine Nuss: Hattest du ja auch mal gesagt, dass die Union behauptet, man würde 30 Milliarden einsparen.
Sabine Nuss: Das ist ja ein wahnsinniger Unterschied.
Eva Völpel: Ja.
Sabine Nuss: Hä?
Eva Völpel: Also ja.
Sabine Nuss: Also es ist jetzt wirklich wahr. Es stimmt das. Man hat also 2024 behauptet,
Sabine Nuss: wir können 30 Milliarden Euro beim Bürgergeld einsparen, also der deutsche Staat.
Sabine Nuss: Und jetzt sind es aber nur noch 70 Millionen.
Eva Völpel: Ja, das ist halt immer so peu à peu runtergedimmt worden.
Sabine Nuss: Aber wieso machen die das, Eva? Warum?
Eva Völpel: Ja, also ich würde sagen, es
Eva Völpel: ist wirklich vor allen Dingen eine politische Funktion, die das erfüllt.
Eva Völpel: Also Spalten gegen die ganz da unten hetzen, Aufmerksamkeit dorthin lenken und
Eva Völpel: Entsolidarisierung vorantreiben und je mehr man sich mit dieser Union beschäftigt,
Eva Völpel: desto mehr wird einem irgendwie auch klar, das ist wirklich ein bewusst genutztes
Eva Völpel: Mittel der Union in dieser Rechtsverschiebung, in diesem Rechtskurs, den die fährt.
Eva Völpel: Und das ist halt wirklich zentral verknüpft mit diesem Projekt Sozialstaatsabbau.
Eva Völpel: Und ich muss auch sagen, leider hält die SPD da auch nicht viel gegen.
Sabine Nuss: Das erinnert mich nochmal dran, was wir auch in unserer Folge thematisiert hatten
Sabine Nuss: zu der Frage, inwiefern Sparmaßnahmen zusammenhängen mit dem Erstarken der Rechten.
Sabine Nuss: Und da möchte ich gerne an dieser Stelle nochmal darauf hinweisen,
Sabine Nuss: weil mir das zu wenig passiert.
Sabine Nuss: Wenn wir von einer Faschisierung der Gesellschaft reden, von Strategien seitens
Sabine Nuss: der Regierung, dann finden wir die vor allen Dingen bei der CDU.
Sabine Nuss: Also auch. Also vor allen Dingen mit diesem, also ich will jetzt überhaupt nicht
Sabine Nuss: hier alles mit dem Nationalsozialismus vergleichen, das finde ich auch schwierig,
Sabine Nuss: aber ich möchte nochmal kurz daran erinnern, das war ein wesentlicher Diskurs der Nazis zu sagen,
Sabine Nuss: wir sind eine Schicksalsgemeinschaft und müssen Opfer bringen für Deutschland.
Sabine Nuss: Und dieses, wir müssen Opfer bringen dafür, dass Deutschland wieder wer wird,
Sabine Nuss: das ist ja auch eine Rede von der CDU, Deutschland muss wieder jemand werden
Sabine Nuss: oder wird wieder jemand oder soll wieder werden.
Sabine Nuss: Das ist der CDU-Diskurs und dafür müssen wir in Anführungsstrichen Opfer bringen.
Sabine Nuss: Und deshalb, finde ich, hängt dieser Nationalismus auch genau mit dem zusammen,
Sabine Nuss: was du vorhin schon gesagt hast, mit dieser Leistungsideologie.
Sabine Nuss: Und in der Öffentlichkeit zu diesem ganzen Thema Faschisierung der Gesellschaft.
Sabine Nuss: Faschistoide Tendenzen, hören wir immer, finde ich, ganz viel über natürlich
Sabine Nuss: die AfD, weil die AfD radikalisiert eigentlich das, was aus der Mitte kommt,
Sabine Nuss: nur in Anführungsstrichen, lediglich, schlimm genug.
Sabine Nuss: Und wir hören viel zu dieser Leistungsideologie.
Sabine Nuss: Da wird ja auch in den Mitte-Studien immer viel dazu gesagt.
Sabine Nuss: Aber die Leistungsideologie und der Nationalismus, das sind Zwillinge.
Sabine Nuss: Also die gehören unmittelbar zusammen, das sind zwei Seiten einer Medaille.
Sabine Nuss: Und über diesen Nationalismus, den alle Parteien, also durchweg fast alle,
Sabine Nuss: bis auf, ich würde mal sagen, die Linke ist da jetzt wirklich eine Ausnahme,
Sabine Nuss: die immer wieder von die deutsche Wirtschaft muss wachsen.
Sabine Nuss: Dahinter steckt ja die deutsche Wirtschaft das Wir schon drin.
Sabine Nuss: Die distanzieren sich nicht davon. Und das ist meines Erachtens eine ganz wesentliche
Sabine Nuss: Grundlage, erstens mal der Boden, auf dem die Faschisierung gelingt,
Sabine Nuss: weil das gegenüber, dass sich faschistoide Subjekte, die darauf anspringen,
Sabine Nuss: das hatten wir ja heute schon,
Sabine Nuss: die Leute haben das natürlich gefressen, das geht es Deutschland gut,
Sabine Nuss: geht es mir gut. Die spielen da natürlich mit.
Sabine Nuss: Man muss sich nur anstrengen. Dann bringen wir das Land vorwärts.
Sabine Nuss: Und die, die es nicht tun, die müssen vernichtet werden.
Sabine Nuss: Ich spitze es jetzt absichtlich ein bisschen zu. Im Kern liegt das alles vor
Sabine Nuss: in der Mitte. Das muss die Rechte sich nicht ausdenken.
Sabine Nuss: Und deshalb ist mir das so wichtig. Deshalb möchte ich das nochmal sagen,
Sabine Nuss: dass wir immer über die AfD reden.
Sabine Nuss: Aber wir sollten über die CDU reden und über die abgeschwächteren Positionen,
Sabine Nuss: die wir auch in den anderen Parteien der Mitte finden. Das war mein Rant jetzt.
Eva Völpel: Ja, sehr gut. Da gehe ich auf jeden Fall mit. Also und klar,
Eva Völpel: ich meine, in dem Zusammenhang muss man dann auch viel stärker wieder über Klassengegensätze
Eva Völpel: und Klassenkonflikte sprechen.
Eva Völpel: Das ist ja das Bittere. Also das wird ja mit dieser ganzen Sozialstaatsdebatte
Eva Völpel: seitens der Union, wird ja genau dieser Konflikt, diese Verteilungskämpfe zwischen
Eva Völpel: unten und oben, das wird ja quasi wie aus dem Blickfeld geschoben.
Eva Völpel: Und das natürlich auch, das macht es besonders bitter zu einem Preis von massiven
Eva Völpel: menschenverachtenden Maßnahmen und einer dazugehörenden Sprache.
Eva Völpel: Also all die Hetze, die wir erleben gegen die sehr viele Menschen in diesem
Eva Völpel: Land, gegen Geflüchtete, gegen Menschen mit Migrationsgeschichte und damit zum
Eva Völpel: Teil direkt verknüpft gegen Bürgergeldbezieherinnen, gegen Armutsbetroffene.
Eva Völpel: Das sind die Leute, die halt geopfert werden.
Eva Völpel: Für diese Politik. Und ich denke dann, also wirklich bei der Bürgergeldreform, ich glaube,
Eva Völpel: das ist jetzt sehr appellativ, ja, aber dass es uns wirklich darum gehen muss,
Eva Völpel: da eine sehr solidarische Haltung zu zeigen im Kampf dagegen,
Eva Völpel: aus wirklich so simplen Gründen wie ja Menschenwürde anstand,
Eva Völpel: aber eben auch, um irgendwie dem Rechtsruck was entgegenzusetzen.
Sabine Nuss: Absolut, absolut. Und ich finde, das passiert ja auch immer mal wieder in Wellen.
Sabine Nuss: Bei der Stadtbildgeschichte hast du ja auch eine unglaublich große,
Sabine Nuss: na groß kann ich jetzt nicht so beurteilen, aber mir schien es schon auf jeden
Sabine Nuss: Fall eine Gegenbewegung feststellen können, die sich zusammengetan haben.
Sabine Nuss: Die von Merz losgetretene Stadtbilddebatte, wo er gesagt hat,
Sabine Nuss: wir haben ein Problem mit dem Stadtbild.
Sabine Nuss: Und es war im Grunde genommen jedem klar, was er damit meint,
Sabine Nuss: nämlich die Menschen mit Migrationshintergrund.
Sabine Nuss: Ich finde es toll. Ich finde es super, wenn es dann wirklich eine Solidarität
Sabine Nuss: gibt und eine große Bewegung dagegen.
Sabine Nuss: Aber ich würde mir manchmal wünschen, dass die dann auch die ökonomischen Grundlagen mit thematisiert.
Eva Völpel: Ja, da hast du auf jeden Fall einen wichtigen Punkt. Ich meine,
Eva Völpel: ich denke manchmal, viele Leute sehen sich vom Bürgergeld und der Debatte vielleicht
Eva Völpel: einfach gar nicht betroffen, denken, ich komme da nie rein und das stimmt ja
Eva Völpel: dann vielleicht für viele auch.
Eva Völpel: Aber da sollte man sich klar machen, wie ich am Anfang auch schon gesagt habe,
Eva Völpel: ja, also diese Bürgergeldreform, das ist wirklich nur der Auftakt für die Sozialstaatsreform.
Eva Völpel: Und da muss man einfach sagen, das wird sehr viele Menschen betreffen und uns
Eva Völpel: alle letztlich, Weil da geht es um Fragen wie, habe ich künftig weiterhin eine
Eva Völpel: halbwegs bezahlbare und auch gute Krankenversicherung, wobei da sicher auch Luft nach oben ist.
Eva Völpel: Was habe ich im Alter, wenn ich in die Rente gehe, was habe ich da an Geld zur
Eva Völpel: Verfügung oder muss ich künftig bis 70 arbeiten. Oder es geht auch so um die
Eva Völpel: ganzen wichtigen Themen wie die Pflege.
Eva Völpel: Also habe ich eine gute Pflege für meine Angehörigen, für Freunde oder auch
Eva Völpel: für mich selber dann später.
Eva Völpel: Also ich kann nur sagen, es sind wirklich Themen, die uns entweder ständig schon
Eva Völpel: im Alltag begegnen oder zumindest in bestimmten Lebensphasen uns intensiv begleiten.
Sabine Nuss: Ja, wir hatten über diese Kommission ja vorhin schon gesprochen und dass die
Sabine Nuss: Ideenproduktion derzeit läuft.
Sabine Nuss: Da fällt mir ein, ich habe die Monika Schnitzer, die wirtschaftsweise gesagt,
Sabine Nuss: das hat jetzt den Bereich Pflege betroffen, da kommen wir wahrscheinlich nachher
Sabine Nuss: dann auch nochmal drauf zu sprechen,
Sabine Nuss: dass das doch nicht sein kann, dass die Gemeinschaft die Pflegekosten für jemanden
Sabine Nuss: ausgibt, der meinetwegen ein Eigenheim hat.
Sabine Nuss: Dann müsste man dann schon das Eigenheim dann mal angreifen.
Sabine Nuss: Und das musst du dir jetzt mal vorstellen. Da sind irgendwelche Leute,
Sabine Nuss: die haben sich mühsam über Jahre ein kleines Eigenheim angespart und dann sollen
Sabine Nuss: die im hohen Alter da ausziehen?
Sabine Nuss: Oder wie stellen die sich das vor? Ich finde das wirklich krass.
Sabine Nuss: Und bei der Vermögensteuer...
Sabine Nuss: Wenn man sich nochmal überlegt, wie die da argumentieren, nee,
Sabine Nuss: wir können irgendwie nicht an diese Willen ran von den Reichen.
Sabine Nuss: Wir wissen auch gar nicht, wie viel Wert ist und das verstößt gegen die Privatsphäre.
Sabine Nuss: Also mit welchen Doppelstandards da schon wieder diskutiert wird und gemessen
Sabine Nuss: wird, das hat dann auch mich mal auf die Palme getrieben.
Sabine Nuss: Aber jetzt will ich hier nicht vorweggreifen, Eva. Sag mal was jetzt,
Sabine Nuss: bei der Rente, Rente ist ja auch mein Leib- und Magenthema. Ich werde ja langsam
Sabine Nuss: älter. Was passiert bei der Rente?
Eva Völpel: Ja, also bei der Rente, da sehen wir eigentlich seit geraumer Zeit schon immer wieder so die Attacke.
Eva Völpel: Also Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche, die hat ja schon öfter mal
Eva Völpel: gefordert, wir müssten alle länger arbeiten.
Eva Völpel: Und auch Merz sagt ja immer wieder, man muss den Menschen halt jetzt mal mehr abverlangen.
Eva Völpel: Und klar, bei der Rente, bei der gesetzlichen Rentenkasse, da kann man natürlich
Eva Völpel: in der Tat sagen, wir haben jetzt den Umstand, dass die ganzen Babyboomer in Rente gehen.
Eva Völpel: Wir haben demografischen Wandel und damit muss man natürlich irgendwie umgehen.
Eva Völpel: Das gibt mir nochmal die Möglichkeit, hier auf unsere schöne Rentenfolge hinzuweisen,
Eva Völpel: was nämlich alternative Rentenkonzepte angeht.
Eva Völpel: Das war die Armutszeugnisfolge Nummer 5.
Sabine Nuss: Am besten ist, ihr hört alle Folgen einfach nochmal an.
Eva Völpel: Genau.
Eva Völpel: Genau. Und jetzt ist es natürlich auch so, hatten wir ja auch schon,
Eva Völpel: also die Wirtschaft läuft nicht mehr gut.
Eva Völpel: Das schlägt natürlich auch direkt auf die Rentenkasse durch, weil die Renten...
Eva Völpel: Und die Rentenkasse, die ist ja daran gekoppelt, wie die Löhne sich entwickeln
Eva Völpel: und wie Arbeitslosigkeit sich auch entwickelt.
Eva Völpel: Und jetzt habe ich all das gesagt und man könnte ja jetzt meinen,
Eva Völpel: okay, dann steht es jetzt halt um die Ausgaben in der Rentenkasse nicht besonders
Eva Völpel: gut, die Sozialausgabenquote da steigt.
Eva Völpel: Aber das Erstaunliche ist dann tatsächlich, da haben Sebastian Dolin und Katja
Eva Völpel: Rietzler nochmal hingewiesen,
Eva Völpel: dass diese Ausgaben relativ zur Wirtschaftsleistung gemessen,
Eva Völpel: die sind in den vergangenen Jahren sogar spürbar zurückgegangen bei der Rente.
Eva Völpel: Also wir hatten 2004 die Zahl von 10,4 Prozent des BIP an Ausgaben für die Rentenversicherung
Eva Völpel: und zuletzt lag diese Zahl 2024 bei 9,4 Prozent.
Eva Völpel: Also das ist zurückgegangen. Trotzdem haben wir diese Rentendebatte.
Eva Völpel: Und im Koalitionsvertrag, da steht drin, und da jetzt wird es vielleicht erstmal
Eva Völpel: ganz kurz kompliziert, aber ich erkläre es dann,
Eva Völpel: dass die Bundesregierung bis zur Mitte der Legislatur eine, ich zitiere,
Eva Völpel: neue Kenngröße für ein Gesamtversorgungsniveau über alle drei Rentensäulen prüfen will.
Eva Völpel: Was heißt es? Wir haben ja drei Rentensäulen. Das heißt, wir haben einerseits
Eva Völpel: die gesetzliche Rentenkasse,
Eva Völpel: wir haben zweitens die Betriebsrenten, die aber ja auch nicht jeder hat und
Eva Völpel: wir haben drittens die sogenannte private Altersvorsorge, also zum Beispiel
Eva Völpel: Riester-Rente, wenn die auch nicht jeder einzahlen kann. Aber das sind so die drei Rentensäulen.
Eva Völpel: Und wenn die Bundesregierung jetzt hingeht und sagt, na, wir müssen jetzt mal
Eva Völpel: irgendwie ein bisschen anders austarieren, wie die so im Niveau zueinander stehen,
Eva Völpel: diese drei Säulen, dann kann das halt am Ende nur bedeuten, dass das,
Eva Völpel: was wir aus der gesetzlichen Rentenkasse rausbekommen.
Eva Völpel: Weiter sinken wird oder wir länger arbeiten müssen.
Eva Völpel: Und dass eben ganz klar das Ziel ist, wir müssen alle mehr privat vorsorgen.
Eva Völpel: Und in die Richtung blinkt die Bundesregierung ja schon sehr lange.
Eva Völpel: Es soll ja auch die sogenannte Frühstarterrente kommen ab 1.
Eva Völpel: Januar 2026, wenn ich mich recht erinnere.
Eva Völpel: Das heißt, alle Kinder sollen bis zu ihrem 18. Lebensjahr monatlich 10 Euro
Eva Völpel: bekommen und das sollen sie dann nehmen und in eine individuelle,
Eva Völpel: kapitalgedeckte Altersvorsorge stecken.
Eva Völpel: 10 Euro monatlich. Naja, aber ich sage mal so, 10 Euro monatlich bis zu deinem 18.
Eva Völpel: Lebensjahr, so vom Staat geschenkt. Ich glaube schon, dass da viele Leute sagen,
Eva Völpel: hey, das nehme ich mal so mit, ist ja geschenkt, das ist ja eigentlich so ganz gut.
Sabine Nuss: Aber damit werden doch nur die Vermögensverwaltungen finanziert.
Eva Völpel: Ja, genau das. Und ich meine, im Gegenzug führt Zeit dazu, dass es den Angriff
Eva Völpel: auf die gesetzliche Rentenkasse legitimiert.
Eva Völpel: Und das sagt auch Merz eigentlich sehr klar.
Eva Völpel: Der Blackrock-Kanzler, der hat nämlich mal im Zusammenhang mit der Frühstarter-Rente
Eva Völpel: gesagt, wir stellen das System um.
Eva Völpel: Und daran merkt man eben, es geht halt nicht darum, mal auch was hier so einzuführen
Eva Völpel: für die Kinder, sondern das legitimiert dann den Angriff eben auf einem anderen
Eva Völpel: Feld, auf dem Feld der gesetzlichen Rente.
Sabine Nuss: Die Merz Perspektive ist ja stark davon geprägt, dass er eben ja jahrelang Aufsichtsratschef
Sabine Nuss: war von BlackRock und BlackRock ist ja einer der weltweit größten Vermögensverwalter,
Sabine Nuss: der genau solche Gelder verwaltet,
Sabine Nuss: die zum Beispiel Pensionsfonds bei ihm anlegen und damit eigentlich Geld macht.
Sabine Nuss: Also ich will jetzt nicht direkt
Sabine Nuss: sagen, dass da ein ganz platter interessensgeleitete Politik gemacht wird,
Sabine Nuss: aber es ist natürlich trotzdem so, dass er diesen Blick hat,
Sabine Nuss: dass das doch eine total gute Sache ist, an den Aktienmärkten Geld anzulegen
Sabine Nuss: und insofern liegt es vielleicht auch ein bisschen nahe,
Sabine Nuss: dass er diese Lösung favorisiert.
Sabine Nuss: Also sag mal, wie geht es weiter, Eva? Was steht neben der Rente noch im Fokus?
Eva Völpel: Ja, ein anderes wichtiges Feld ist die Pflege. Da habt ihr sicher alle irgendwie mal mitbekommen.
Eva Völpel: Da wurde jetzt zum Beispiel die Idee geboren, den Pflegegrad 1 zu streichen.
Eva Völpel: Also das ist ja eine finanzielle Unterstützung für leichte Pflegefälle,
Eva Völpel: die zu Hause gepflegt werden.
Eva Völpel: Oder ganz neu, und du hast es ja vorhin auch schon erwähnt,
Eva Völpel: der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung von der SPD, Der war jetzt vor
Eva Völpel: kurzem im Interview der Woche beim Deutschlandfunk und der hat zum Beispiel auch davon gesprochen,
Eva Völpel: dass man sich Gedanken darum machen muss, ob nicht die Angehörigen oder die
Eva Völpel: Kinder früher finanziell einspringen müssten für die Pflege ihrer Eltern.
Eva Völpel: Im Moment ist es ja so, dass der Elternunterhalt erst greift.
Eva Völpel: Also Elternunterhalt heißt, ab wann müssen die Kinder für ihre Eltern bezahlen.
Eva Völpel: Und das greift erst gerade bei einem Jahresbrutto von 100.000 Euro.
Eva Völpel: Und du hast es ja gerade mit den Häusern gesagt. Also ich glaube,
Eva Völpel: es geht ja da weniger darum, dass alte Menschen dann aus ihren Häusern ausziehen,
Eva Völpel: weil wenn sie ins Heim müssen, müssen sie ins Heim, dann müssen sie eh ausziehen.
Eva Völpel: Aber die Idee ist ja dann, dann ist diese Immobilie geht halt nicht in die Erbmasse
Eva Völpel: ein für die Kinder, sondern die muss dann halt irgendwie verkauft werden und
Eva Völpel: das Geld geht an den Start. Und das finde ich,
Eva Völpel: Insofern halt auch total schwierig, weil man sich vorstellen kann,
Eva Völpel: was dann in Familien so passiert.
Eva Völpel: Also ich meine, dann überlegst du dir halt dreimal häufiger oder länger,
Eva Völpel: ob du Oma nicht zu Hause behältst und zu Hause pflegst.
Eva Völpel: Und das geht einerseits vielleicht auch zu Lasten von Oma, auch wenn Pflege
Eva Völpel: zu Hause für viele schöner ist.
Eva Völpel: Aber manchmal sind Punkte erreicht, da geht es besser im Heim.
Eva Völpel: Und ich meine, das geht auf der Frauen vor allen Dingen. Also die die Care-Arbeit
Eva Völpel: immer noch vor allen Dingen leisten.
Sabine Nuss: Total, klar. Also es ist ein richtiger Rückschritt auch in, wie soll ich jetzt
Sabine Nuss: sagen, in ganz, ganz alte Zeiten.
Eva Völpel: Ja, und ich meine, gut, wenn man jetzt auf die Kostenentwicklung in der Pflege
Eva Völpel: schaut, dann kann man schon feststellen, ja, die Kosten da sind gestiegen, also da ist die...
Eva Völpel: Quote im Verhältnis zum BIP angestiegen. Die lag 2004 bei 0,8 Prozent des BIP
Eva Völpel: und 2024 bei 1,5 Prozent des BIP.
Eva Völpel: Aber dahinter stehen ja Entwicklungen, die man halt einerseits nicht aufhalten kann.
Eva Völpel: Die Leute werden halt älter und es sind ja auch bewusste Entscheidungen,
Eva Völpel: dass Pflegekräfte besser bezahlt
Eva Völpel: werden sollen. Das ist ja in den letzten Jahren bewusst so passiert.
Eva Völpel: Einerseits, dass die, die da schon arbeiten, eine größere Anerkennung bekommen
Eva Völpel: für die harte Arbeit und dass mehr Leute in diesen Beruf einsteigen.
Eva Völpel: Und natürlich treibt das die Pflegekosten und die Eigenanteile auch für die
Eva Völpel: Heime unter anderem mit in die Höhe. Und klar, da würde ich schon sagen,
Eva Völpel: ist auch ein Problem zu sehen.
Eva Völpel: Also wenn die Kommunen Alarm schlagen und sagen, sie rutschen immer mehr in
Eva Völpel: die Situation, dass sie für alte Menschen auf einmal die Kosten für die Heime
Eva Völpel: übernehmen müssen, dann haben sie da einen großen Punkt.
Eva Völpel: Weil diese Eigenanteile sind halt wirklich explodiert von den Summen her.
Eva Völpel: Also im Moment zahlst du im Schnitt für einen Heimplatz im Monat irgendwie 3300 Euro.
Eva Völpel: Und das ist rasant in die Höhe gegangen und das können sich halt immer weniger Menschen leisten.
Eva Völpel: Und das heißt, die Kommunen springen dann ein und bezahlen das über die sogenannte Hilfe zur Pflege.
Eva Völpel: Also das heißt, die Sozialausgaben steigen an der Stelle.
Eva Völpel: Und ja, da müsste man sich ja in der Tat was überlegen.
Sabine Nuss: Ich möchte noch mal ganz kurz dazu sagen, weil wir permanent immer in diese
Sabine Nuss: Verteilungsstreitereien,
Sabine Nuss: Ich möchte mal ganz kurz sagen, es gibt genug Geld. Es ist genug Geld da.
Sabine Nuss: Einfach mal kurz nochmal zwischendurch luftunnen und sagen, wir müssen uns nicht
Sabine Nuss: daran beteiligen, wer von den wenigen Brotkrumen, wie viel kriegt da unten. Es ist genug Geld da.
Eva Völpel: Ja, ja, total.
Sabine Nuss: Papagei-Ende.
Sabine Nuss: Genau.
Eva Völpel: Ja, und ich glaube halt, es ist genug Geld da. Es geht um andere Wege der Finanzierung.
Eva Völpel: Und es geht zum Beispiel in der Pflege ganz massiv. Und da würde ich sagen,
Eva Völpel: das ist jetzt der Moment, wo ich sage, wir brauchen eine Sozialversicherungsreform.
Eva Völpel: Man muss wirklich in der Pflege, aber auch in der Gesundheit,
Eva Völpel: ja, also in der Pflege jetzt vielleicht erstmal eine solidarische Pflegevollversicherung
Eva Völpel: einführen. Ja, also die wirklich alle Leistungen abdeckt, die die Menschen brauchen.
Eva Völpel: Gegenzug dazu müssen halt auch alle in so eine Kasse einzahlen.
Eva Völpel: Ja, und auch im Gesundheitsbereich müssen eben alle einzahlen.
Eva Völpel: Das heißt, du musst irgendwie die private Krankenversicherung abschaffen und
Eva Völpel: du musst auch alle Einkommensarten ja in die Sicht nehmen.
Eva Völpel: Also Leute, die irgendwie wahnsinnig viel Geld darüber machen,
Eva Völpel: dass sie teure Immobilien vermieten oder über Aktien irgendwie Geld machen,
Eva Völpel: auch das muss da reinfließen.
Eva Völpel: Und ein weiteres Stichwort ist ja da oft auch, man muss diese Beitragsbemessungsgrenzen hochsetzen.
Sabine Nuss: Genau, selbst ich, die sagt, Leute, wir müssen den Kapitalismus als Ganzes angucken und überwinden.
Sabine Nuss: Ich würde sagen, es gibt auch innerhalb wirklich noch Spielraum und Möglichkeiten,
Sabine Nuss: diese krasse Ungleichverteilung zu verändern.
Sabine Nuss: Da muss man auf jeden Fall ran.
Sabine Nuss: Und ich finde sowieso schon, der Zustand jetzt der Pflege ist ja schon absolut katastrophal.
Sabine Nuss: Es ist ein bedrückendes Thema, so oder so. Wenn man dann hört,
Sabine Nuss: was da jetzt alles für Ideen kommen, wie du es jetzt gerade nochmal geschildert
Sabine Nuss: hast, da wird einem echt schlecht.
Sabine Nuss: Also das sind wirklich alles ziemlich, ich muss es jetzt mal sagen,
Sabine Nuss: unsolidarische, hartherzige Vorschläge, die da gemacht werden.
Sabine Nuss: Und das eine war ja von der SPD. Gut, da sage ich jetzt nichts mehr dazu.
Sabine Nuss: Generell, finde ich, wird ja immer mit diesem Begriff der Eigenverantwortung
Sabine Nuss: hantiert. Ja, also dass wir alle jetzt eigenverantwortlich sein müssen.
Sabine Nuss: Und ich würde immer sagen, Eigenverantwortung ist echt eigentlich eine tolle Sache.
Sabine Nuss: Aber es geht hier nicht um Eigenverantwortung und man soll ihnen dieses Wort
Sabine Nuss: nicht durchgehen lassen.
Sabine Nuss: Es geht hier eigentlich darum zu sagen, schau, wie du selber klarkommst.
Sabine Nuss: Wir lassen dich jetzt mal hier im Stich. Wir lassen dich jetzt einfach mal fallen.
Sabine Nuss: Das ist Eigenverantwortung.
Sabine Nuss: Entschuldigung, dass ich immer diese Begriffshuberei mache, aber mich nervt
Sabine Nuss: es, dass hier immer so positiv aufgeladene Begriffe, weil es ist gegen Eigenverantwortung
Sabine Nuss: überhaupt nichts einzuwenden, aber hier geht es um was ganz, ganz anderes, oder?
Eva Völpel: Ja, wir kündigen sozusagen bis zum gewissen Punkt den Sozialstaatskonsens auf.
Eva Völpel: So brüchig, der eh schon ist.
Sabine Nuss: Genau, genau. Du hast ja auch die Gesundheit beziehungsweise die Frage dann
Sabine Nuss: mit den Krankenkassen auch schon vorhin angekündigt, dass wir darüber auch nochmal reden.
Sabine Nuss: Wie schaut es denn damit aus?
Eva Völpel: Ja, Gesundheit. Auch da haben wir leider ein Potpourri der marktradikalen Forderung.
Eva Völpel: Vielleicht nur mal so zur Erinnerung, was da schon durch die Manege getrieben wurde.
Eva Völpel: Also wir sollen mehr aus eigener Tasche bezahlen, sagt auch der einflussreiche CDU-Wirtschaftsrat.
Eva Völpel: Zum Beispiel Leistung beim Zahnarzt oder beim Kieferorthopäden sollen wir künftig
Eva Völpel: mehr bezahlen oder uns eben privat dafür absichern.
Eva Völpel: Es gab ja die Vorschläge aus der Wirtschaft von dem Allianz-Chef oder aber auch von Ökonomen.
Eva Völpel: Dass man über einen Karenztag im Krankheitsfall nachdenken soll.
Eva Völpel: Also das heißt, wenn du krank wirst, dann kriegst du erst mal einen Tag lang keinen Lohn.
Eva Völpel: Und in dem Zusammenhang bin ich dann auch über einen alten Bekannten gestolpert.
Eva Völpel: Leider war die Begegnung jetzt eher nicht ganz so angenehm, nämlich Hendrik Streeck.
Sabine Nuss: Ich wusste gar nicht, dass du den kennst.
Eva Völpel: Ja, nicht persönlich. Natürlich, aber so im Sinne von in der Corona-Pandemie
Eva Völpel: haben wir alle auch den Virologen Hendrik Streeck sehr oft gehört.
Sabine Nuss: Ja, das stimmt. Ich erinnere mich.
Eva Völpel: Genau.
Sabine Nuss: Der ist jetzt irgendwie Drogenbeauftragter, oder?
Eva Völpel: Ja, der ist CDU-Mitglied, das wusste ich gar nicht und ist mittlerweile Drogen-
Eva Völpel: und Suchtbeauftragter der Bundesregierung.
Eva Völpel: Und der plädierte im September 2025 dafür, dass man jetzt Patienten halt grundsätzlich
Eva Völpel: an den Kosten der medizinischen Versorgung beteiligen muss.
Eva Völpel: Und da hat er wirklich so ein paar Schmankerl der neoliberalen Sprache rausgehauen,
Eva Völpel: die will ich euch nochmal zum Besten geben.
Eva Völpel: Eine kluge Selbstbeteiligung kann einen positiven Anreiz setzen für Prävention,
Eva Völpel: für gesunde Lebensführung, für Eigenverantwortung.
Eva Völpel: Ja, so also Hendrik Streeck. Es gehe ihm um Steuerung von Patienten,
Eva Völpel: schlank, organisiert und fair, hat er gegenüber der Rheinischen Post damals gesagt.
Eva Völpel: Und er hat dann noch eine unsolidarische Vollkasko-Mentalität im Gesundheitswesen
Eva Völpel: beklagt, Zitat, Gesundheit ist keine All-Inclusive-Dienstleistung des Staates.
Sabine Nuss: Was soll denn das heißen? All-Inclusive-Leistung des Staates?
Sabine Nuss: Das verstehe ich jetzt überhaupt nicht.
Eva Völpel: Naja, er stellt es ja so dar, als ob wir im Gesundheitssystem alles nur vom
Eva Völpel: Staat bezahlt bekommen.
Sabine Nuss: Das stimmt doch gar nicht. Wir zahlen ja alle ein. Eigentlich ist es doch gerade
Sabine Nuss: eine solidarische Idee hinter diesen Krankenkassen, wenn man jetzt mal davon
Sabine Nuss: abzieht, dass es auch private Krankenkassen gibt.
Sabine Nuss: Aber im Grunde genommen zahlen alle ihren Beitrag ein, je nach Gehalt, so und so hoch.
Sabine Nuss: Und daraus werden dann die Leistungen finanziert. oder habe ich jetzt irgendwas
Sabine Nuss: verschlafen, irgend so eine Reform der letzten Jahre möglicherweise.
Eva Völpel: Nee, nee, das ist so. Aber du hast ja mittlerweile ganz viele Bereiche,
Eva Völpel: wo wir dann extra nochmal zuzahlen müssen.
Eva Völpel: Es ist ja ganz viel immer aus diesem Leistungskatalog rausgeflogen der Kassen.
Eva Völpel: Also Brillen selber bezahlen, Zahnersatz selber bezahlen.
Eva Völpel: Zuzahlung zu Medikamenten. Wir hatten mal die Praxisgebühr, die ist dann wieder abgeschafft worden.
Sabine Nuss: Die soll ja auch wieder eingeführt werden.
Eva Völpel: Die soll ja auch wieder eingeführt werden. Überlegt man zumindest,
Eva Völpel: sind ja alles noch so Überlegungen. Wir haben ja überall Zuzahlungen,
Eva Völpel: Zuzahlungen, wenn du in die Reha gehst, Zuzahlungen bei Krankenhausaufenthalten.
Eva Völpel: Das ist halt die Stoßrichtung.
Eva Völpel: Also die wollen, dass wir mehr aus eigener Tasche noch dazu finanzieren und
Eva Völpel: das deswegen sozusagen dann versucht werden kann und sollte,
Eva Völpel: entweder die Sozialbeiträge zu deckeln, also einzufrieren oder dass sie irgendwann auch sinken.
Eva Völpel: Also die sogenannten berühmten Lohnnebenkosten von denen, was wir schon hatten.
Sabine Nuss: Ja, davon hat aber niemand was, diese Lohnnebenkosten zu deckeln oder abzusenken.
Sabine Nuss: Also ich meine das Kapital, was auf dem Weltmarkt, international wettbewerbsfähig ist, bla bla.
Sabine Nuss: Aber wir, ja, also vom Ergebnis her meine ich jetzt.
Sabine Nuss: Das führt ja zu Leistungskürzungen, total klar, aber das passt ja auch total
Sabine Nuss: gut zusammen zu einem anderen Diskurs, der da vor kurzem losgetreten wurde,
Sabine Nuss: nämlich, dass wir alle viel zu oft zum Arzt gehen.
Sabine Nuss: Sowieso, oder? War doch neulich auch was, was durch alle Medien ging.
Sabine Nuss: Wer auch immer, muss wieder irgendjemand von der CDU gewesen sein,
Sabine Nuss: wo es hieß, dass die Deutschen überdurchschnittlich viel zum Arzt gehen.
Sabine Nuss: Wo ich gleich überlegt habe, okay, bei den nächsten Zahnschmerzen werde ich
Sabine Nuss: mir das irgendwie ersparen und für Deutschland lieber ein paar Ibuprofens schlucken.
Sabine Nuss: So sollen wir das funktionieren.
Eva Völpel: Ich finde, du bist sehr konstruktiv, Sabine. Sehr gut. Herr Merz wäre stolz auf dich.
Eva Völpel: Aber Spaß beiseite vielleicht zu den Kosten im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung.
Eva Völpel: Nochmal so ein ganz kurzer Blick.
Eva Völpel: Da ist es nämlich tatsächlich so, die sind so ein bisschen deutlicher gestiegen.
Eva Völpel: Also die Quote der Ausgaben gemessen am BIP, die lag 2004 bei 6 Prozent und 2024 bei 7,5 Prozent.
Eva Völpel: Und ich fand jetzt einen interessanten Punkt, auf den Sebastian Duhlin,
Eva Völpel: den hatte ich jetzt heute auch schon mal erwähnt, hingewiesen hatte im Podcast
Eva Völpel: System relevant der Böckler Stiftung.
Eva Völpel: Der hat nämlich verschiedene Sachen so dazu gesagt, unter anderem,
Eva Völpel: dass wir in Deutschland im internationalen Vergleich pro Kopf deutlich mehr
Eva Völpel: ausgeben für Gesundheitsleistung als in vielen anderen Ländern,
Eva Völpel: aber trotzdem die Leistung allenfalls mittelmäßig sind.
Eva Völpel: Das finde ich ist schon mal auch ein interessanter Punkt eigentlich,
Eva Völpel: sich zu überlegen, aha, was läuft denn in diesem Gesundheitssystem vielleicht
Eva Völpel: an anderen Stellen nicht so sonderlich gut. Und er spricht dann,
Eva Völpel: Über mehrere Punkte, aber unter anderem betont er vor allen Dingen einen Aspekt,
Eva Völpel: nämlich die Explosion der Medikamentenpreise, nenne ich das jetzt mal.
Eva Völpel: Ich weiß nicht, ob er von Explosionen spricht, aber Medikamentenpreise ist ein
Eva Völpel: großes Thema, denn die Medikamentenpreise, die liegen bei uns nämlich so ungefähr
Eva Völpel: 1,5 Mal so hoch wie im europäischen Durchschnitt.
Eva Völpel: Und ich finde das deswegen interessant, weil das einfach dann zeigt,
Eva Völpel: das ist ein Kostentreiber unter anderem im Gesundheitssystem.
Eva Völpel: Und das ist ja einfach sozusagen ein Link zu einem sehr spannenden Thema,
Eva Völpel: auch sehr kompliziert, aber das Thema, wie eigentlich große Pharmakonzerne Marktmacht
Eva Völpel: ausnutzen und Preise setzen.
Eva Völpel: In diesen ganzen Fragen, wie teuer werden denn eigentlich Medikamente eingekauft?
Sabine Nuss: Genau, das war auch mein erster Gedanke, als du das gerade gesagt hast,
Sabine Nuss: dass man dann mal einen Blick in die Pharmaindustrie werfen sollte.
Sabine Nuss: Wir haben jetzt auf den Bereich der Sozialversicherung geguckt,
Sabine Nuss: haben uns dann Rente, Pflege, Krankenkasse und unter dem Motto Katalog der Grausamkeiten
Sabine Nuss: kurz mal angedippt jeweils.
Sabine Nuss: Aber du hast ja auch davon gesprochen, dass es neben diesen Leistungen steuerfinanzierte
Sabine Nuss: Sozialleistungen gibt, neben dem Bürgergeld, die auch ins Visier genommen werden.
Sabine Nuss: Was hast du dazu noch zusammengetragen?
Eva Völpel: Genau, also einen kleinen Bereich hatten wir ja schon angetippt,
Eva Völpel: als wir gesprochen haben über die Kosten für die Heimpflege,
Eva Völpel: die so steigen, weil die Menschen sich das einfach nicht mehr leisten können.
Eva Völpel: Aber ein besonderer Dorn im Auge von Herrn Merz, das ist zum Beispiel der Bereich
Eva Völpel: Kinder- und Jugendhilfe und auch die Eingliederungshilfe.
Eva Völpel: Das hatte ich ja auch schon ganz kurz erwähnt, aber das möchte ich nochmal hier
Eva Völpel: kurz auch aufrufen, weil da wird es besonders absurd und ich finde auch besonders heftig.
Eva Völpel: Also zur Kinder- und Jugendhilfe, da gehören ganz viele Bereiche zu,
Eva Völpel: unter anderem auch schon kurz erwähnt der große Posten des Ausbaus der Kitas
Eva Völpel: und da muss man sich klar machen, dass diese gestiegenen Kosten ja auch gewollt waren.
Eva Völpel: Also die Kommunen haben ja Gelder vom Bund bekommen, um eben die Kitas auszubauen und das ist
Eva Völpel: Jetzt auch ein Projekt, was ansteht beim Ganztagsausbau in den Schulen,
Eva Völpel: der übrigens ja auch mit einem Rechtsanspruch hinterlegt ist.
Eva Völpel: Und dann muss man sich irgendwie so ein bisschen erstaunt fragen,
Eva Völpel: was will uns Herr Merz damit eigentlich sagen? Will er jetzt zum Beispiel in
Eva Völpel: dem Bereich irgendwas zurückdrehen?
Eva Völpel: Also doch weniger irgendwie Betreuungsausbau.
Eva Völpel: Vielleicht passt das besser zu seinem konservativen Familienbild, ich weiß es nicht.
Eva Völpel: Aber was ich auch noch irgendwie wirklich heftig finde, ist,
Eva Völpel: sich nochmal so klar zu machen.
Eva Völpel: Ich meine, wenn wir darüber hinaus auf diese Bereiche gucken,
Eva Völpel: Jugendarbeit, Jugendhilfe, Jugendsozialarbeit, dann regt mich das wirklich auf,
Eva Völpel: weil alle Studien der letzten Zeit sagen,
Eva Völpel: diese Jugend gerät zunehmend unter Druck.
Eva Völpel: Die haben psychische Probleme, die anwachsen und zwar massiv seit der Corona-Pandemie.
Eva Völpel: Die leiden viel stärker unter Einsamkeit.
Eva Völpel: Die leiden unter den Folgewirkungen auch von einem bestimmten Social-Media-Konsum.
Eva Völpel: Die machen sich Angst um ihre Zukunft, die Klimakrise.
Eva Völpel: Die haben keine Kohle, um irgendwie ihre Wohnungen zu bezahlen,
Eva Völpel: wenn sie irgendwo hingehen, studieren, Ausbildung machen.
Eva Völpel: Also eine Jugend, die mehr und mehr in die Krise rutscht und durchsucht.
Eva Völpel: Da denke ich mir dann halt so, ja okay, und da will Merz jetzt auch ran oder
Eva Völpel: was und Kosten einsparen.
Eva Völpel: Oder der Bereich Eingliederungshilfe, Menschen mit Behinderung.
Eva Völpel: Da ist es einfach auch aus dem Grund nochmal besonders bitter,
Eva Völpel: weil es wieder ein Beispiel dafür ist, wie man Angriffe startet auf Leistungen
Eva Völpel: für Menschen, deren Teilhabemöglichkeiten an der Gesellschaft ja eh wirklich
Eva Völpel: noch viel Luft nach oben haben.
Eva Völpel: Und wo es auch wieder um eine Gruppe geht, die keine große sichtbare Lobby hat
Eva Völpel: oder keine so große sichtbare Lobby.
Eva Völpel: Und leider musste ich feststellen, dass Herr Merz mit diesen Forderungen in
Eva Völpel: dem Bereich auch nicht so richtig alleine dasteht, sondern auch der Oberbürgermeister Burkhard Jung,
Eva Völpel: also der ist in Leipzig Oberbürgermeister von der SPD und hatte im Interview
Eva Völpel: im Deutschlandfunk auch schon gesagt, naja,
Eva Völpel: ich paraphrasiere das jetzt mal ein bisschen, Man müsse sich quasi ehrlich machen,
Eva Völpel: auch im Bereich der Eingliederungshilfen, also was da wirklich noch finanziert werden kann.
Sabine Nuss: Er hat bestimmt gesagt, was wir uns da noch leisten können, oder?
Sabine Nuss: Die sprechen ja alle in diesem von wir.
Eva Völpel: In dem Fall würde ich da jetzt nicht die Hand für uns vorher legen,
Eva Völpel: aber ja, oft passiert das so, genau.
Sabine Nuss: Aber bei dem, Entschuldigung, was diese Kinder- und Jugendhilfethematik angeht,
Sabine Nuss: da hat ja Merz in einer Talkshow vor ein paar Wochen gesagt und versucht zu
Sabine Nuss: erklären, warum er eigentlich so empfindlich ist, wenn es um Kinder geht,
Sabine Nuss: also so ein Herz für Kinder hat.
Sabine Nuss: Und er vermutet, es liegt daran, dass er der erste Kanzler ist, der Kinder hat.
Sabine Nuss: Und dann habe ich gedacht, Frau Merkel hat doch auch Kinder,
Sabine Nuss: oder? Ich meine, okay, doch, sie hat auch Kinder, sie hat Stiefkinder.
Eva Völpel: Ach so, okay, siehst du mal, wusste ich gar nicht.
Sabine Nuss: Und da fragst du dich, genau, das fand ich aber interessant,
Sabine Nuss: dass das tatsächlich nicht als eigene Kinder verstanden wird.
Sabine Nuss: Und es gibt, glaube ich, noch jemanden, wo das eine ähnliche Konstellation ist,
Sabine Nuss: weiß ich jetzt nicht mehr, wer das war. Aber er stellt sich auf jeden Fall als
Sabine Nuss: jemand dar, der ein besonders großes Herz für Kinder hat. Das finde ich immer interessant.
Sabine Nuss: Aber okay, wir sind da jetzt durch dieses, ich sage es nochmal,
Sabine Nuss: Kabinett des Grauens durchgegangen.
Sabine Nuss: Und ich möchte jetzt gerne mal was machen, womit ich immer konfrontiert werde.
Sabine Nuss: Wenn ich die Welt erkläre, wird am Ende immer gefragt, und was kann man dagegen
Sabine Nuss: tun? Meine Lieblingsfrage.
Sabine Nuss: Eva, gebe ich dir jetzt gerne mit zurück.
Eva Völpel: Okay, ja.
Sabine Nuss: Was hast du denn für Ideen, jetzt auch für die weitere, welche Takeaways nehmen
Sabine Nuss: wir jetzt daraus mit, für die politische Debatte oder für die Praxis und der
Sabine Nuss: Gegenwehr des Widerstands?
Sabine Nuss: Du hast ja schon gesagt, aktivistischer Sound hier in der Folge, zu Recht, ja. Sag mal.
Eva Völpel: Also ich glaube erstens, es ist total wichtig, dass wir über Abwehrkämpfe hinauskommen
Eva Völpel: in dieser ganzen Auseinandersetzung. Und dass wir daran arbeiten müssen,
Eva Völpel: den Leuten und uns alle mitgemeint tatsächlich einen Entwurf hier zu geben,
Eva Völpel: zu erarbeiten, was sind die besseren Alternativen für einen anderen Sozialstaat,
Eva Völpel: für andere soziale Infrastrukturen und wie wollen wir leben.
Eva Völpel: Ich habe es ja schon gesagt, die ganzen Bereiche betreffen letztendlich sehr, sehr viele Menschen.
Eva Völpel: Gesundheit, Pflege, Rente und es betrifft ja auch viele Beschäftigte,
Eva Völpel: die in diesen Bereichen arbeiten. und es betrifft uns auch in den Kommunen an
Eva Völpel: vielen Stellen, Kinder- und Jugendhilfe, Eingliederungshilfen und so weiter.
Eva Völpel: Also es ist ein breites Feld, wo wir breite Bündnisse schließen müssen.
Eva Völpel: Ja, und da habe ich auch so ein bisschen so einen Hoffnungsschimmer gehabt,
Eva Völpel: beziehungsweise man hat so mitbekommen, wie kann ein anderes politisches Projekt
Eva Völpel: auch wirklich mal so ein bisschen abheben und die Leute mitnehmen.
Eva Völpel: Und da geht es natürlich um den wichtigen Sieg von Soran Mamdani in New York,
Eva Völpel: der die Bürgermeisterwahlen da gewonnen hat.
Eva Völpel: Ja, und wenn man darauf guckt, mit welchen Themen der gepunktet hat bei Leuten,
Eva Völpel: dann sind es Themen wie Mietendeckel, kostenlose Kinderbetreuung,
Eva Völpel: kostenloser Nahverkehr, sozialer Wohnungsbau.
Eva Völpel: Und das ist halt ein ganz klarer Fokus auf die Lebenshaltungskosten der Menschen
Eva Völpel: und eine bessere öffentliche soziale Infrastruktur.
Eva Völpel: Und ich glaube, daran sollten wir uns auf jeden Fall ein Beispiel nehmen.
Eva Völpel: Ein zweites Take-away ist für mich, wir müssen auf die Finanzierungskonzepte natürlich schauen.
Eva Völpel: Das ist jetzt auch nichts besonders Neues, aber man muss es einfach immer wieder sagen.
Eva Völpel: Wir brauchen eine Vermögensteuer, wir brauchen auch eine andere Erbschaft- und
Eva Völpel: Schenkungssteuer und die Leute in diesem Land, die kleine Elite,
Eva Völpel: die wirklich wahnsinnig exzessiven
Eva Völpel: Reichtum hat, die muss anders in die Verantwortung genommen werden.
Eva Völpel: Wir brauchen aber auch eine grundlegende Reform der Schuldenbremse,
Eva Völpel: über die haben wir heute gar nicht gesprochen, aber die ist natürlich ein totales
Eva Völpel: Zwangskorsett und wenn man nämlich jetzt guckt auf die Finanzplanung des Bundes
Eva Völpel: für die Jahre 2027 bis 2029,
Eva Völpel: dann sieht man halt,
Eva Völpel: Da klafft noch eine wirklich riesige Finanzierungslücke. Und das bedeutet natürlich,
Eva Völpel: dass diese Lücke ständig die Debatte für Sozialkürzungen antreiben wird.
Eva Völpel: Also nicht die Lücke wird es tun, sondern die PolitikerInnen.
Eva Völpel: Und von daher, knapp gesagt, müssen wir halt irgendwie endlich ran,
Eva Völpel: dass dieses Zwangskorsett der Schuldenbremse fällt und man vernünftig investieren
Eva Völpel: kann in Klimainvestitionen, in Schulen, Kitas, was weiß ich alles.
Eva Völpel: Und da ist ja gerade auch eine Reformkommission eingesetzt worden für die Schuldenbremse
Eva Völpel: und das wäre sehr wichtig, das auch irgendwie massiv politisch zu begleiten.
Eva Völpel: Und drittens finde ich tatsächlich, das begegnet mir in meiner Arbeit immer wieder,
Eva Völpel: der Blick auf die Kommunen und deren finanzielle Lage ist total wichtig,
Eva Völpel: weil man muss sich schon klar machen, die stehen gerade wirklich mit dem Rücken
Eva Völpel: zur Wand und selbst so vormals reichere Kommunen,
Eva Völpel: die bekommen gerade ihren Haushalt überhaupt nicht mehr gestemmt und auch die
Eva Völpel: fangen schon an mit Leistungskürzungen.
Eva Völpel: Und noch dazu haben die Kommunen ja diesen wahnsinnigen Investitionsstau,
Eva Völpel: den sie seit Jahren vor sich herschieben. Auch die Länder haben das übrigens.
Eva Völpel: Nicht ganz in der Größe, aber die haben auch Investitionsprobleme.
Eva Völpel: Und jetzt hat man ja gerade irgendwie mitbekommen, dass es wieder mal einen
Eva Völpel: Brandbrief gab, nämlich aller 13 Oberbürgermeister der Landeshauptstädte.
Eva Völpel: Und ich finde schon, man kann feststellen, der Ton von denen wird dann in bestimmter
Eva Völpel: Weise auch immer drängender, weil die Lage in den Kommunen wirklich dramatisch
Eva Völpel: ist, was so die Finanzierungsdefizite angeht.
Eva Völpel: Und die sagen zum Beispiel, es muss ganz lückenlos das Prinzip gelten,
Eva Völpel: wenn der Bund Gesetze erlässt, die dazu führen, dass bei den Kommunen die Ausgaben
Eva Völpel: steigen, dann muss der Bund das auch lückenlos bezahlen.
Eva Völpel: Also das ist diese Debatte, wer bestellt, der bezahlt.
Eva Völpel: Und das ist halt im Moment nicht der Fall. Und das heißt, die Kommunen bleiben
Eva Völpel: mit ganz vielen Kosten sitzen,
Eva Völpel: wo der Bund halt sagt, wir reformieren jetzt das Wohngeld, aber die Kommunen
Eva Völpel: kriegen dann nicht irgendwie mehr Personal dafür finanziert,
Eva Völpel: obwohl die Gruppe der Leute, die Wohngeldanspruch bekommen, größer wird.
Eva Völpel: Oder die Kommunen kriegen die Steuerausfälle nicht komplett gegenfinanziert, die da dreuen.
Eva Völpel: Also die Unternehmenssteuersenkung hatten wir ja auch schon angetippt hier in der Sendung.
Eva Völpel: Da bekommen sie die Ausfälle zwar vom Bund gegenfinanziert, aber wir diskutieren
Eva Völpel: ja gerade auch über weitere Steuersenkungen im Bereich der Gastronomie.
Eva Völpel: Also Umsatzsteuer soll da gesenkt werden und die Pendlerpauschale soll erhöht werden.
Eva Völpel: Und das sorgt halt bei den Kommunen immer weiter für Einnahmeausfälle,
Eva Völpel: weil die Steuern zurückgehen.
Eva Völpel: Und da finde ich es schon auf jeden Fall ein wichtiger Punkt.
Eva Völpel: Das ist jetzt so ein bisschen klein klein, aber es ist halt wichtig zu sagen,
Eva Völpel: hey, na klar, die Kommunen müssen irgendwie, wenn sie Steuerausfälle haben,
Eva Völpel: wegen irgendwas, was der Bund beschließt, dann muss der Bund das vernünftig bezahlen.
Sabine Nuss: Du hast jetzt selber heute zweimal diesen SPD-Bürgermeister zitiert.
Sabine Nuss: Das sieht mir jetzt nicht so aus, als ob diese Forderung von sehr vielen Parteiangehörigen
Sabine Nuss: der SPD und der CDU sich irgendwie durchsetzen würde.
Sabine Nuss: Also es sind ja extreme Interessenskonflikte zwischen der kommunalen Ebene und
Sabine Nuss: der Bundesebene, die aber innerhalb der Parteien ausgeführt werden müssen.
Sabine Nuss: Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie...
Sabine Nuss: Also eigentlich müssten die geschlossen aus ihren jeweiligen Parteien austreten
Sabine Nuss: und in die Partei Die Linke eintreten.
Sabine Nuss: Dann fände ich das einigermaßen glaubwürdig.
Sabine Nuss: Aber ich meine, wo wir jetzt gerade bei der SPD sind,
Sabine Nuss: es ist jetzt die SPD als Sozialdemokratie, ich weiß ja sowieso nicht,
Sabine Nuss: wer da überhaupt noch irgendjemand dran glaubt, hätte man auch schon vor viel
Sabine Nuss: längerer Zeit mal in Frage stellen dürfen, was wir von der SPD noch zu erwarten haben.
Sabine Nuss: Also auch genau bei dieser ganzen Bürgergelddebatte hat sich ja Bärbel Baas.
Eva Völpel: Die Bundesarbeitsministerin, die SPD.
Sabine Nuss: Bundesarbeitsministerin Bärbel Baas, stark auf diesem Feld dieser bandenmäßigen
Sabine Nuss: Sozialleistungsmissbrauch da gestürzt und hat da harte Hand gezeigt, sage ich jetzt mal so.
Sabine Nuss: Klar, also das gibt dieses Phänomen, okay, aber statt den Blick darauf zu lenken,
Sabine Nuss: wie dort die Leute unter welchen krassen unwürdigen Bedingungen,
Sabine Nuss: die in diesen Schrottimmobilien leben müssen,
Sabine Nuss: ist quasi eher das in den Vordergrund gestellt worden, dass da schon wieder
Sabine Nuss: Leute aus dem Ausland kommen und das Sozialsystem ausnutzen.
Sabine Nuss: Also die SPD ist jetzt da nicht unbedingt ein zuverlässiger Träger dieser ganzen
Sabine Nuss: politischen Forderungen.
Sabine Nuss: Deshalb weiß ich nicht genau, wer soll die politische Kraft sein,
Sabine Nuss: die dieses, wie du das jetzt genannt hast, klein klein, weil sich das ja auf
Sabine Nuss: Dinge bezieht, die auf dieser Ebene umgesetzt werden müssen,
Sabine Nuss: wer könnte die Kraft sein?
Eva Völpel: Du hast zum einen völlig recht, dass jetzt SPD-Oberbürgermeister oder SPD-Politiker
Eva Völpel: in den Kommunen und Ländern natürlich da irgendwie zerrissen sind.
Eva Völpel: Also ich meine, die machen ja schon sehr klar Front gerade an dieser Stelle.
Eva Völpel: Der Bund muss die Steuerausfälle kompensieren und auf der anderen Seite sind
Eva Völpel: sie aber auch dann mit dabei zu sagen, ja, wir müssen tatsächlich an die Sozialleistungssysteme
Eva Völpel: ran in den Kommunen. Ist ein Problem.
Eva Völpel: Und ich glaube, es ist sowieso ein Problem, wenn wir denken,
Eva Völpel: wir erwarten jetzt irgendwie einfach was von irgendwelchen einzelnen Personen,
Eva Völpel: die jetzt als SPD-Überbürgermeister irgendwo sind oder sonst wo.
Eva Völpel: Also die Antwort kann ja nur sein, dass wir uns organisieren und mehr organisieren.
Eva Völpel: Also als ich vorhin gesagt habe, breite Bündnisse, da geht es mir eher tatsächlich
Eva Völpel: um Schulterschluss in der breiten gesellschaftlichen Linken.
Eva Völpel: Jetzt in dieser ganzen Frage nicht nur Abwehr dieser Angriffe auf den Sozialstaat,
Eva Völpel: sondern was setzen wir dem entgegen? Und da gibt es ja auch viel,
Eva Völpel: was schon diskutiert worden ist.
Eva Völpel: Also eine bessere, andere Pflege, eine Care Revolution zum Beispiel als einen Punkt.
Eva Völpel: Und ich meine damit tatsächlich, dass es gelingen müsste und zum Teil wird daran
Eva Völpel: ja auch schon gearbeitet, zum Beispiel in Berlin, wo es ja schon die ganze Zeit
Eva Völpel: Kürzungen gibt, dass die verschiedenen Akteure, die als BürgerInnen betroffen sind von Kürzungen.
Eva Völpel: Aber auch als jemand, der in Bereichen dort arbeitet, in weiß ich nicht,
Eva Völpel: der Jugendhilfe, in den Schulen, in den Kitas, in der Sozialhilfe.
Eva Völpel: Ein Daseinsvorsorger im Ganzen, die Leute, wir alle letztendlich müssten Träger
Eva Völpel: von solchen Bewegungen sein.
Sabine Nuss: Mhm, mhm.
Sabine Nuss: Gut, Eva, liebe Zuhörerinnen und liebe Zuhörer, das ist dann eine Folge,
Sabine Nuss: wenn Eva sie macht, wenn sie spontan und quick und dirty sein soll.
Sabine Nuss: Ich finde das großartig.
Sabine Nuss: Das sage ich jetzt nur nochmal, damit ihr euch nicht wundert,
Sabine Nuss: was jetzt an dieser Folge denn jetzt so anders gewesen sein soll.
Sabine Nuss: Es ist tatsächlich ein Überblick gewesen, der aber sehr, wie ich finde,
Sabine Nuss: informativ ist und eigentlich so ein bisschen der Einstieg sein kann.
Sabine Nuss: Also wir werden bestimmt auch öfter nochmal auf diese Folge verweisen in der
Sabine Nuss: Zukunft für das, was wir künftig wahrscheinlich leider immer wieder mal aufrufen werden.
Sabine Nuss: Eva, danke dafür und hast du ein Mitbringsel dabei?
Eva Völpel: Nee, da bin ich jetzt ganz kurz.
Sabine Nuss: Okay, das habe ich jetzt davon.
Sabine Nuss: Genau, ich habe eigentlich kein klassisches Mitbringsel im Sinne von,
Sabine Nuss: ich habe irgendwie was mitgebracht oder so, aber ich würde gerne nochmal an
Sabine Nuss: die ZuhörerInnen eine Frage stellen und vielleicht,
Sabine Nuss: ihr könnt uns ja wie immer E-Mails schreiben unter der E-Mail-Adresse armutszeugnis-at-rosalux.org.
Sabine Nuss: Und zwar hatte ich mir auch bei dieser Folge gedacht, eigentlich ist es sehr
Sabine Nuss: wahrscheinlich ein bisschen Eule nach Athen tragen, weil ich vermute mal,
Sabine Nuss: die, die uns hier zuhören, sind schon Töne.
Sabine Nuss: Ich sage jetzt mal sehr gesellschaftskritisch im Sinne von links.
Sabine Nuss: Wir müssen jetzt, glaube ich, hier niemanden, der uns zuhört,
Sabine Nuss: davon überzeugen, dass Sozialstaatsabbau eine gruselige Sache ist und so weiter und so fort.
Sabine Nuss: Und ich habe eigentlich zwei Sachen auf dem Herzen. Das eine ist,
Sabine Nuss: wie geht ihr eigentlich damit um, wenn ihr in den Nachrichten meinetwegen in
Sabine Nuss: der Küche irgendwie was kocht und plötzlich hört ihr dann auf Deutschlandfunk
Sabine Nuss: Kultur oder sonst irgendwo, was jetzt da an schlimmen Sachen wiederkommen soll.
Sabine Nuss: Wie zum Beispiel dieser Karenztag, dass man eben einen Tag Krankschreibung nicht
Sabine Nuss: mehr finanziert kriegt oder wie das war.
Sabine Nuss: Oder dass man Pflegeleistung ein Jahr nicht mehr und so weiter und so fort.
Sabine Nuss: Ich zuck da immer ein bisschen zusammen und kriege richtig Schiss.
Sabine Nuss: Wie geht ihr damit um? Wie geht ihr mit diesen düsteren und dunklen Zeiten um?
Sabine Nuss: Das würde mich erstens interessieren.
Sabine Nuss: Und das Zweite, was mich interessieren würde, ist es wirklich so Eulen nach
Sabine Nuss: Athen tragen? Denkt ihr, erzähl mir was anderes?
Sabine Nuss: Gibt es noch andere Neuigkeiten? Oder was ist das von dem, was wir da behandeln,
Sabine Nuss: für euch trotzdem hilfreich?
Sabine Nuss: Oder wovon hättet ihr dann auch in dieser Richtung mehr? Das würde mich nochmal
Sabine Nuss: interessieren. Das ist also quasi eine Umfrage mit Pringsel.
Eva Völpel: Finde ich gut, ja.
Sabine Nuss: Okay. Gut, damit sagen wir Tschüss und danke fürs Zuhören.
Eva Völpel: Ja, dankeschön und macht's gut. Bis zur nächsten Folge.
Sabine Nuss: Auf Wiederhören.
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