#14: Klimakrise: Wie Privateigentum den Planeten verwüstet

Shownotes

Der weltweite Ausstoß von CO2 geht vor allem auf das Konto der Superreichen. Die reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung verursachen die Hälfte aller weltweiten CO2-Emissionen. Das ist nicht neu. Weniger im Fokus der öffentlichen Debatte steht, dass die wirtschaftlichen Aktivitäten der Milliardäre wesentlich problematischer sind als ihre Luxusjachten und Privatjets. Der Großteil der Emissionen des reichsten 1 Prozent der Bevölkerung stammt aus ihren Investitionen in klimaschädliche Unternehmen. Möglich macht das die herrschende Ordnung, die auf Privateigentum beruht. Aber wie funktioniert die genau, wieso reichen Instrumente der Umverteilung nicht aus und wie könnte mehr Demokratie in der Wirtschaft den Planeten retten? Darüber sprechen wir in dieser Folge. Im Interview: Leonie Petersen, Referentin für sozial-ökologische Transformation bei Oxfam.

Schreibt uns an: armutszeugnis@rosalux.org

Hinweis: Bei 06:20 Min. stellt Sabine den Vergleich zwischen Milliardär*innen und durchschnittlichem Mensch auf, es fehlt allerdings die zeitliche Referenz, vollständig muss es heißen: «50 der reichsten Milliardärinnen und Milliardäre der Welt verursachen Oxfam zufolge durch ihre Investitionen, Privatjets und Yachten in 90 Minuten im Mittel mehr Treibhausgase als ein Mensch im weltweiten Durchschnitt in einem ganzen Leben.»

Shownotes:

"Die tödlichen Folgen der Klimakrise: Wie die Emissionen der reichsten Deutschen die Klimakatastrophe vorantreiben", Oxfam, 13. Februar 2025

"Milliardär*innen verursachen in 90 Minuten mehr Treibhausgase als der Durchschnitt in einem ganzen Leben", Oxfam, 28. Oktober 2024

Website des französischen Ökonomen Lucas Chancel mit seinen Studien zu sozialer Ungleichheit und CO2-Ausstoß Report der NGO Urgewald über die weltweiten Investments in die fossile Industrie

Wie Konzerne mit Investitionsschutzklagen (ISDS-Verfahren) Klimaschutz sabotieren, zeigt dieser globale Tracker: Global ISDS Tracker | How Corporate Courts Threaten Our Future

Mitbringsel:

Future Histories-Folge mit Tadzio Müller zu solidarischem Preppen im Kollaps

Alle Podcasts der Rosa-Luxemburg-Stiftung: www.rosalux.de/podcasts

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Transkript anzeigen

Eva Völpel: Hallo und herzlich willkommen zu unserer 14. Folge von Armutszeugnis,

Eva Völpel: dem Wirtschaftspodcast der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Hallo Sabine.

Sabine Nuss: Hallo Eva.

Eva Völpel: Wir begrüßen euch ganz herzlich zu einer weiteren Folge.

Eva Völpel: Wir wollen heute nochmal über das Thema Klimawandel sprechen,

Eva Völpel: aber unter einem ganz anderen Blickwinkel.

Eva Völpel: Ihr erinnert euch vielleicht, dass wir in der letzten Folge vor allem eingegangen

Eva Völpel: sind auf das, was uns jetzt unter einer unionsgeführten Regierung beim Thema

Eva Völpel: Klimawandel erwarten wird.

Eva Völpel: Das heißt, da ging es vor allem um die herrschenden Antworten,

Eva Völpel: um ein Mehr an Marken, was uns da leider erwarten wird.

Eva Völpel: Und heute nehmen wir mal einen ganz anderen Blickwinkel ein.

Eva Völpel: Wir wollen nämlich nochmal ein bisschen tiefer gehend einsteigen in die Analyse

Eva Völpel: der Probleme und vor allem auch auf alternative Antworten schauen.

Eva Völpel: Und ich freue mich sehr, Sabine, und bin gespannt, was du uns da mitgebracht hast.

Eva Völpel: Aber bevor du loslegst, muss ich mal sagen, dass mich bei dem Thema Klima und

Eva Völpel: Ungleichheit wirklich just zu Beginn des Jahres eine Zahl angesprungen hat,

Eva Völpel: die wurde mir so in die Timeline reingespült.

Eva Völpel: Das war nämlich zehn Tage, nachdem das neue Jahr begonnen hatte und da ging

Eva Völpel: eine Zahl sozusagen durch die Welt, dass Oxfam, eine Entwicklungsorganisation,

Eva Völpel: über die wir heute ja auch nochmal sprechen werden.

Eva Völpel: Die hat damals gesagt, nach gerade einmal zehn Tagen haben die reichsten ein

Eva Völpel: Prozent der Weltbevölkerung ihren fairen Anteil am CO2-Budget bereits verbraucht

Eva Völpel: und Menschen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung wären da im Schnitt erst

Eva Völpel: nach fast drei Jahren. Und das sind,

Eva Völpel: Verrückte Zahlen und oft geht es einem ja so, dass man da so drüber weggeht.

Eva Völpel: Also irgendwie so, ja, wir haben viele Zahlen, auch wenn wir uns gerade mit

Eva Völpel: dem Thema beschäftigen.

Eva Völpel: Aber mir geht es dann so, wenn ich mich damit näher beschäftige und das so an

Eva Völpel: mich rankommen lasse, dann geht es mir wirklich so, dass mich immer wieder so

Eva Völpel: mit voller Wucht diese unsägliche Brutalität anspringt,

Eva Völpel: wie eigentlich die wenigen oder einige wenige auf dieser Welt die Ressourcen vernutzen.

Eva Völpel: Und unser aller Lebensgrundlagen zerstören. Und ich sage jetzt ganz explizit unser aller.

Eva Völpel: Mir ist natürlich völlig klar, dass Leute im globalen Süden viel,

Eva Völpel: viel stärker unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden und auch hier die

Eva Völpel: ärmeren Bevölkerungsteile oder die ärmeren Einkommensschichten in Deutschland

Eva Völpel: viel stärker darunter leiden.

Eva Völpel: Aber mir geht es schon auch so im Alltag sehr häufig, wenn ich wieder solche

Eva Völpel: Horrornachrichten höre, worauf wir zusteuern, dass man ja selber an sich merkt, wie unsäglich, ja,

Eva Völpel: ohnmächtig man sich fühlt und wie viel Sorgen und Ängste das auch in einem auslöst.

Eva Völpel: Und wir wollen heute mal ein bisschen darüber sprechen auch,

Eva Völpel: glaube ich, was müssten wir eigentlich tun, um dagegen zu steuern und auch,

Eva Völpel: um sich eben nicht mehr so absolut machtlos zu fühlen.

Eva Völpel: Also wo müssten wir da eigentlich ran, wenn wir wirklich an den Stellschrauben

Eva Völpel: drehen wollen, die etwas verändern an diesem Klimawandel und vor allem den Ursachen.

Eva Völpel: Und soviel schon mal vorweg, da werden wir jetzt nicht nur irgendwie so superreichen

Eva Völpel: Bashing betreiben, weil es irgendwie um bestimmte Personen oder so geht,

Eva Völpel: sondern es geht uns vor allen Dingen um die tiefer liegenden Strukturen.

Eva Völpel: Und ich bin sehr gespannt, was du uns da jetzt alles erzählst, Sabine.

Eva Völpel: Und möchte aber noch vorab sagen, wir haben dieses Mal auch eine Interviewpartnerin

Eva Völpel: wieder in der Sendung, nämlich Leonie Petersen.

Eva Völpel: Sie arbeitet bei der Entwicklungsorganisation Oxfam und ist dort Referentin

Eva Völpel: für sozial-ökologische Transformation und Ausgangspunkt für das Interview mit

Eva Völpel: ihr waren zwei sehr interessante Studien, die Oxfam herausgebracht hat.

Eva Völpel: Nämlich schon im November letzten Jahres eine mit dem zugespitzten Titel Carbon

Eva Völpel: Inequality Kills, also die Ungleichheit sozusagen im CO2-Verbrauch,

Eva Völpel: die tötet, wo Oxfam so einen globalen Blick auf die Zustände der Welt eingenommen hat.

Eva Völpel: Und jetzt im Februar haben sie daraus nochmal Daten rausgezogen und das aktualisiert

Eva Völpel: nur für die Situation in Deutschland.

Eva Völpel: Und damit, liebe Sabine, hast du das Wort.

Sabine Nuss: Vielen Dank für die Einleitung. Ich würde tatsächlich dann auch im Folgenden

Sabine Nuss: noch ein bisschen was zu der Verteilung des Ausstoßes von CO2 sagen und dann,

Sabine Nuss: wie du ja selber jetzt in der Einleitung schon gesagt hast, ein bisschen auf

Sabine Nuss: die Theorie, woher das eigentlich kommt, eingehen.

Sabine Nuss: Aber bevor ich das mache, möchte ich nochmal ganz kurz erwähnen,

Sabine Nuss: dass ja im Moment gerade mit Trump ein Mensch, der dem Klimawandel mehr oder

Sabine Nuss: weniger skeptisch gegenübersteht oder sogar leugnet, weshalb ich nochmal darauf hinweisen möchte,

Sabine Nuss: was ist eigentlich die wissenschaftliche Evidenz dessen, dass der Klimawandel

Sabine Nuss: in Menschen gemacht ist und deshalb auch von Menschen beeinflusst werden kann,

Sabine Nuss: also den rückgängig zu machen oder zu verlangsamen.

Sabine Nuss: Das haben ja bestimmt alle mitbekommen, dass Trump ja auch so weit gegangen

Sabine Nuss: ist, dass er jetzt mittlerweile das Wort Klimawandel von den Webseiten der Regierung löschen lässt.

Sabine Nuss: Und ich glaube es war 2012, da hat er mal getwittert, dass die Chinesen den

Sabine Nuss: Klimawandel erfunden hätten, um Amerika in der Wettbewerbsfähigkeit zu schwächen.

Sabine Nuss: Das hat er mittlerweile ein bisschen relativiert, aber nach wie vor ist er jemand,

Sabine Nuss: der die fossile Industrie eher ausbauen möchte.

Sabine Nuss: Die wissenschaftliche Evidenz, dass Klimawandel menschengemacht ist,

Sabine Nuss: die wird so gemessen, dass sich Forscher und Forscherinnen auf so einer Metaebene angucken,

Sabine Nuss: wer forscht überhaupt zum Klimawandel weltweit und dann messen sie die ganzen

Sabine Nuss: Studien und das ist schon wirklich

Sabine Nuss: sehr, sehr eindeutig, dass sie also in repräsentativen Studien sagen,

Sabine Nuss: 99 Prozent aller Studien ergeben genau das Gleiche, nämlich der Klimawandel ist menschengemacht.

Sabine Nuss: Also ich wollte es nur einfach nochmal diesen Punkt machen, falls da nochmal

Sabine Nuss: irgendjemand Zweifel haben sollte.

Sabine Nuss: Aber zurück zum Klimawandel.

Sabine Nuss: Also Eva, du hast es ja auch schon gesagt, nicht alle Menschen stoßen gleich

Sabine Nuss: viel CO2 aus. Ich möchte auch mal nochmal ganz kurz eine Zahl machen,

Sabine Nuss: die sehr eindrücklich ist, die auch in dem Interview, was du mit Leonie geführt

Sabine Nuss: hast, von Leonie nochmal erwähnt wird.

Sabine Nuss: Sie sagt, innerhalb von 90 Minuten, also man muss sich jetzt einfach mal vorstellen,

Sabine Nuss: 90 Minuten auf die Uhr gucken, verursachen 50 der reichsten Milliardärinnen

Sabine Nuss: der Welt mehr Emissionen als ein Mensch im weltweiten Durchschnitt.

Sabine Nuss: Das sind wirklich irre Zahlen. Es gibt natürlich mehr als 50 Milliardäre und

Sabine Nuss: Milliardärinnen weltweit.

Sabine Nuss: Laut Forbes sind es so um die grob 2800 und davon hat sich Oxfam eben diese 50 angeguckt.

Sabine Nuss: Wie du schon gesagt hast, die Leidtragenden sind die Ärmeren,

Sabine Nuss: nicht nur die ärmeren Länder, sondern auch innerhalb der Länder die Ärmeren.

Sabine Nuss: Aber wir wollen das jetzt auch nicht und das macht auch Leonie nicht auf die

Sabine Nuss: super super super Reichen reduzieren.

Sabine Nuss: Generell ist die Verteilung des Ausstoßes von CO2 hat so fließende Grenzen,

Sabine Nuss: aber man kann schon im Prinzip eigentlich sagen, je wohlhabender ein Mensch

Sabine Nuss: ist, desto mehr CO2 stößt er aus und das sagt auch Leonie.

Leonie Petersen : Es sind nicht nur die Superreichen für die Eskalation der Klimakrise verantwortlich.

Leonie Petersen : Wir sehen ja insgesamt, dass je wohlhabender Menschen sind, desto mehr Emissionen

Leonie Petersen : durch ihren Konsum, durch häufigere Flugreisen, durch Wohnungen und so weiter verantworten sie.

Leonie Petersen : Die reisten 10 Prozent der Weltbevölkerung verursachten 2019 zum Beispiel die

Leonie Petersen : Hälfte aller weltweiten CO2-Emissionen.

Leonie Petersen : Und zu diesen reisten 10 Prozent gehört über die Hälfte der deutschen Bevölkerung.

Leonie Petersen : Das heißt, das ist total richtig. Wir müssen uns auch diese Emissionen angucken

Leonie Petersen : und generell die Emissionen der gesamten Gesellschaft hier.

Eva Völpel: Ja, das sind wirklich nochmal sehr eindrückliche Zahlen, die sie da nennt.

Eva Völpel: Und mich erinnert das so ein bisschen daran, dass ich manchmal mit Freunden

Eva Völpel: oder einer bestimmten Freundin so eine kleine Diskussion immer darüber habe.

Eva Völpel: Worum geht es eigentlich, wenn wir auf den Klimawandel gucken.

Eva Völpel: Also es ist fast so, dass wir uns schon dann so ein bisschen streiten.

Eva Völpel: Also es ist schon klar so, Sie wie auch ich, wir haben deutlich irgendwie Flugreisen reduziert.

Eva Völpel: Ich fliege eigentlich kaum noch und so weiter. Und man macht ja viele Dinge,

Eva Völpel: wie glaube ich viele Menschen, denen irgendwie Klimawandel Sorgen bereitet.

Eva Völpel: Aber es gibt bei mir immer wieder einen Punkt, wo ich dann genau auf diese anderen

Eva Völpel: Verhältnisse hinweise.

Eva Völpel: Also die super, super reichen und ihre Verantwortung.

Eva Völpel: Und manchmal geraten wir da fast schon so ein bisschen aneinander,

Eva Völpel: weil ich das Gefühl habe, dass sie das so ein Stück weit so versteht,

Eva Völpel: als ob ich mich jetzt aus der Verantwortung stehlen wollte und meinen eigenen

Eva Völpel: Teil und Beitrag da so ein bisschen minimieren möchte und vielleicht auch nicht

Eva Völpel: mehr bestimmte Dinge so ernst nehmen möchte, die man machen kann im eigenen Leben.

Eva Völpel: Und das finde ich immer interessant, weil darum geht es überhaupt nicht.

Eva Völpel: Aber die Kluft ist halt wirklich riesig zwischen dem, was ich jetzt zum Beispiel

Eva Völpel: an CO2 verbrauche, wobei das natürlich gemessen an den ärmeren Menschen auf

Eva Völpel: der Welt immer noch deutlich mehr ist.

Eva Völpel: Aber wenn man auf die super, super Reichen guckt, sind das enorme Tonnen mehr.

Eva Völpel: Ich meine, die 800 reichsten Menschen in Deutschland, die verbrauchen pro Jahr 11.700 Tonnen CO2.

Eva Völpel: Und der Durchschnitt in Deutschland liegt bei 10,8 Tonnen und so Mittelschicht bei 8 bis 9 Tonnen.

Eva Völpel: Und ich finde es interessant, weil ich dann immer wieder daran zurückdenken

Eva Völpel: muss, dass es ja dieses Konzept des individuellen ökologischen Fußabdruckes gibt.

Sabine Nuss: Genau.

Eva Völpel: Und der ist, das wüsst ihr sicher oder wissen sicher viele, das Konzept an sich

Eva Völpel: ist 2004 vom Ölkonzern BP in die Welt gesetzt worden mit diesem schönen Slogan,

Eva Völpel: it's time to go on a low carbon diet.

Eva Völpel: Und da haben sie so Rechner ins Netz gestellt, wo man dann selber eingibt,

Eva Völpel: ja fahre ich Auto, mache ich eine Flugreise, wie ernähre ich mich und so weiter.

Eva Völpel: Dann kriegt man seinen ideologischen Fuß. Seinen ideologischen.

Sabine Nuss: Das ist auch gut. Der ideologische Fuß.

Eva Völpel: Der ideologische Fuß.

Sabine Nuss: Finde ich auch super eigentlich.

Eva Völpel: Dann bekommt man seinen individuellen Fußabdruck ausgespuckt und ich finde das,

Eva Völpel: Und insofern beachtlich, weil das mittlerweile, glaube ich, so tief in uns eingesickert

Eva Völpel: ist, immer dieser Appell an die Eigenverantwortung und darauf zu achten.

Eva Völpel: Wo gehen wir einen falschen Weg?

Eva Völpel: Und das ist natürlich auch richtig, dass wir sagen, wir jetzt in Deutschland

Eva Völpel: müssen irgendwie auch runterkommen vom CO2-Verbrauch, auch jetzt in der Mittelschicht oder so.

Eva Völpel: Aber der eigentliche Knackpunkt ist einfach, dass das ein riesiges Ablenkungsmanöver

Eva Völpel: für mich ist, weil ich meine, man muss sich nochmal vor Augen führen,

Eva Völpel: die Ölkonzerne BP, aber auch Exxon, Shell und so weiter, die wussten ja teilweise

Eva Völpel: schon in den 70er Jahren,

Eva Völpel: dass das fossile Modell, Geschäftsmodell von ihnen für den Klimawandel verantwortlich

Eva Völpel: ist und die Atmosphäre aufheizt und da haben deren Wissenschaftler schon sehr

Eva Völpel: genau zum Teil vorausgesagt, was alles 30 Jahre später passieren wird.

Eva Völpel: Also unglaublich präzise Voraussagen, aber das ist halt unterm Deckel gehalten

Eva Völpel: worden und das hat keinen interessiert, weil man halt weiter eben mit Öl und

Eva Völpel: Gas Geschäfte machen wollte.

Eva Völpel: Und von daher glaube ich, ist es irgendwie total wichtig, auf diese Kluft,

Eva Völpel: die zwischen den Allervermögendsten oder den Superreichen in diesem Land existiert

Eva Völpel: und unseren eigenen Beiträgen wirklich nochmal genauer zu gucken.

Eva Völpel: Weil ich meine, ich kann ja auch bestimmte Dinge überhaupt nicht beeinflussen.

Eva Völpel: Also wenn jetzt irgendwie gesellschaftlich die Zustände so sind,

Eva Völpel: dass der öffentliche Nahverkehr nicht ausgebaut ist, dann muss ich halt mein Auto benutzen.

Eva Völpel: Und genauso ist es ja auch mit der Frage, was wird eigentlich in diesem Land

Eva Völpel: produziert und wer entscheidet darüber? Da habe ich ja überhaupt keine Mitspracherechte.

Sabine Nuss: Aber es ist ja auch hier wieder so, dass diese Ungleichverteilung im Ausstoß,

Sabine Nuss: also das ist eigentlich ganz lustig, fällt mir gerade jetzt erst ein,

Sabine Nuss: im umgekehrten Sinn ein Ausdruck vom Klassencharakter ist.

Sabine Nuss: Also die Reichen stoßen mehr CO2 aus als die Armen. Ist ja auch ein Ausdruck

Sabine Nuss: von einem Klassencharakter.

Sabine Nuss: Die können halt konsumieren, konsumieren, konsumieren. Und die konsumieren dann

Sabine Nuss: halt die Dinge, die halt relativ verglichen mit denen, die es nicht können, klimaschädlich sind.

Sabine Nuss: Und in der Öffentlichkeit, und das ist das, was mich dann auch immer ärgert,

Sabine Nuss: da wird ja auch immer wieder mal mit der nationalen Brille argumentiert.

Sabine Nuss: Da wird also gesagt, also von den Gegnern des Klimaschutzes oder den Kritikern des Klimaschutzes,

Sabine Nuss: ja, wenn Deutschland jetzt da so ein braver Musterschüler ist und ganz viel

Sabine Nuss: CO2 einspart, was bringt es, wenn andere Länder wie China oder Indien oder was

Sabine Nuss: weiß ich weiterhin ganz viel CO2 ausstoßen?

Sabine Nuss: Und diese nationale Brille abermals verdeckt nämlich genau diesen Unterschied,

Sabine Nuss: wer eigentlich global die größten Klimasünder sind.

Eva Völpel: Ja, vor allem, da hat sich auch total was verschoben. Also so Wissenschaftler

Eva Völpel: wie jetzt Lucas Chancel, ich glaube, auf den kommst du auch noch zu sprechen,

Eva Völpel: der viel zu Ungleichheit und Klima gefordert hat.

Eva Völpel: Die sagen ja mittlerweile, es ist total eindeutig, dass der Großteil der Klimaungleichheit

Eva Völpel: sich nicht mehr zwischen den Ländern abspielt, sondern innerhalb der Länder.

Eva Völpel: Also, dass die Klassenfrage einfach viel stärker zu sehen ist und eine viel

Eva Völpel: größere Bedeutung auch bekommen hat in dem, was die da erforscht haben.

Sabine Nuss: Was ich nochmal interessant fand und es führt auch jetzt ein bisschen dahin,

Sabine Nuss: wo die eigentliche Ursache für die ganz, ganz krassen CO2-Ausstoß ist,

Sabine Nuss: dass Oxfam, also Leonie,

Sabine Nuss: unterscheidet bei dem CO2-Ausstoß zwischen dem Privatkonsum und den sogenannten Investments.

Sabine Nuss: Also es macht einen Unterschied.

Sabine Nuss: Ein Milliardär oder eine Milliardärin CO2 ausstößt, indem sie Luxusjachten besitzen

Sabine Nuss: oder Privatschats oder ob sie Unternehmen haben, Anteil an Unternehmen,

Sabine Nuss: die entsprechend viel CO2 ausstoßen.

Sabine Nuss: Und das fand ich einen ganz spannenden Punkt, dass sie da einen Unterschied machen.

Sabine Nuss: Und da würde ich denken, hören wir jetzt mal ganz kurz rein,

Sabine Nuss: was Leonie dazu sagt und wie sie das differenzieren.

Leonie Petersen : Aus unserer Sicht ist es wichtig, sich die Emissionen gesamt anzusehen.

Leonie Petersen : Das heißt, neben eben den Luxusemissionen durch Privatschats und Superjachten

Leonie Petersen : müssen wir auch schauen,

Leonie Petersen : für wie viel Emissionen Superreiche durch ihre Investitionen verantwortlich

Leonie Petersen : sind, weil nur so wir quasi das gesamte Bild bekommen über das Ausmaß und nur

Leonie Petersen : so können wir eben auch die Rolle von Superreichen und den Emissionen,

Leonie Petersen : die sie verantworten, überhaupt analysieren.

Leonie Petersen : In Deutschland zum Beispiel haben wir gesehen, dass deutsche MilliardärInnen

Leonie Petersen : durch ihre Unternehmensanteile für jährlich 33 Millionen Tonnen CO2 verantwortlich

Leonie Petersen : sind. Also das ist eine immense Zahl.

Leonie Petersen : Und das ist wichtig, weil viele MilliardärInnen als CEOs von Unternehmen oder

Leonie Petersen : als Investoren haben einen großen Einfluss auf diese Unternehmen und haben auch

Leonie Petersen : einen größeren Einfluss als die restliche Bevölkerung.

Leonie Petersen : Die Transformation der Wirtschaft hin zu Klimaneutralität und die Transformation

Leonie Petersen : von einzelnen Unternehmen.

Leonie Petersen : Und im Gegensatz dazu haben eben Einzelpersonen aus der restlichen Bevölkerung

Leonie Petersen : viel, viel weniger Einfluss auf Klimapolitik, auf die ökologische Transformation.

Leonie Petersen : Also zum Beispiel in der Frage, woher wir unsere Energie beziehen und was sich

Leonie Petersen : eben politisch ändern muss.

Leonie Petersen : Und deswegen, genau, ist es wichtig, sich das anzuschauen, inwiefern halt welche

Leonie Petersen : Rolle Superreiche da spielen in der Wirtschaft, in Unternehmen.

Sabine Nuss: Ja, die Frage, die sie da jetzt am Ende anspricht mit dem Einfluss der Bevölkerung,

Sabine Nuss: das ist genau das Pudels Kern, aber da komme ich später drauf.

Sabine Nuss: Ich möchte nochmal auf den Ökonomen kommen, Eva, den du auch nochmal erwähnt hast gerade eben,

Sabine Nuss: Lucas Chancel, der in einer Studie betont hat, ich erwähne jetzt erstmal die

Sabine Nuss: andere Seite, wir haben jetzt die ganze Zeit nochmal genauer hingeguckt,

Sabine Nuss: wie viel die Reichen und die Superreichen verbrauchen, aber nur um es nochmal

Sabine Nuss: von der anderen Seite her zu sagen.

Sabine Nuss: Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, so schreibt Chancel, verbraucht nur zwölf

Sabine Nuss: Prozent der CO2-Emissionen.

Sabine Nuss: Also das ist echt irre, die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.

Sabine Nuss: Und dann sagt er, der Großteil der Emissionen, jetzt wiederum des reichsten

Sabine Nuss: ein Prozent der Bevölkerung, stammt aber aus den Investitionen in klimaschädliche Unternehmen.

Sabine Nuss: Ja, also er sieht auch da das größere Problem und nicht so sehr im privaten Konsum.

Sabine Nuss: Und dann, obwohl ich jetzt nicht sagen will, dass es unproblematisch ist,

Sabine Nuss: aber ich finde den Punkt wichtig.

Eva Völpel: Absolut, weil ich habe mich jetzt nochmal daran zurückgeändert,

Eva Völpel: dass wir in der letzten Zeit ja eher schon mal auch so Berichterstattung hatten,

Eva Völpel: in Medien jetzt weiter verbreitet über den problematischen Luxuskonsum der Superreichsten.

Eva Völpel: Aber eigentlich muss man vor allen Dingen jetzt einen Schritt weiter gehen und

Eva Völpel: auf diese Investitionsfrage zu sprechen kommen.

Sabine Nuss: Ja, da spricht kaum jemand drüber, dass das auch so verknüpft wird mit der Eigentümerschaft

Sabine Nuss: am Unternehmen und des privaten Verbrauchs.

Sabine Nuss: Deshalb fand ich das total interessant, dass die das zusammen sich angucken.

Sabine Nuss: Und was ich auch schön fand, dass Jean Celle auch sagt, der private Konsum kennt Grenzen.

Sabine Nuss: Du kannst ja nicht fünf Millionen...

Sabine Nuss: Privatschätze benutzen oder 87.000, also ich übertreibe jetzt ein bisschen,

Sabine Nuss: aber irgendwann hast du ein Sättigungsmaß erreicht beim privaten Konsum.

Sabine Nuss: Aber Kapitalakkumulation oder Finanzinvestitionen kennt eben keine Grenze.

Sabine Nuss: Du kannst ewig Kapital irgendwo anlegen in irgendwelche Produktionen und dann

Sabine Nuss: akkumuliert es und akkumuliert es und akkumuliert es und es hat weder ein Maß nach oben,

Sabine Nuss: also es gibt kein Maß für zu viel Profit und es hat auch kein Ende.

Sabine Nuss: Also es findet nirgendwo ein Ende.

Sabine Nuss: Das ist auch ziemlich genau das, was Marx geschrieben hat, dass eben die Akkumulation

Sabine Nuss: des Kapitals oder überhaupt Kapital kein Maß und kein Ende kennt. Das fand ich ganz schön.

Sabine Nuss: Gut ist oder gut fände ich jetzt, wenn wir uns nochmal anhören,

Sabine Nuss: weil das hat Leonie auch nochmal ausgeführt.

Sabine Nuss: Welche Investments sind es denn eigentlich genau, in die diese Milliardäre da investieren?

Leonie Petersen : Es gibt eben besonders stark klimaschädliche Branchen. Dazu gehören zum Beispiel

Leonie Petersen : Öl, Bergbau, Schifffahrt, Logistik, Zement.

Leonie Petersen : Und wir haben uns angeschaut bei dem Blick auf die Investitionen von den MilliardärInnen

Leonie Petersen : weltweit und in Deutschland, wie viele

Leonie Petersen : der Investitionen auf solche stark klimaschädlichen Branchen entfallen.

Leonie Petersen : Global sehen wir, dass eben fast 40 Prozent der von uns untersuchten Investitionen

Leonie Petersen : von 50 der weltweit reichsten Menschen auf stark klimaschädliche Branchen entfallen,

Leonie Petersen : wie Öl, Bergbau, Schiffer, Zement unter anderem.

Leonie Petersen : Und ein ähnliches Bild sehen wir in Deutschland. Also auch hier sehen wir,

Leonie Petersen : dass von den Investitionsemissionen, die wir untersucht haben.

Leonie Petersen : 44 Prozent auf stark klimaschädliche Branchen entfallen.

Leonie Petersen : Global haben wir uns auch noch angeschaut, welche Ziele sich diese Unternehmen,

Leonie Petersen : in die die MilliardärInnen investieren, gesetzt haben.

Leonie Petersen : Und da sehen wir, dass nur 24 Prozent dieser Unternehmen, in die die Milliardäre

Leonie Petersen : investiert haben, sich Net-Zero-Ziele gesetzt haben.

Leonie Petersen : Und auch hier in Deutschland wissen wir aus anderen Studien,

Leonie Petersen : dass nicht mal alle börsennotierten deutschen Unternehmen sich überhaupt Ziele

Leonie Petersen : gesetzt haben, bis wann sie klimaneutral werden wollen.

Leonie Petersen : Und selbst die Unternehmen, die sich Ziele gesetzt haben, die oft überhaupt nicht einhalten.

Leonie Petersen : Und aus unserer Sicht ist ein Grund eben auch dafür, dass die Konzerne in unserem

Leonie Petersen : derzeitigen Wirtschaftssystem immer stärker auf Wachstum, auf Rendite für AktionärInnen

Leonie Petersen : setzen und da die Klimaziele dann eben oft keine Priorität haben,

Leonie Petersen : sondern dann doch wieder eben auf Gewinne geschaut wird, auf Rendite und auf

Leonie Petersen : allem kurzfristige Gewinne und das geht dann eben auf Kosten der Klimaziele häufig.

Eva Völpel: Ja, da gibt es ja wirklich heftige Zahlen und da muss man auch sagen,

Eva Völpel: dass dieser Oxfam-Bericht aus dem letzten Jahr sehr viel zusammenträgt.

Eva Völpel: Eindrucksvollen, aber auch wirklich schlimmen Entwicklungen,

Eva Völpel: die da berichtet werden.

Eva Völpel: Also Oxfam hat da wirklich akribisch berechnet, wie viele Todesopfer gehen auf

Eva Völpel: die Emissionen der Superreichsten zurück.

Eva Völpel: Sei es jetzt, weil es Ernteausfälle gibt

Eva Völpel: oder sei es, weil es irgendwie Hitzeentwicklungen gibt. Und ich glaube,

Eva Völpel: eine Zahl gefunden, die das auch nochmal so eindrücklich zusammenfasst.

Eva Völpel: Da heißt es nämlich, 91 Prozent der globalen Todesopfer von klimabedingten Katastrophen

Eva Völpel: zwischen 1973 und 2023, die lebten in sogenannten Entwicklungsländern oder eben dem globalen Süden.

Eva Völpel: Und das ist, da muss man gar nicht mehr viel zu sagen. Da wird einem klar,

Eva Völpel: wo die Menschen eigentlich am meisten darunter leiden.

Eva Völpel: Natürlich gibt es auch hier in Deutschland Menschen in den unteren Einkommensschichten,

Eva Völpel: die vom Klimawandel viel, viel stärker betroffen sind.

Eva Völpel: Sei es, weil sie in schlecht gedämmten Wohnungen leben, weil die Gesundheitsrisiken

Eva Völpel: viel höher für sie sind, auch durch bestimmte Umweltbelastungen und so weiter und so fort.

Eva Völpel: Aber klar, die große, große Kluft, die tut sich natürlich auf,

Eva Völpel: wenn man sich das global anguckt.

Sabine Nuss: Genau, und da zeigt sich dann, finde ich, auch wunderbar der Charakter des Privateigentums,

Sabine Nuss: unserer Wirtschaftsweise.

Eva Völpel: Das musst du noch mal ein bisschen genauer erklären, was dir dazu im Kopf herumgeht.

Sabine Nuss: Ja, also was ich immer so den eigentlichen Skandal finde, wir haben es ja jetzt

Sabine Nuss: gehabt, diese großen Wirtschaftskonzerne, diese Milliardäre und Milliardärinnen

Sabine Nuss: mit ihren Investments zerstören nicht nur die Umwelt,

Sabine Nuss: sondern es ist auch noch so wahnsinnig ungerecht verteilt.

Sabine Nuss: Und das, was ich den eigentlichen Skandal finde, das ist total egal, was die machen.

Sabine Nuss: Also das ist die Freiheit des Privateigentums, so heißt es ja.

Sabine Nuss: Und die wird ja von den Liberalen auch immer so gelobt.

Sabine Nuss: Und die ist ja auch tatsächlich festgeschrieben in unserer Verfassung, also im Grundgesetz.

Sabine Nuss: Da steht ganz klar drin, Artikel 14, das Eigentum und das Erbrecht,

Sabine Nuss: so heißt dieser erste Satz im Artikel 14, werden gewährleistet.

Sabine Nuss: Und im bürgerlichen Gesetzbuch, im Paragraf 903, da wird das nochmal,

Sabine Nuss: finde ich, ganz schön auf den Punkt gebracht.

Sabine Nuss: Also ich zitiere mal aus dem bürgerlichen Gesetzbuch. Der Eigentümer einer Sache

Sabine Nuss: kann, soweit nicht das Gesetz oder Rechte Dritter entgegenstehen,

Sabine Nuss: mit der Sache nach belieben Verfahren und andere von jeder Einwirkung ausschließen.

Sabine Nuss: Das heißt, das beinhaltet auch das Recht zur Zerstörung.

Sabine Nuss: Und jetzt ist ein bisschen die Frage, was ist es für eine Gesellschaft,

Sabine Nuss: die Einzelnen, das Recht...

Sabine Nuss: Dinge zu zerstören, wie zum Beispiel die Umwelt, die wiederum die Freiheit aller

Sabine Nuss: anderen massiv einschränkt.

Sabine Nuss: Und wie wird das begründet? Und es wird in der Regel, ist es so der Kern der

Sabine Nuss: bürgerlichen Ideologie, wird das damit begründet, dass wenn wir alle die Freiheit

Sabine Nuss: haben, machen zu können, was wir wollen, mit unserem Eigentum,

Sabine Nuss: dann kriegen wir damit die größte Motivation, etwas zu arbeiten.

Sabine Nuss: Ich glaube, ich hatte das schon mal in irgendeiner Folge erklärt,

Sabine Nuss: also dieses Effizienz-Argument. Und dadurch, dass wir dann unglaublich viel

Sabine Nuss: Motivation haben, dann gibt es ganz viel Produktivität, ganz viel Wirtschaftswachstum

Sabine Nuss: und das wirkt sich dann aus auf die ganze Gesellschaft.

Sabine Nuss: Im Grunde genommen ist es die Idee, indem der Einzelne seinen eigenen Nutzen

Sabine Nuss: maximiert, wird der Nutzen der Gesamtheit automatisch auf wundersamer Weise

Sabine Nuss: auch maximiert. Das ist so die Idee.

Sabine Nuss: Und ich finde, eine personifizierte Karikatur dieser Ideologie ist für mich

Sabine Nuss: immer Christian Lindner, der ja jetzt in der Bedeutungslosigkeit verschwindet,

Sabine Nuss: hoffe ich zumindest eine Weile lang.

Sabine Nuss: Der hat schon wieder jetzt vor zwei Wochen, glaube ich, Habeck kritisiert auf

Sabine Nuss: seinem Instagram-Account.

Sabine Nuss: Habeck hatte irgendwie gesagt, er versteht überhaupt nicht, warum der Staat

Sabine Nuss: begründen muss, wenn er den Reichen ein bisschen mehr Steuern abverlangen möchte.

Sabine Nuss: Warum muss der Staat das begründen? Eigentlich müssten doch die Reichen begründen,

Sabine Nuss: warum sie nicht zum Gemeinwohl was beitragen wollen. Und da hat Lindner dann

Sabine Nuss: das eingespielt auf seinem Insta, auf diesem Reel und hat dann eben das kommentiert.

Sabine Nuss: Der Robert stellt mal damit mit dieser Bemerkung so unsere Verfassungsordnung auf den Kopf.

Sabine Nuss: Und dann sagt er, nein, lieber Robert, es sind nicht die Bürgerinnen und Bürger,

Sabine Nuss: die begründen müssen, dass sie die Freiheit haben, dass sie Einkommen erzielen,

Sabine Nuss: dass sie Eigentum besitzen.

Sabine Nuss: Im Staat des Grundgesetzes ist all das garantiert. Und Lindner sagt,

Sabine Nuss: es ist umgekehrt, der Staat muss begründen, warum er in die Freiheit des Einzelnen eingreift.

Sabine Nuss: Also jetzt, das finde ich ganz

Sabine Nuss: interessant, weil das ist genau das Spannungsverhältnis im Grundgesetz.

Eva Völpel: Weil ich meine, im Grundgesetz steht ja auch Eigentum verpflichtet.

Sabine Nuss: Genau, genau, da komme ich noch drauf zu sprechen.

Eva Völpel: Und überhaupt ganz kurz nochmal zu dieser Lindner-Figur, immer so vernebeln

Eva Völpel: von den Bürgern und Bürgerinnen zu sprechen.

Eva Völpel: Das ist ja auch immer so eine Figur, um davon abzulenken, dass wir eigentlich

Eva Völpel: von ganz unterschiedlichen Gruppen und eben von Klassenverhältnissen sprechen müssen.

Sabine Nuss: Genau. Es ist nicht nur das, dass wir von unterschiedlichen Gruppen sprechen

Sabine Nuss: müssen, sondern was Lindner die ganze Zeit immer nur macht, er sagt,

Sabine Nuss: bewegt sich immer nur auf der juristischen Ebene von Eigentum.

Sabine Nuss: Es stimmt ja, dass das Gesetz dir das Recht gibt, andere von dem auszuschließen, was du hast.

Sabine Nuss: Das ist ja das Eigentumsrecht, aber es gibt daneben.

Sabine Nuss: Und das ist jetzt auch nicht unbedingt, wie soll ich jetzt sagen,

Sabine Nuss: besonders revolutionär oder radikal oder marxistisch, sondern das ist auch in

Sabine Nuss: den ökonomischen herrschenden Wissenschaften wird das vertreten,

Sabine Nuss: auch in der verfassungsrechtlichen Diskussion.

Sabine Nuss: Es gibt einen Unterschied zwischen den Gütern, die ich konsumiere und zwischen

Sabine Nuss: den Gütern, mit denen ich etwas produziere, was ich dann konsumiere.

Sabine Nuss: Also in der BWL oder in der VWL nennt man das die Konsumtionsgüter und die Investitionsgüter.

Sabine Nuss: Mit einer markischen Terminologie würde man sagen Produktionsmittel sind die

Sabine Nuss: Investitionsgüter, mit denen stelle ich Dinge her und Konsumgüter,

Sabine Nuss: das sind eben die, die ich verbrauche und gebrauche.

Sabine Nuss: Und es macht einfach einen mega Unterschied, ob ich Verfügungsgewalt habe über Konsumgüter.

Sabine Nuss: Ich kann jetzt nicht so wahnsinnig viel anrichten in der Gesellschaft,

Sabine Nuss: wenn ich ein Fahrrad besitze, ein paar Sachen zum Anziehen, eine Zahnbürste

Sabine Nuss: und eine Tasse und was weiß ich.

Sabine Nuss: Also so meinen kleinen Umkreis an Konsumgütern, den ich habe.

Sabine Nuss: Und wie wenig ich habe, kann ich übrigens daran messen, wie lange könnte ich

Sabine Nuss: denn eigentlich leben von dem, was ich habe, wenn ich von heute auf morgen kein

Sabine Nuss: Gehalt mehr kriegen würde und es gäbe keinen Staat.

Sabine Nuss: Also die wenigsten Menschen können länger als ein oder zwei Monate leben,

Sabine Nuss: wenn es nicht staatliche Sozialleistungen geben würde.

Sabine Nuss: Wenn ich aber über Produktionsmittel verfüge, dann bin ich in der Lage,

Sabine Nuss: weil ich so viel dadurch schon anhäufen konnte an Reichtum und an Vermögen,

Sabine Nuss: dass ich wesentlich länger leben könnte.

Sabine Nuss: Um nochmal ein Beispiel zu bringen, es macht einen Unterschied,

Sabine Nuss: ob ich den Apfelsaft habe oder ob ich die Apfelsaftmaschine benutze und habe

Sabine Nuss: zum Eigentum. Und diese Milliardäre, von denen wir da jetzt gesprochen haben,

Sabine Nuss: das sind genau jene, die eben die Verfügungsgewalt haben über Produktionsmittel.

Sabine Nuss: Und alle anderen, die für die arbeiten müssen, sind eben die,

Sabine Nuss: die nur konsumtives Eigentum haben.

Sabine Nuss: Man kann auch noch eine Unterscheidung analog dazu treffen zwischen,

Sabine Nuss: das ist das persönliche Eigentum und das Privateigentum.

Sabine Nuss: Und das ist aber jetzt, glaube ich, klar, das konsumtive Eigentum,

Sabine Nuss: das produktive Eigentum. Also da gibt es ganz verschiedene Begriffe dazu.

Sabine Nuss: Die man da analog benutzen kann. Jetzt ist die Frage, warum ist denn diese Unterscheidung wichtig?

Sabine Nuss: Und das ist eben auch das, was in der bürgerlichen Eigentumsideologie,

Sabine Nuss: die eben Lindner so stark vertritt, nie gemacht wird.

Sabine Nuss: Es ist wichtig, weil man muss sich angucken, wie diese Privateigentümer,

Sabine Nuss: die über Produktionsmittel verfügen, sich zueinander ins Verhältnis setzen.

Sabine Nuss: Und das ist ganz wichtig, weil sie setzen sich zueinander in Konkurrenz, ins Verhältnis.

Sabine Nuss: Das hatten wir, glaube ich, auch schon mal bei einer Folge, wo es um die internationale

Sabine Nuss: Wettbewerbsfähigkeit ging.

Sabine Nuss: Hatten wir da auch schon mal drüber gesprochen, dass die Konkurrenz zwischen

Sabine Nuss: den Unternehmen hochproblematisch ist,

Sabine Nuss: weil sie sie in eine bestimmte Handlungslogik zwingt, dass sie quasi gezwungen

Sabine Nuss: sind, immer, immer weiter zu produzieren, eben auf Kosten von Natur und auf

Sabine Nuss: Kosten von Arbeitsbedingungen.

Sabine Nuss: Das heißt, man könnte quasi sagen, die Konkurrenz als Handlungsmodus und die

Sabine Nuss: private Verfügungsgewalt sind gleichermaßen das Problem.

Sabine Nuss: Nicht nur die Verfügung, sondern auch, dass die eben in Konkurrenz zueinander

Sabine Nuss: stehen. Wie genau das jetzt funktioniert, wie also aus dieser Konkurrenz,

Sabine Nuss: dieser Wachstumszwang entsteht, das müsste man nochmal detaillierter erklären.

Sabine Nuss: Das stelle ich jetzt mal so in den Raum.

Sabine Nuss: Vielleicht können wir das bei der Wachstumsfolge, die wir ja schon seit sehr

Sabine Nuss: langer Zeit ankündigen, dann im Detail erklären, was dieser Mechanismus ist.

Sabine Nuss: Aber ganz klar ist, es geht jedenfalls nicht diesen Privateigentümern um Bedürfnisbefriedigung,

Sabine Nuss: also ums Bedürfnis von uns allen,

Sabine Nuss: sondern die Ausbeutung von Natur, in diesem Fall eben hier von fossiler Energie,

Sabine Nuss: ist nur das Mittel, um das Kapital zu vermehren.

Sabine Nuss: Das ist das Ding, was Leonie gesagt hat, mit diesem Wachstum,

Sabine Nuss: Wachstumsorientierung und Profitorientierung.

Sabine Nuss: Was ich noch interessant fand, dass die soziale Ungleichheit,

Sabine Nuss: die sich ja ausdrückt, auch in diesem unterschiedlichen Ausstoß von CO2.

Sabine Nuss: Die ist auch in diesem Mechanismus eingeschrieben.

Sabine Nuss: Also die Privateigentümer und Produktionsmittel sind ja angewiesen auf Arbeitskraft.

Sabine Nuss: Und wer muss seine Arbeitskraft verkaufen? Der, der dazu gezwungen ist.

Sabine Nuss: Also insofern ist soziale Ungleichheit ja schon Voraussetzung von Kapitalismus

Sabine Nuss: überhaupt und entsteht nicht erst durch ihn.

Sabine Nuss: Und das Ganze, also das Ganze, was ich jetzt versucht habe zu beschreiben,

Sabine Nuss: diese Trennung in Privateigentum und persönlichem Eigentum, die ist historisch

Sabine Nuss: entstanden vor ungefähr, könnte man jetzt sagen, 500 Jahren.

Sabine Nuss: Das ist natürlich über mehrere hundert Jahre eigentlich, hat sich das langsam

Sabine Nuss: herausentwickelt mit viel Gewalt.

Sabine Nuss: Aber es gibt irgendwie so in der Literatur so einen Punkt, wo man sagt,

Sabine Nuss: vor 500 Jahren, das war auch genau der Bauernkrieg.

Sabine Nuss: Also da haben wir ja jetzt 2025, gibt es ja gerade...

Sabine Nuss: Jubiläum, wenn man das so sagen kann, des Bauernaufstands, des Bauernkrieges.

Sabine Nuss: Und da haben die Subalternen, also die untergebenen Landleute,

Sabine Nuss: haben sozusagen eingefordert, dass sie ihre Almende, das Land,

Sabine Nuss: was ihnen weggenommen wurde, wieder bewirtschaften dürfen. Das ist gescheitert.

Sabine Nuss: Unter anderem, die haben noch ganz viele andere Sachen da gefordert.

Sabine Nuss: Die wollten auch ihre Leibeigenschaft loswerden und darüber bestimmen,

Sabine Nuss: welcher Pfarrer in ihr Dorf kommt und so. Das ist ganz spannend.

Sabine Nuss: Da werden wir jetzt die nächsten Monate sicher einiges hören.

Sabine Nuss: Das ND hatte übrigens in der letzten Wochenausgabe einen wunderschönen Artikel zu diesem Bauernkrieg.

Sabine Nuss: Es gibt nämlich eine Graphic Novel, die sie dokumentiert haben.

Sabine Nuss: Also wenn man keine Lust hat, dickes Geschichtsbuch zu lesen,

Sabine Nuss: dann kann man dieses Comic sich angucken. Das ist ganz interessant.

Sabine Nuss: Und es gibt eben Historiker und Historikerinnen, die sagen, das ist sozusagen

Sabine Nuss: die Geburt des Privateigentums gewesen. So ein bisschen zugespitzt.

Sabine Nuss: Also bezogen auf Klimawandel ist Privateigentum oder die Ordnung des Privateigentums,

Sabine Nuss: die sowohl juristisch als auch ökonomisch zu verstehen ist.

Sabine Nuss: Und nicht nur, wie Lindner das immer macht, wo alle Bürgerinnen gleich sind

Sabine Nuss: und keinen Unterschied gemacht wird zwischen worüber man verfügt.

Sabine Nuss: Das ist mehr oder weniger der tiefere Grund für diesen Klimawandel.

Eva Völpel: Ja, ich wollte nochmal auf zwei Punkte zurückkommen. Zum einen fand ich das

Eva Völpel: jetzt sehr gut, dass du nochmal auch so diesen historischen Bezug hergestellt

Eva Völpel: hast. Wann ist es eigentlich entstanden, dieses Privateigentum?

Eva Völpel: Weil ja, für viele Menschen, das ja einfach mittlerweile fast wie so eine gottgegebene

Eva Völpel: Ordnung erscheint. So war es halt schon immer.

Eva Völpel: Und die Vorstellungskraft, dass es eben auch mal anders war.

Eva Völpel: Die haben wir eigentlich im Alltag überhaupt nicht mehr.

Eva Völpel: Und das macht es natürlich auch so kompliziert dagegen zu argumentieren.

Eva Völpel: Und das andere, was ich sagen wollte, weil du ja auch Bezug genommen hast auf

Eva Völpel: das Grundgesetz, ich fand nochmal auch einen Aspekt interessant,

Eva Völpel: wie das Recht natürlich auch dazu genutzt wird,

Eva Völpel: um Reichtum und Ungleichheit abzusichern.

Eva Völpel: Die Juristin Katharina Pistor hat da ja mal ein sehr interessantes Buch drüber geschrieben.

Eva Völpel: Und mir ist das jetzt vor allem noch mal untergekommen, weil ich im Zuge dieser

Eva Völpel: Klimafrage über einen sogenannten Tracker gestoßen bin, der sich noch mal anguckt,

Eva Völpel: wie Investitionsfragen,

Eva Völpel: Investitionsschiedsgericht eigentlich arbeiten. Also Investitionsschiedsgerichte,

Eva Völpel: das sind eben Gerichte, die privat eingerichtet worden sind.

Eva Völpel: Und da sprechen auch keine Richter rechts, sondern privat beauftragte Anwälte,

Eva Völpel: wenn sich Konzerne mit Staaten darum streiten,

Eva Völpel: ob ihre Investitionen jetzt irgendwie beeinträchtigt werden oder gar ganz ausfallen,

Eva Völpel: weil der Staat irgendetwas tut, weil er jetzt zum Beispiel tatsächlich mehr

Eva Völpel: reguliert mit Blick auf Klimaschutz.

Eva Völpel: Und diese Investitionsschiedsgerichte entscheiden dann über solche Fragen.

Eva Völpel: Wenn nämlich Staaten mit Konzern Abkommen geschlossen haben,

Eva Völpel: also Investitionsschutzabkommen.

Eva Völpel: Und das gibt es mittlerweile einfach sehr, sehr häufig.

Eva Völpel: Und da gibt es jetzt einen sogenannten globalen ISDS-Tracker.

Eva Völpel: Also ISDS steht für Investor State Dispute Settlement. Und da hat,

Eva Völpel: ja, ein schlimmes Wort, aber das muss man sich jetzt auch nicht unbedingt merken.

Eva Völpel: Also Schlagwort ist einfach diese Investitionsschiedsgerichte.

Eva Völpel: Und da hat die NGO PowerShift, wo wir ja auch schon mal eine Interviewpartnerin

Eva Völpel: hier bei uns zu Gast hatten, die hat nämlich jetzt nochmal rausgearbeitet vor einiger Zeit.

Eva Völpel: Dass immer mehr fossile Konzerne solche Investitionsschutzverfahren nutzen,

Eva Völpel: um Staaten zu verklagen, wenn die jetzt zum Beispiel den Kohleausstieg voranbringen

Eva Völpel: wollen oder auch den Atomausstieg. Ausstieg.

Eva Völpel: Und der UN-Klimarat, der bezeichnet deswegen solche Abkommen,

Eva Völpel: die diesen Investitionsschutz festzuholen, auch als Mittel der Fossilindustrie,

Eva Völpel: um den Klimaschutz ganz gezielt zu verhindern.

Eva Völpel: Und das finde ich nochmal interessant, weil eben so die Ebene des Rechts,

Eva Völpel: wo ja viele Leute auch denken, das Recht, das ist so eine objektive Sache,

Eva Völpel: damit reinkommt, wo man merkt,

Eva Völpel: ja, das ist eben auch ein Mittel zum Zweck, der ganz gezielt genutzt wird von

Eva Völpel: internationalen Anwaltskanzleien.

Eva Völpel: Um eben Klimaschutz auch zu torpedieren.

Sabine Nuss: Ja, finde ich total gut den Punkt. Es ist ja nicht so, dass alle Milliardärinnen

Sabine Nuss: und alle Milliardäre, es sind eigentlich übrigens, weil ich da jetzt immer so

Sabine Nuss: gender, es sind schon vorwiegend Männer, die da an der Spitze stehen.

Sabine Nuss: Aber es sind ja nicht alle so.

Sabine Nuss: Es gibt ja auch tatsächlich welche mit einem großen Herz für Klimawandel.

Sabine Nuss: Ich möchte jetzt nur mal...

Eva Völpel: Für Klimaschutz.

Sabine Nuss: Äh, für Klimaschutz. Großes Herz für Klimawandel. Na, das sind die anderen.

Sabine Nuss: Das sind die von BP und von Exxon. Es gibt zum Beispiel den Klaus Wiegand von

Sabine Nuss: Metro, der damalige Chef von Metro. Ich glaube, der ist es gar nicht mehr.

Sabine Nuss: Der hat in einem Interview jetzt gerade jüngst in der FAZ gesagt,

Sabine Nuss: als Manager ist man ein Stück weit Gefangener des Systems.

Sabine Nuss: Maximale Rendite ist keine freie Wahl für den Manager, sondern Zwang.

Sabine Nuss: Das zweite Beispiel ist Patagonia.

Sabine Nuss: Also das ist dieses Outdoor-Unternehmen, die irgendwie so finde ich ganz schicke,

Sabine Nuss: aber unbezahlbare schöne Outdoor-Klamotten machen.

Sabine Nuss: Und der Chef, der hat jetzt gerade vor zwei Jahren sein Unternehmen,

Sabine Nuss: der ist jetzt auch schon älter, verkauft. Und zwar an wen? An die Erde.

Sabine Nuss: Also die Erde ist jetzt Anteilseignerin von Patagonia.

Sabine Nuss: Alles, was das Unternehmen nicht selbst am Gewinn braucht, also was es nicht

Sabine Nuss: in sich selbst investiert, wird in so ein gemeinnützige NGO oder Unternehmen

Sabine Nuss: gezahlt, die dann Klimaschutzprojekte damit finanzieren.

Sabine Nuss: Und der hat eben auch gesagt, dass der Kapitalismus zu dieser Naturzerstörung führt.

Sabine Nuss: Und ich wollte jetzt einfach diesen Punkt machen, dass es eben auch andere Milliardäre gibt.

Sabine Nuss: Aber, dass ich es ehrlich gesagt nicht richtig finde, dass das klimafreundliche

Sabine Nuss: Verhalten von Milliardärinnen bei ihnen einfach in ihrer Freiwilligkeit obliegt.

Sabine Nuss: Ob sie jetzt ein gutes Herz haben oder nicht.

Sabine Nuss: Weil wir können ja jetzt nicht jahrelang darauf warten, bis alle Milliardäre

Sabine Nuss: das mal machen. Abgesehen davon könnte man jetzt auch darüber diskutieren,

Sabine Nuss: ob das dann, wenn alles so bleibt, wie es ist, nur dass die Rendite,

Sabine Nuss: die man ja dann auch machen muss, in den Klimaschutz gesteckt wird,

Sabine Nuss: ob das überhaupt zum Ziel führt. Aber egal.

Sabine Nuss: Es ist auf jeden Fall auch bei Leonie ein Punkt gewesen.

Sabine Nuss: Also sie hat dann schon auch nochmal was gesagt zu den Alternativen und da nennt

Sabine Nuss: sie mehrere Dinge und adressiert aber zunächst auch erstmal die Verteilungsebene.

Leonie Petersen : Aus unserer Sicht braucht es vor allem drei Dinge.

Leonie Petersen : Wir müssen die soziale, die ökonomische Ungleichheit und Klimaungleichheit gemeinsam

Leonie Petersen : angehen, weil extremer Reichtum von Superreichen und die Klimakrise einfach

Leonie Petersen : ganz eng zusammenhängen und das verheerende Folgen hat.

Leonie Petersen : Einerseits müssen wir die Vermögenskonzentration oder die extreme Vermögenskonzentration,

Leonie Petersen : die es weltweit und auch hier in Deutschland gibt, die muss abgebaut werden.

Leonie Petersen : Durch eine Vermögenssteuer zum Beispiel könnten allein in Deutschland jährlich

Leonie Petersen : 85 Milliarden Euro eingenommen werden, die wiederum in Klimaschutz global und

Leonie Petersen : hier in Deutschland investiert werden könnten.

Leonie Petersen : Das heißt, die Logik dahinter ist eben, dass Superreiche ihrer Verantwortung

Leonie Petersen : gerecht werden müssen und wir deswegen einfach durch Mittel wie eine Vermögenssteuer

Leonie Petersen : oder eine Milliardärsteuer diese extreme Vermögenskonzentration abbauen müssen.

Leonie Petersen : Das wären Schritte in die richtige Richtung, um extreme Ungleichheit abzubauen

Leonie Petersen : und um diese gravierende Klimaungleichheit anzugehen, um die Klimakrise einzudämmen.

Leonie Petersen : Letztlich brauchen wir aber auch eine radikale Transformation unseres Wirtschaftssystems insgesamt.

Leonie Petersen : Also wir brauchen eine grundlegende Neuausrichtung unserer gesellschaftlichen

Leonie Petersen : und wirtschaftlichen Ziele und müssen weg von Wachstum, müssen weg von Gewinnstreben

Leonie Petersen : und Ausbeutung der natürlichen Ressourcen.

Leonie Petersen : Müssen wir auch über Eigentum sprechen und wer eigentlich Zugang zu den Produktionsmitteln

Leonie Petersen : hat und brauchen eben letztlich eine Neuausrichtung von Eigentum und Zielen

Leonie Petersen : wie kurzfristigem Gewinnstreben,

Leonie Petersen : was einfach immer über Bedürfnisse des Planeten und Menschen gestellt wird,

Leonie Petersen : jetzt mal simpel gesprochen.

Leonie Petersen : Wir brauchen auch ein Wirtschaftssystem und das hängt ja zusammen,

Leonie Petersen : was eben soziale Ungleichheit erst gar nicht produziert.

Leonie Petersen : Und gleichzeitig ist das natürlich ein Ziel, was sehr viel schwieriger zu erreichen ist.

Leonie Petersen : Oder momentan, auch wenn wir uns anschauen, wie die politischen Kräfteverhältnisse

Leonie Petersen : sind, einfach, glaube ich, eine sehr viel längere politische Bemühung bedeutet.

Leonie Petersen : Deswegen ist es auch wichtig zu schauen, okay, was können wir denn jetzt ganz

Leonie Petersen : konkret gegen soziale Ungleichheit, gegen eben diese krasse Vermögenskonzentration

Leonie Petersen : und dadurch auch Macht in den Händen Einzelner weniger, was können wir dagegen tun?

Leonie Petersen : Und da sind eben Steuergerechtigkeit, sind Steuern wie die Wiedereinführung

Leonie Petersen : einer Vermögensteuer oder auch eine Milliardärsteuer sind halt wichtige Schritte hin,

Leonie Petersen : die wir jetzt umsetzen können und die wir jetzt umsetzen müssen,

Leonie Petersen : um eben dieses ganz grundlegende und gravierende Problem von sozialer Ungleichheit

Leonie Petersen : anzugehen. Also ich würde sagen, wir brauchen beides.

Sabine Nuss: Das finde ich auch eine total gute Erwähnung von Leonie, dass sie das Zusammendenken,

Sabine Nuss: soziale Ungleichheit und Privateigentum und Naturzerstörung.

Sabine Nuss: Also diese soziale Ungleichheit und Naturzerstörung als ein Ergebnis von kapitalistischer

Sabine Nuss: Produktionsweise, das wird ja selten gemacht.

Sabine Nuss: Und was es meines Erachtens braucht, schimmert auch bei dem durch,

Sabine Nuss: was Leonie sagt, ist eben eine Demokratisierung der Wirtschaft.

Sabine Nuss: Und zwar, damit es von vornherein gar keine Milliardäre gibt.

Sabine Nuss: Nicht, dass wir sie lassen und dann müssen sie was abtreten oder abschaffen,

Sabine Nuss: wie es manchmal heißt, sondern dass sie von vornherein überhaupt erst gar nicht

Sabine Nuss: entstehen, die Milliardäre.

Sabine Nuss: Und sie dann auch nicht tun und lassen können, was sie wollen mit den Produktionsmitteln

Sabine Nuss: auf Kosten der ganzen Menschheit, kann man ja nicht anders sagen.

Sabine Nuss: Und eigentlich, wenn man sich jetzt nochmal historisch zurückerinnert,

Sabine Nuss: war das auch das, was die ArbeiterInnenbewegung im Ende des 19.

Sabine Nuss: Jahrhunderts wollte. Sie wollte eigentlich nicht nur die Demokratie in der politischen

Sabine Nuss: Sphäre, sondern sie wollte eigentlich die Demokratie auch in der wirtschaftlichen Sphäre.

Sabine Nuss: Also es gibt irgendwie Autoren und Autorinnen, die beschreiben das so,

Sabine Nuss: dass sie sagen, die Arbeiterbewegung hat für die volle Demokratie gekämpft,

Sabine Nuss: aber sie hat nur die halbe Demokratie bekommen.

Sabine Nuss: Und jetzt muss es wieder um die volle Demokratie gehen.

Eva Völpel: Aber vielleicht sagst du nochmal ein bisschen mehr dazu, was bedeutet das, die volle Demokratie?

Sabine Nuss: Also zum einen muss man auch ganz kurz sagen, dass Demokratisierung nur eine

Sabine Nuss: Voraussetzung wäre, wenn jetzt alle Menschen, die in den Fabriken arbeiten,

Sabine Nuss: in den Unternehmen generell arbeiten, also alle Beschäftigten,

Sabine Nuss: wenn die jetzt über ihre...

Sabine Nuss: Über ihr Unternehmen mitbestimmen könnten, wofür produzieren wir eigentlich,

Sabine Nuss: wie viel produzieren wir, zu welchem Zweck und sich untereinander auch abstimmen

Sabine Nuss: würden, auch global abstimmen würde, das wäre dann Wirtschaftsdemokratie.

Sabine Nuss: Wie auch immer das jetzt funktioniert, darüber möchte ich jetzt erstmal gar

Sabine Nuss: nichts sagen, aber das wäre Wirtschaftsdemokratie, aber das wäre auch nur die

Sabine Nuss: Voraussetzung, weil wenn diese Menschen, die Beschäftigten dann über ihre Unternehmen

Sabine Nuss: ganz genauso mitbestimmen, also dass sie auch in Konkurrenz auch für Profit,

Sabine Nuss: produzieren, dann hat sich jetzt nicht großartig was geändert.

Sabine Nuss: Es gibt irgendwie so So einen marxistischen Philosophen, der hat gesagt,

Sabine Nuss: dann hätten wir eigentlich eine Art Produzentenkapitalismus.

Sabine Nuss: Das war Karl Korsch, der das gesagt hat.

Eva Völpel: Ja, da unterbrichst du ja auch diese ganze Wachstumsspirale überhaupt nicht mit.

Sabine Nuss: Richtig, genau. Und deine Frage, wie das umzusetzen wäre, also da gibt es natürlich

Sabine Nuss: erstmal die Frage der Organisation.

Sabine Nuss: Also wie machen wir das dann eigentlich, wenn plötzlich alle in ihren Unternehmen

Sabine Nuss: miteinander kooperieren müssen? Also auch übergreifend, unternehmenübergreifend,

Sabine Nuss: nicht nur innerhalb der Unternehmen.

Sabine Nuss: Wie wird dann überhaupt bestimmt, was produziert wird? Wie wird bestimmt, wie es verteilt wird?

Sabine Nuss: Darauf möchte ich jetzt gar nicht eingehen. Aber die Frage, also ich würde fast

Sabine Nuss: sagen, das würde man irgendwie hinkriegen, wenn man sich dem Thema dann auch

Sabine Nuss: mal ernsthaft widmen würde.

Sabine Nuss: Nicht nur in kleinen Nischen, sondern gemeinsam.

Eva Völpel: Warte, warte, warte. Du sagst, wir würden es irgendwie hinkriegen,

Eva Völpel: den Kapitalismus international abzuschaffen?

Sabine Nuss: Ja, natürlich.

Eva Völpel: Wow, Sabine, das ist ein Optimismus hier.

Sabine Nuss: Ja, es ist durchaus denkbar, dass Gesellschaften sich radikal transformieren.

Sabine Nuss: Das hat es in der Geschichte nicht nur einmal gegeben.

Sabine Nuss: Wenn sich aber keiner damit beschäftigt.

Sabine Nuss: Dann wird das nicht passieren. Also wenn es keine Forschung dazu gibt und keine

Sabine Nuss: gesamtgesellschaftliche Diskussion dazu gibt, dann wird das nicht passieren.

Sabine Nuss: Aber wenn das alle gemeinsam wollen, dann sehe ich jetzt ehrlich gesagt,

Sabine Nuss: natürlich gibt es dann auch Probleme.

Sabine Nuss: Ich will nicht sagen, dass wir ein Paradies erreichen können,

Sabine Nuss: in dem es überhaupt keine Konflikte mehr gibt. Aber es sind dann eben andere Konflikte.

Sabine Nuss: Aber wie wir das umsetzen könnten, jetzt jenseits dieser Frage.

Sabine Nuss: Wäre meines Erachtens auch nicht so ein Problem, weil es ist eigentlich im Grundgesetz

Sabine Nuss: schon angelegt. Also jetzt von wegen Christian Lindner, der immer sagt,

Sabine Nuss: wir leben im Staat des Grundgesetzes.

Sabine Nuss: Ja, dann muss er ein paar andere Ergänzungen im Grundgesetz sich auch mal angucken.

Sabine Nuss: Weil was nämlich, wie du ja auch schon angedeutet hast, nicht nur im Grundgesetz

Sabine Nuss: steht, nämlich Eigentum wird gewährleistet, es steht auch drin Eigentum verpflichtet.

Sabine Nuss: Und da steht drin, sein Gebrauch soll dem Wohle der Allgemeinheit dienen.

Sabine Nuss: Und das ist natürlich breit auslegbar.

Sabine Nuss: Und das ist ein Moment, das ist sozusagen ein Fenster, wo man wirklich sehr

Sabine Nuss: dehnen kann, was das jetzt genau heißt.

Sabine Nuss: Das muss erstritten werden. Es gibt auch sogar noch Artikel 14 Absatz 3,

Sabine Nuss: was eine Enteignung ermöglicht.

Sabine Nuss: Man könnte auch zum Wohle der Allgemeinheit die Konzerne enteignen, die Privateigentümer.

Sabine Nuss: Und es ist jetzt auch nicht so, dass das jetzt besonders stalinistisch wäre

Sabine Nuss: oder kommunistisch, weil enteignet wird die ganze Zeit. Enteignet der Staat.

Sabine Nuss: Menschen, die Land haben, aber es vielleicht nicht hergeben wollen.

Sabine Nuss: Zum Beispiel für Fossile, also für Dörfer, wo Kohle abgebaut werden soll, wird Land enteignet.

Sabine Nuss: Da werden Dörfer einfach weggebaggert oder es wird irgendwie jemand enteignet,

Sabine Nuss: der sein Land nicht hergeben will, wenn der Staat dann eine Straße bauen möchte.

Sabine Nuss: Also das ist jetzt was total, ich sage jetzt mal gängiges, diese Enteignung.

Sabine Nuss: Ich finde aber den Enteignungsartikel im Grundgesetz gar nicht so wahnsinnig spannend.

Sabine Nuss: Was ich für interessant finde, ist der Artikel 15, der tatsächlich Vergesellschaftung heißt.

Sabine Nuss: Und da kommen wir an einen total spannenden Punkt, der besagt wortwörtlich,

Sabine Nuss: ich lese mal kurz vor, Grund und Boden.

Sabine Nuss: Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung

Sabine Nuss: durch ein Gesetz, das die Entschädigung regelt, steht da noch drin,

Sabine Nuss: in Gemeineigentüm oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführen.

Sabine Nuss: Das ist natürlich jetzt auch tricky. Man könnte jetzt irgendwie sagen,

Sabine Nuss: das gibt es doch teilweise schon, zum Beispiel Genossenschaften und so weiter und so fort.

Sabine Nuss: Das ist zum Teil richtig, aber der springende Punkt ist jetzt nicht unbedingt die Rechtsform,

Sabine Nuss: also Form der Gemeinwirtschaft, in die das überführt werden darf,

Sabine Nuss: sondern der springende Punkt ist, dass alle verfassungsrechtlichen Kommentare

Sabine Nuss: tatsächlich den Artikel kommentieren mit, es darf dann kein Gewinn mehr gemacht werden.

Sabine Nuss: Also Gewinnmaximierung, Gewinnerwirtschaftung ist da unter dem Artikel 15 aufgehoben.

Sabine Nuss: Man muss dann gemeinnützig agieren. Und das ist der interessante Punkt.

Sabine Nuss: Und jetzt, wenn du mich fragst, wie geht das dann, kann ich dir auch nur sagen,

Sabine Nuss: schwierig, weil dieser Artikel 15 ist noch nie umgesetzt worden.

Sabine Nuss: Der ist 1949 ins Grundgesetz verhandelt worden.

Sabine Nuss: Und ist noch nie umgesetzt worden. Der gilt so ein bisschen als fossil,

Sabine Nuss: als verfassungsfossil.

Sabine Nuss: Den haben die Sozialdemokratinnen damals rein verhandelt, weil sie die Verfassung

Sabine Nuss: offen halten wollten für eine andere Wirtschaftsform, aber ist noch nie umgesetzt worden.

Sabine Nuss: Und es ist so, dass diese Kampagne Deutsche Wohnen und Co.

Sabine Nuss: Enteignen, die ich jetzt natürlich erwähnen muss, weil die haben wir zu verdanken,

Sabine Nuss: dass diese Artikel 15 plötzlich wieder in der öffentlichen Debatte ist.

Sabine Nuss: Weil die fordert nämlich gar nicht die Enteignung der Immobilienkonzerne,

Sabine Nuss: sondern sie fordert die Vergesellschaftung von Grund und Boden der Immobilienkonzerne.

Sabine Nuss: Juristisch könnten die dabei bleiben, die könnten ja mitmachen.

Sabine Nuss: Das werden sie natürlich nicht tun, weil die ein ganz anderes Interesse haben.

Sabine Nuss: Aber nichtsdestotrotz ist genau der Artikel 15 die Grundlage.

Sabine Nuss: Und mittlerweile haben sich sehr viele Vergesellschaftungskämpfe und Initiativen gegründet.

Sabine Nuss: Energie, Gesundheit und so weiter.

Sabine Nuss: Was war es noch? Sogar VW Vergesellschaftung wagen.

Sabine Nuss: VW soll vergesellschaftet werden, die alle entlang der Frage kämpfen,

Sabine Nuss: welche Rechtsform wäre hier die günstigste als Hebel, um es überhaupt machen

Sabine Nuss: zu können. Und welche Organisationsform müsste dann eigentlich stattfinden?

Sabine Nuss: Das ist eine offene Diskussion.

Sabine Nuss: Da kann man schon eine ganze Menge dazu sagen, aber das würde jetzt den Rahmen sprengen.

Sabine Nuss: Deshalb würde ich jetzt sagen, das machen wir nochmal in einer Extrafolge,

Sabine Nuss: um aufzuzeigen, dass auch Vergesellschaftung durchaus ein Weg sein könnte,

Sabine Nuss: den Klimawandel zumindest aufzuhalten und sogar an Klimaanpassungen sozial gerecht zu gestalten.

Eva Völpel: Ich finde das super, dass wir da nochmal uns in einer längeren Folge mit beschäftigen,

Eva Völpel: weil das ja wirklich unglaublich facettenreich ist.

Eva Völpel: Also wie kommt man dahin, wie gewinnt man Mehrheiten dafür, was würde das dann

Eva Völpel: auch konkret bedeuten bei einer Umsetzung, wenn man überhaupt erstmal an so

Eva Völpel: einem Punkt ist zu vergesellschaften und vor allen Dingen auch,

Eva Völpel: wie muss man es ja dann eigentlich direkt in einem großen Rahmen denken,

Eva Völpel: weil du ja auch oft betont hast, das Problem ist immer wieder,

Eva Völpel: dass die internationale Konkurrenz im Kapitalismus die Wirtschaft gestaltet oder sozusagen,

Eva Völpel: antreibt und da braucht man ja dann auch Auswege draus.

Eva Völpel: Also ein Riesenthema, was wir uns, glaube ich, in der nächsten Folge dann nochmal vornehmen.

Eva Völpel: Und ja, wenn ich jetzt nochmal so ein bisschen auf diese Sendung gucke und das

Eva Völpel: Resümee, dann ist mir nochmal ein bisschen durch den Kopf gegangen,

Eva Völpel: dass ich mir vorstellen kann, dass vielleicht manche Leute sagen werden,

Eva Völpel: ja, ja, ist ja schön und gut, dass ihr jetzt immer so auf die super,

Eva Völpel: super Reichen hinweist und das, was sie sozusagen anrichten.

Eva Völpel: Aber nehmen wir uns, also ich sage jetzt mal wir, die wir keine Produktionsmittel

Eva Völpel: haben, aber natürlich auch in einem reichen Land leben und hier Dinge vernutzen

Eva Völpel: und durchschnittlich viel mehr CO2 ausstoßen.

Eva Völpel: Als das in anderen Teilen der Welt der Fall ist, nehmen wir uns da nicht zu sehr raus.

Eva Völpel: Also weil das begegnet mir auch oft in so Debatten, dass dann Leute sagen,

Eva Völpel: ja, aber wir gehören ja auch zu einer bestimmten Elite, wir alle.

Eva Völpel: Und da wollte ich jetzt nur nochmal drauf sagen, ja, natürlich,

Eva Völpel: also wenn man hier auf die Mittelschicht guckte, dann verbraucht die ja natürlich

Eva Völpel: auch deutlich mehr CO2 als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.

Eva Völpel: Aber ich glaube, der springende Punkt ist halt tatsächlich, und das ist für

Eva Völpel: mich so der rote Faden jetzt auch nochmal als Resümee aus dieser Sendung,

Eva Völpel: dass es eben immer darum geht, sich differenziert die Klassenverhältnisse anzugucken.

Eva Völpel: Also sowohl in diesem, unserem Land, als auch irgendwie auf globaler Ebene und

Eva Völpel: das natürlich zu unterscheiden.

Eva Völpel: Und ich finde, das wird halt oft so gegeneinander ausgespielt,

Eva Völpel: dass man dann so sagt, ja, ihr wollt jetzt davon ablenken, was wir alle irgendwie

Eva Völpel: dazu beitragen. Nee, nee, wollen wir nicht.

Eva Völpel: Aber wir müssen schon über die wichtigen Dinge reden. Und die wichtigen Dinge

Eva Völpel: sind eben die Frage, wie zerstörerisch Privateigentum an Produktionsmitteln ist.

Eva Völpel: Das ist der absolut wichtige Punkt, finde ich, da drin.

Sabine Nuss: Das sehe ich auch, so zumal, heißt ja auch immer, der beste,

Sabine Nuss: also der klimafreundlichste Konsum, den man machen kann, ist kein Konsum.

Sabine Nuss: Und das in der Wirtschaft, die davon abhängt, dass der Konsum endlos ist,

Sabine Nuss: würde zu Megakrisen und Verwerfungen führen, wo wieder die Ärmsten darunter

Sabine Nuss: leiden müssen. Insofern finde ich, müsste man da dann immer entgegnen.

Sabine Nuss: Wie soll das denn gehen, wenn wir alle nicht mehr konsumieren sollen?

Sabine Nuss: Bei so einer Art von Wirtschaftswachstum und Ordnung, auf der das beruht.

Sabine Nuss: Das wäre für mich auch noch ein Punkt, dem man da entgegnen könnte.

Sabine Nuss: Trotzdem, ich habe meine Flüge auch stark reduziert. Auch ein bisschen,

Sabine Nuss: weil ich Flugangst habe, aber das ist in dem Fall dann nicht das Schlechteste.

Eva Völpel: Vielen, vielen Dank, Sabine. Ich fand das wieder alles sehr erhellend und ich

Eva Völpel: hoffe, es hat euch Spaß gemacht beim Zuhören. Und wir kommen natürlich jetzt

Eva Völpel: wieder zu unserem Mitbringsel.

Eva Völpel: Und ich muss sagen, ich habe ein passendes diesmal auch zu dem Thema mitgebracht.

Eva Völpel: Das gießt allerdings so ein bisschen Wasser in den Wein deines Optimismus.

Eva Völpel: Das tut mir jetzt auch sehr leid, aber es ist eben auch ein wichtiges Thema,

Eva Völpel: was bei dieser Klimafrage mich umtreibt. Ich habe nämlich jetzt,

Eva Völpel: just gestern zu Ende gehört, die neue Folge von dem wirklich tollen Podcast Future Histories.

Eva Völpel: Und da hat Jan Groß den Klimaaktivisten Tajo Müller interviewt.

Eva Völpel: Und es ging um die Frage des Klimakollapses und die Notwendigkeit von linken Preppen.

Sabine Nuss: Was ist das?

Eva Völpel: Also Tajo führt es näher aus. Der hat sich da ja sehr intensiv mit beschäftigt.

Eva Völpel: Er sagt eben, wir können den Klimakollaps überhaupt nicht mehr abwenden.

Eva Völpel: Das müssen wir uns klar machen. und sein Resümee daraus ist eben,

Eva Völpel: Dass in dieser Welt, die sich immer weiter krisenhaft zuspitzen wird und wo

Eva Völpel: die Rechte auch über diese Krisen immer mehr Zulauf bekommt,

Eva Völpel: dass es eigentlich vor allem darum gehen muss, dass wir uns in anderen Formen

Eva Völpel: organisieren, um in diesen Krisen, die über uns hereinbrechen werden.

Eva Völpel: Linke solidarische Strukturen und auffangende Dinge zu bilden.

Eva Völpel: Also tatsächlich vorbereiten auf den Klimakollaps im Sinne von,

Eva Völpel: wir werden massenhaft und zunehmend, weiß ich nicht,

Eva Völpel: Katastrophen wie Dürren, Überschwemmungen und so weiter und so fort erleben

Eva Völpel: und sich darauf vorzubereiten, als solidarische Kraft, als Linke in solchen

Eva Völpel: Situationen dann vor Ort zu sein und zu helfen.

Eva Völpel: Weil er sagt ganz explizit, es ist für Menschen ein ganz entscheidender Faktor,

Eva Völpel: wie sie in solchen Krisen erleben, wer ihnen wie hilft und wie sie eingebettet

Eva Völpel: und aufgefangen werden können.

Eva Völpel: Und dass die Linke vor allen Dingen, es gab ja auch viele Klimaaktivisten,

Eva Völpel: die dann zum Teil an solche Orte von Verwüstung gefahren sind.

Eva Völpel: Und dass es eine ganz wichtige Organisierungserfahrung ist und Mobilisierungserfahrung

Eva Völpel: bis weit in die Gesellschaft hinein, wo linke Klimaaktivisten einen Unterschied

Eva Völpel: ums Ganze gemacht haben.

Eva Völpel: Was sozusagen Perspektiven einer solidarischen Bearbeitung der Krise im Gegensatz

Eva Völpel: zu einer exklusiven, ausschließenden, zerstörerischen Bearbeitung durch rechte

Eva Völpel: Kräfte sozusagen ausmachen.

Eva Völpel: Und das ist ein sehr streitbares Gespräch zwischen Jan und Tacho,

Eva Völpel: aber es ist total interessant und bringt einen natürlich aber auch an sehr düstere Punkte.

Eva Völpel: Aber genau das ist eben was, was Tacho da auch sehr offen bearbeitet,

Eva Völpel: auch in einem sehr persönlichen Einblick in Krisen, die er als Klimaaktivist,

Eva Völpel: der ewig unterwegs war mit Ende Gelände und so weiter.

Eva Völpel: Die er da durchlitten hat und wie er sozusagen heute einen anderen Weg daraus

Eva Völpel: gefunden hat, auch politisch jetzt gewendet.

Sabine Nuss: Okay.

Eva Völpel: Das ist jetzt sozusagen das Wasser in den Wein gegossen, deines Optimismus.

Eva Völpel: Wir können den Kapitalismus noch besiegen.

Sabine Nuss: Ich halte es da mit Sven Plöger. Also ich meine Sven Plöger,

Sabine Nuss: der ja meint, kommt drauf an, man könnte es doch noch schaffen mit dem Klimawandel.

Sabine Nuss: Zumindest, dass es nicht ganz so katastrophal wird, aber bin da vielleicht eher

Sabine Nuss: geleitet vom Prinzip Hoffnung. Ja.

Eva Völpel: Aber hast du denn noch einen Mitbringsel?

Sabine Nuss: Ja, ich habe auch ein Mitbringsel und zwar kam in den Nachrichten gestern oder

Sabine Nuss: vorgestern, dass ein Forschungsteam aus Indien entdeckt hat,

Sabine Nuss: dass es offensichtlich dicht unter der Mondoberfläche Eis geben soll.

Sabine Nuss: Ich kenne mich jetzt wirklich nicht so aus mit diesen ganzen Mondforschungen,

Sabine Nuss: aber das muss wohl ziemlich spektakulär gewesen sein.

Sabine Nuss: Das bedeutet wohl, dass man da bemannt Mondmissionen zur Gewinnung von Trinkwasser,

Sabine Nuss: Sauerstoff und so weiter, Treibstoff für Raumfahrzeuge, irgendwie alles passieren

Sabine Nuss: kann, was bislang offensichtlich noch nicht so klar war.

Sabine Nuss: Das bedeutet natürlich, da habe ich natürlich sofort gedacht,

Sabine Nuss: okay, damit ist der Mond jetzt freigegeben für die kapitalistische Bewirtschaftung.

Sabine Nuss: Also kannst du es dir vorstellen?

Eva Völpel: Ich muss sofort an Elon Musk denken.

Sabine Nuss: Natürlich, der hat da ja auch mit SpaceX und so weiter.

Sabine Nuss: Das ist jetzt nicht ganz umsonst, dass du an den denkst. Aber was man wissen

Sabine Nuss: muss ist, der Mond ist kein Privateigentum.

Sabine Nuss: Der Mond gehört niemandem.

Sabine Nuss: Es gibt keine Hoheitsrechte, so wie jetzt hier, dass jetzt irgendwie ein bestimmtes

Sabine Nuss: Land, eine bestimmte Meeresküste unter einem bestimmten nationalen Hoheitsrecht

Sabine Nuss: steht. Das gibt es beim Mond nicht.

Eva Völpel: Okay, wie viele Jahre gibst du uns, bis wir diese Debatte haben?

Sabine Nuss: Ja, genau, das war jetzt, darauf wollte ich hinaus.

Sabine Nuss: Was ich nämlich ganz lustig finde, dass dieser Weltraumvertrag von 1967 ist

Sabine Nuss: ein Tag nach meiner Geburt in Kraft getreten und dort wurde eben gesagt,

Sabine Nuss: es ist den Staaten verboten, Hoheitsrechte oder Eigentumsansprüche auf den Mond zu erheben.

Sabine Nuss: Und jetzt finde ich das super spannend, wenn wir das jetzt wissen,

Sabine Nuss: wie Privateigentum historisch entstanden ist, mit welchen Konflikten,

Sabine Nuss: mit welcher Gewalt, das muss man immer dazu sagen, das hatten wir,

Sabine Nuss: glaube ich, in einer Folge ein bisschen ausführlicher,

Sabine Nuss: kann man eigentlich jetzt am Mond beobachten, dass Privateigentum nichts Natürliches

Sabine Nuss: ist, sondern dass das mit Gewalt durchgesetzt werden muss und mit sehr vielen Konflikten.

Sabine Nuss: Das wird also ein wunderbares Anschauungsbeispiel werden für das,

Sabine Nuss: was eigentlich Privateigentum ist.

Sabine Nuss: Und mein Hinweis wäre, dass wir vielleicht nicht tatenlos dazugucken,

Sabine Nuss: sondern dass wir den Mond sozusagen benutzen, um daran zu illustrieren,

Sabine Nuss: wie gewalträchtig so eine Aneignung des Mondes sein wird.

Sabine Nuss: Und darüber könnten wir dann auch ein bisschen was über die Erde lernen.

Eva Völpel: Das ist ein schönes Abschlusswort. Okay, wir hoffen, es hat euch wieder Spaß

Eva Völpel: gemacht und wir freuen uns über eure Rückmeldung.

Eva Völpel: Schreibt uns wie immer gerne an armutszeugnis at rosalux.org und macht es gut. Bis zum nächsten Mal.

Sabine Nuss: Bis zum nächsten Mal. Tschüss.

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