#13: Sozialer Sprengstoff: Klimaschutz mit der Union

Shownotes

Die Bundestagswahl ist vorbei. Was erwartet uns jetzt in Sachen Klimaschutz mit einer unionsgeführten Regierung? CDU und CSU wettern gegen eine angeblich ideologische Klimapolitik, die auch auf gesetzliche Einschränkungen und gezielte Investitionen setzt. Stattdessen singen die Konservativen das hohe Lied auf den Markt. Sie wollen den Emissionshandel zum „Leitinstrument“ der Klimapolitik ausbauen. Dabei wird das Recht, klimaschädliches CO2 auszustoßen, zur handelbaren Ware.

Auf EU-Ebene ist bereits beschlossen, dass ab 2027 auch die Bereiche Gebäude und Verkehr in den europäischen Emissionshandel einbezogen werden. Damit aber werden die Preise für Heizen und Tanken drastisch erhöht. Das birgt sozialen Sprengstoff. Wir schauen uns genauer an, wie diese CO2-Bepreisung funktioniert, welche Probleme der Mechanismus hat – und was man tun muss, damit künftig nicht noch mehr Menschen sagen: Klimaschutz? Zu teuer.

Schreibt uns an: armutszeugnis@rosalux.org

Shownotes:

Sven Ploeger: „Viele Politiker leben in einer Fantasiewelt“

Bertelsmann-Studie von Sara Holzmann und Ingo Wolf zum Thema „Klimapolitik und soziale Gerechtigkeit“

Uwe Witt: „Sind CO2-Preise Teufelszeug?“

Agora Energiewende: „Der CO2-Preis für Gebäude und Verkehr“

Hier geht es zum Dossier „Solidarische Wärmewende“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Darin findet Ihr unter anderem einen guten Mythencheck zum Thema Wärmewende.

Hier findet Ihr die im Prolog erwähnte Studie vom Paritätischen Gesamtverband und Öko-Institut: „Wärmewende: Die Marktlösung macht Heizen zum Luxus“

Alle Podcasts der Rosa-Luxemburg-Stiftung: www.rosalux.de/podcasts

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Transkript anzeigen

Eva Völpel: Hallo, ihr wundert euch sicher, warum diese Folge Armutszeugnis jetzt erst hochgeladen ist.

Eva Völpel: Wir hatten die Folge bereits vor der Bundestagswahl aufgenommen,

Eva Völpel: haben uns aber im Nachhinein dazu entschieden, sie erst nach der Wahl zu senden.

Eva Völpel: Denn wir sind, der Podcast erscheint ja unter dem Dach der Rosa-Luxemburg-Stiftung,

Eva Völpel: vor Wahlen zu besonderer politischer Zurückhaltung verpflichtet.

Eva Völpel: Wir haben die Aufnahme fürs komfortablere Hören dann nochmal ein bisschen bearbeitet,

Eva Völpel: aber es kann schon sein, dass sie an der einen oder anderen Stelle über Formulierungen

Eva Völpel: stolpert, die so klingen, als seien wir noch vor der Wahl.

Eva Völpel: Zum Beispiel war die FDP noch ab und an eine Erwähnung wert,

Eva Völpel: aber die ist ja nun erstmal Parlamentsgeschichte.

Eva Völpel: Lasst euch beim Hören also nicht verwirren. Im Zentrum stand und steht die Frage,

Eva Völpel: was uns nach der Wahl klima- und verteilungspolitisch erwartet und das wird

Eva Völpel: sich dann erst nach und nach jetzt zeigen.

Eva Völpel: Und dass ich diesen kleinen Prolog jetzt einsprechen muss, das gibt mir auch

Eva Völpel: die Möglichkeit, auf eine noch wirklich wichtige Studie hinzuweisen,

Eva Völpel: auf die mich erst kürzlich ein Kollege aufmerksam gemacht hat.

Eva Völpel: Also schaut auf jeden Fall aufmerksam in die Shownotes und jetzt viel Spaß beim Hören.

Sabine Nuss: Herzlich willkommen zu Armutszeugnis, dem Wirtschaftspodcast der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Sabine Nuss: Hallo alle, die ihr da gerade uns zuhört. Hallo Eva.

Eva Völpel: Hallo Sabine.

Sabine Nuss: Wir befinden uns immer noch im Wahlkampf. Das sind jetzt ziemlich genau zwei

Sabine Nuss: Wochen vor der Bundestagswahl.

Sabine Nuss: Und wir hatten ja bei der letzten Folge, glaube ich, gesagt,

Sabine Nuss: das wird ein Wirtschaftswahlkampf werden und wir sehen uns jetzt aber eigentlich

Sabine Nuss: gar nicht mehr so sehr in einem Wirtschaftswahlkampf, sondern in einem Migrationswahlkampf.

Eva Völpel: Das stimmt, ja.

Sabine Nuss: Damit ist allerdings auch ziemlich erfolgreich die soziale Frage so ein bisschen

Sabine Nuss: in den Hintergrund gerückt, also von welcher Partei was zu erwarten ist,

Sabine Nuss: aber auch dazu verweise ich auf die letzte Folge. Da haben wir das ein bisschen

Sabine Nuss: auseinandergeklamüsert.

Sabine Nuss: Was aber auch und ich würde mal sagen sogar noch viel mehr in den Hintergrund

Sabine Nuss: gerückt ist, ist die Klimafrage.

Sabine Nuss: Und wenn Klima derzeit thematisiert wird, dann eigentlich entweder als Angriff auf die Grünen,

Sabine Nuss: als Ideologiekram und vor allem aber, zumindest jetzt meiner Wahrnehmung nach,

Sabine Nuss: eher so, wo man überall irgendwelche Stellschrauben wieder zurückdrehen könnte

Sabine Nuss: oder irgendwelche Regeln vielleicht doch aussetzen könnte,

Sabine Nuss: die den Klimaschutz gewährleisten würden.

Sabine Nuss: Denn Klimaschutz, so hat man derzeit so ein bisschen den Eindruck,

Sabine Nuss: können wir uns eigentlich angesichts der Lage der deutschen Wirtschaft gar nicht leisten.

Sabine Nuss: Und darum soll es heute gehen in dieser Folge. Wir wollen darüber reden,

Sabine Nuss: was wird uns denn in Sachen Klimapolitik eigentlich erwarten?

Sabine Nuss: Wer soll das bezahlen, wenn wir eine unionsgeführte Regierung haben werden?

Sabine Nuss: Und wie spielt das Ganze mit dem

Sabine Nuss: Rechtsruck zusammen, also auch mit der gesellschaftlichen Polarisierung?

Sabine Nuss: Eva, du hast einiges dazu mitgebracht, aber bevor du loslegst,

Sabine Nuss: wollte ich nochmal ganz kurz einen kleinen Stand der Dinge durchgeben.

Sabine Nuss: Ich habe letzten Wochenende das ND gelesen und dort war ein sehr nettes Interview mit Sven Plöger.

Sabine Nuss: Sven Plöger ist der, so und jetzt...

Eva Völpel: Der Wettermann.

Sabine Nuss: Ja, der Wettermann, danke. Ich kann nämlich dieses Wort nicht aussprechen.

Sabine Nuss: Meteorologe. Genau. Wettermann ist viel besser.

Sabine Nuss: Sven Plöger ist der Wettermann vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen und der

Sabine Nuss: macht ja derzeit sehr viel auch Dokumentation zum Thema Klimawandel.

Sabine Nuss: Und da stand auch nochmal drin, wurde auch nochmal erinnert,

Sabine Nuss: in Paris wurde ja vor zehn Jahren von der UN-Klimakonferenz das 1,5-Grad-Ziel vereinbart.

Sabine Nuss: Was ist das 1,5-Grad-Ziel? Das bedeutet, dass die Erde sich nicht mehr als 1,5

Sabine Nuss: Grad erwärmen darf, verglichen mit dem vorindustriellen Zeitalter.

Sabine Nuss: Und im letzten Jahr waren wir schon bei 1,6 Grad.

Sabine Nuss: Also wir, da meine ich jetzt quasi tatsächlich die globale, die Menschheit.

Sabine Nuss: Und da ist Sven Plöger dann gefragt worden, schaffen wir das jetzt überhaupt

Sabine Nuss: noch angesichts dessen, dass wir eigentlich nicht mehr als 1,5 Grad wärmer hätten

Sabine Nuss: werden dürfen, also die Erde.

Sabine Nuss: Und dann hat er geantwortet, naja, wenn wir so weitermachen wie bisher.

Sabine Nuss: Also die Menschheit sozusagen, dann wird es wahrscheinlich auf 2,7 Grad hochgehen.

Sabine Nuss: Und viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sagen sogar,

Sabine Nuss: dass dann bis zum Ende des Jahrhunderts eine Erwärmung der Erde von 3 bis 4 Grad zu erwarten wäre.

Sabine Nuss: Jetzt sind es abstrakte Zahlen, da ist natürlich dann auch gefragt worden,

Sabine Nuss: ja was bedeutet denn das für die Erde, wie würde es aussehen dann hier und da

Sabine Nuss: hat er tatsächlich gesagt, dazu möchte ich nichts sagen, weil da kann er nur

Sabine Nuss: sagen Apokalypse und mit dem Apokalypse-Gedanken,

Sabine Nuss: es ist so psychologisch so, Katastrophismus, schalten die Leute total ab,

Sabine Nuss: so nach dem Motto, ja dann ist eh alles egal, nach mir die sind Flut.

Sabine Nuss: Er hat aber dann trotzdem ein paar Sachen dazu gesagt, aber da verweise ich

Sabine Nuss: jetzt auf die Lektüre selbst, auf das Interview.

Sabine Nuss: Und was ich aber nochmal einen wichtigen Punkt finde hier zu sagen,

Sabine Nuss: er meinte schon, dass sehr viele Regionen der Erde gar nicht mehr bewohnbar wären.

Sabine Nuss: Und dann spricht er einen Punkt an, der auch mit, was ich eingangs gesagt habe,

Sabine Nuss: diesem Migrationswahlkampf, der Klimawandel, so sagt er, führt dazu,

Sabine Nuss: dass es auf der Welt deutlich enger wird.

Sabine Nuss: Und wir sehen ja schon jetzt, dass es immer Zank gibt, wenn jemand von woanders

Sabine Nuss: dorthin kommt, wo schon jemand ist.

Sabine Nuss: Das heißt, die Migrationsfrage hängt da eng miteinander zusammen und paradoxerweise

Sabine Nuss: sind es oft die, die Migration gegenüber feindlich eingestellt sind.

Sabine Nuss: Oftmals gibt es Überschneidungen zu genau denen, die dann eben auch den Klimawandel hinterfragen.

Sabine Nuss: Insofern ist es wichtig, dass wir als gesamte Menschheit die Erde irgendwie

Sabine Nuss: für alle bewohnbar halten und dass da was passiert und dass das im Moment von

Sabine Nuss: einigen Teilen skeptisch beäugt wird.

Sabine Nuss: Diese Klimapolitik liegt möglicherweise auch daran, dass die Leute nicht mitgenommen werden.

Sabine Nuss: Eva, deshalb steigen wir jetzt ein mit der Frage, wie würde denn eine unionsgeführte

Sabine Nuss: Regierung die Leute in Sachen Klimaschutz mitnehmen?

Eva Völpel: Naja, was man im Moment sieht, ist, dass Herr Merz zum Beispiel versucht,

Eva Völpel: die Leute vor allem auf dem Populismus-Ticket mitzunehmen und sozusagen in der

Eva Völpel: Aversion gegen eine Klimapolitik, weil der tourt ja durch die Gegend und sagt

Eva Völpel: solche Dinge wie, Windräder seien hässlich und das Heizungsgesetz der Ampel,

Eva Völpel: das will er wieder abschaffen und er will auch wieder zurück zur Atomkraft.

Eva Völpel: Wenn man dann ins Wahlprogramm guckt, dann mildert sich das teilweise so ein bisschen ab.

Eva Völpel: Aber es ist klar, es wird vor allem Bashing gegen die Klimapolitik und vor allem

Eva Völpel: in der Klimapolitik der Ampel betrieben.

Eva Völpel: Und was die Union ganz zentral immer wieder betont ist, dass sie in der Klimapolitik

Eva Völpel: mehr den Markt weiten lassen will und zwar ganz gezielt an dem Beispiel Emissionshandel.

Eva Völpel: Und das habe ich mir nämlich genauer angeguckt. Was ist eigentlich der Emissionshandel

Eva Völpel: und was bedeutet der sowohl klimapolitisch, also was kann der uns bringen,

Eva Völpel: was hat er bisher schon gebracht, aber auch verteilungspolitisch.

Eva Völpel: Also wer bezahlt dann eigentlich wie, wenn wir nur auf dieses Marktinstrument

Eva Völpel: oder fast ausschließlich darauf setzen würden, weil die Union eben auch ganz

Eva Völpel: klar sagt, sie wollen das Ordnungsrecht,

Eva Völpel: das heißt also Gesetze und Verbote, das wollen sie quasi zurückdrängen oder

Eva Völpel: das sagen sie nicht so stark wie die FDP, die ist da noch viel radikaler,

Eva Völpel: aber es klingt schon immer durch.

Eva Völpel: Also der Markt soll es halt eigentlich richten, weil der ist ja angeblich der

Eva Völpel: effizienteste Mechanismus, um solchen Problemen auch irgendwie zu begegnen.

Sabine Nuss: Und wenn ich da gleich nochmal einhaken darf, Emissionshandel erklären wir ja

Sabine Nuss: noch, aber ist es denn wirklich so, dass die Leute tatsächlich,

Sabine Nuss: also wie ich das jetzt auch eingangs angedeutet habe,

Sabine Nuss: keinen Klimaschutz wollen? Kannst du das bestätigen?

Eva Völpel: Nee, das kann ich so nicht bestätigen. Also das ist wirklich sehr interessant.

Eva Völpel: Es gibt ja viele Studien und Umfragen dazu.

Eva Völpel: Und wenn man sich das aber ein bisschen genauer anguckt, ich habe mir das am

Eva Völpel: Beispiel einer repräsentativen Umfrage der Bertelsmann Stiftung mal angeschaut.

Eva Völpel: Die ist zwar schon ein bisschen älter, also die war vom Dezember 23,

Eva Völpel: aber die ist interessant, weil sie mehrere Jahre vergleicht und die Leute immer

Eva Völpel: wieder das Gleiche gefragt hat.

Eva Völpel: Und dann kann man feststellen, die Leute wollen sehr wohl Klimaschutz und sie

Eva Völpel: machen sich große Sorgen um den Klimawandel, aber sie wollen ihn nicht so,

Eva Völpel: wie er gerade eingetütet wird. Und da will ich jetzt nur mal ganz kurz was zu sagen.

Eva Völpel: Also eine überwältigende Zahl von Personen sagt, sie machen sich Sorgen.

Eva Völpel: Also fast 90 Prozent sind wegen des Klimawandels sehr besorgt.

Eva Völpel: Aber es machen sich auch über die Jahre immer mehr Leute Sorgen,

Eva Völpel: dass die Energiewende zum Beispiel

Eva Völpel: den Wohlstand gefährdet oder dass die Verkehrswende zum Jobkiller wird.

Eva Völpel: Das befürchten übrigens auch mehr Leute, die auf dem Land wohnen.

Eva Völpel: Ist ja auch kein Wunder, weil da der ÖPNV längst nicht so gut ausgebaut ist.

Eva Völpel: Und es gibt, das fand ich auch sehr interessant, ein großes Bewusstsein für

Eva Völpel: Spaltungen und soziale Ungerechtigkeiten.

Eva Völpel: Denn knapp die Hälfte der Menschen hält die Umsetzung der Energiebände für ungerecht.

Eva Völpel: Und rund die Hälfte fand übrigens schon damals, also die Umfrage ist ja von

Eva Völpel: 2023 die letzte, den CO2-Preis, über den wir heute hier ein bisschen ausführlicher

Eva Völpel: sprechen, die fand den schon damals ungerecht.

Eva Völpel: Ja, also CO2-Preis ist halt mit dem Emissionshandel verknüpft,

Eva Völpel: da gehen wir noch drauf ein.

Eva Völpel: Und das finde ich ziemlich interessant, weil klar ist, die Leute können ziemlich gut unterscheiden.

Eva Völpel: Also Klimaschutz ja, weil man macht sich Sorgen, aber nicht so wie es läuft.

Eva Völpel: Und noch, sage ich mal, ein krasseres Urteil schon zur damaligen Zeit ist eigentlich,

Eva Völpel: dass nur ein Drittel überhaupt den CO2-Preis für ein wirksames Instrument hält,

Eva Völpel: um vernünftig Klimaschutz zu betreiben.

Eva Völpel: Da kann man sich natürlich fragen, okay, wissen die Leute überhaupt,

Eva Völpel: wie das so im Detail alles funktioniert?

Eva Völpel: Aber es gibt keine große Zustimmung zu diesem Emissionshandel und stattdessen

Eva Völpel: gibt es sehr viel Klarheit, was so einen notwendigen sozialen Ausgleich angeht.

Eva Völpel: Also da ist ja immer das Klimageld im Gespräch und Klimageld,

Eva Völpel: vielleicht hier nur ganz kurz angetippt, also sozusagen Mechanismus,

Eva Völpel: wo Leute Geld vom Staat auch zurückbekommen würden, wie das funktioniert,

Eva Völpel: da würden wir auch später nochmal drauf eingehen.

Eva Völpel: Und da sagen sehr viele Leute, nämlich mehr Menschen sind dafür,

Eva Völpel: dass dieses Klimageld dann auch einkommensabhängig zurückverteilt würde,

Eva Völpel: also dass die, die wenig haben, davon auch mehr bekämen und nicht pauschal pro

Eva Völpel: Kopf, was auch so eine Idee ist, die im Raum rumgeistert.

Eva Völpel: Und was ich auch noch sehr interessant fand, wenn man dann auf die Zahlen der

Eva Völpel: Umfrage von 2022 guckt, da hatte die Ampel so ungefähr ein Jahr gerade hinter sich.

Eva Völpel: Da haben schon zwei Drittel der Leute gesagt, ich glaube sowieso nicht,

Eva Völpel: dass das Klimageld kommt.

Eva Völpel: Und genau so ist es halt gekommen. Also die Ampel hat das Projekt ja versenkt.

Eva Völpel: Also vor allem die FDP hat es versenkt.

Eva Völpel: Und was ist ein guter Ansatzpunkt, dass wir uns klar machen.

Eva Völpel: Lasst uns nicht verrückt machen. Es ist nicht so, dass die Leute alle irgendwie

Eva Völpel: keinen Klimaschutz wollen, aber wir müssen darüber reden, wie er gemacht hat.

Sabine Nuss: Also ich habe ja gestern mir dieses Kanzlerduell gegeben, also die Debatte zwischen

Sabine Nuss: Olaf Scholz und Fritze Merz, wie Scholz immer sagt.

Sabine Nuss: Und da war natürlich das Klimageld auch Thema und da hat Scholz gesagt,

Sabine Nuss: das kommt, das wird kommen.

Sabine Nuss: Es war einfach nur irgendwie schwierig, die ganzen bürokratischen Hinterbau

Sabine Nuss: da zu regeln, aber das wird jetzt kommen.

Sabine Nuss: Und Merz hatte den Eindruck erweckt, dass das, wenn er jetzt Kanzler werden

Sabine Nuss: würde, auch ausgezahlt werden würde und dass der soziale Ausgleich bezüglich

Sabine Nuss: der Klimapolitik auch mit einer unionsgeführten Regierung absolut gewährleistet sei.

Sabine Nuss: Müssen sie natürlich jetzt auch sagen.

Eva Völpel: Müssen sie auch sagen. Ich bin halt skeptisch, weil wir es ja in vier Jahren

Eva Völpel: oder knapp vier Jahren Ampelpolitik nicht bekommen haben, obwohl damals schon

Eva Völpel: die Zeit drängend war, was zu machen.

Eva Völpel: Und jetzt wird es noch viel drängender, weil der große Bruch und der große Preiseinstieg,

Eva Völpel: was die CO2-Preise angeht, der erwartet uns halt im Jahr 2027.

Eva Völpel: Da kann man jetzt vielleicht sagen, oh, das ist ja noch irgendwie ein bisschen hin.

Eva Völpel: Aber schon im Jahr 2026 wird es so ein bestimmtes Übergangssystem geben.

Eva Völpel: Und ab 2027 wird dieser Emissionshandel, der sich dann über den Markt bestimmt,

Eva Völpel: nämlich auf zwei wichtige Sektoren ausgeweitet und in das europäische System eingemeindet.

Eva Völpel: Und das sind eben der Verkehrssektor und der Gebäudesektor, also wie wir heizen,

Eva Völpel: Wärmeversorgung in Gebäuden.

Eva Völpel: Und dass das dann in dieses europäische System überführt wird,

Eva Völpel: wird massive Preissprünge nach oben zur Folge haben.

Eva Völpel: Und wenn man sich das irgendwie überlegt, dann weiß man auch und weiß,

Eva Völpel: wie lange politische Prozesse brauchen, dann weiß man, dass es allerdings höchst

Eva Völpel: Zeit ist, jetzt wirklich so ein Klimageld einzuführen.

Sabine Nuss: Aber warte mal kurz, gehen wir mal kurz zurück. Dieser Emissionshandel und Europa

Sabine Nuss: und 2027, was passiert da genau?

Eva Völpel: Ja genau, also Emotionshandel und wie das dann 2027 sich verändert,

Eva Völpel: da gehe ich nochmal drauf ein.

Eva Völpel: Aber was mir jetzt nochmal wichtig wäre, einen kurzen Blick darauf zu werfen,

Eva Völpel: wie der Klimaschutz oder die Klimafrage eben mit einem Rechtsruck,

Eva Völpel: einem Potenziellen zusammenhängt.

Eva Völpel: Und es gibt eben einige oder viele Wissenschaftler, die sagen,

Eva Völpel: Klimapolitik, das ist ein Triggerpunkt.

Eva Völpel: Also das wird gerne von Akteuren oder auch Medien genutzt, um halt so eine weitere

Eva Völpel: Polarisierung oder Spaltung in die Gesellschaft zu treiben.

Eva Völpel: Und das irgendwie sehr gezielt auch politisch einzusetzen, um gegen Klimapolitik

Eva Völpel: eben stumpf zu machen, sage ich mal.

Eva Völpel: Weil das eben so gut funktioniert, weil das bei den Leuten so gut anknüpft.

Eva Völpel: Und es gibt auch diese große Leipziger Mitte-Studie, die ja alle zwei Jahre

Eva Völpel: sich sehr ausführlich anguckt, wie so die autoritären und auch rechten Einstellungen

Eva Völpel: in der Gesellschaft, wie es darum bestellt ist.

Eva Völpel: Und da möchte ich mal einen Satz zitieren, die sagen nämlich 2023,

Eva Völpel: über Klimapolitik sind Personen bis weit in die Mitte offenkundig durch Populismus

Eva Völpel: erreichbar und lassen sich über völkisch-autoritär-rebellische Angebote bis

Eva Völpel: zum Rechtsextremismus und der Billigung von politischer Gewalt verfügern.

Eva Völpel: Und das fand ich ziemlich eindrucksvoll, dass die das so klar benennen.

Eva Völpel: Und wenn man jetzt so ein bisschen drüber nachdenkt, dann wird einem ja auch

Eva Völpel: klar, Klimapolitik, das ist ein Thema, was die Leute restlos auf die Bäume treiben kann.

Eva Völpel: Da braucht es überhaupt nicht viel zu. Wir erinnern uns an diese Heizungsgesetzdebatte.

Sabine Nuss: Wonach ja auch die AfD-Stimmanteil sehr stark gestiegen ist nach diesem Heizungsgesetz.

Eva Völpel: Genau. Und wo ja auch eine ganz gezielte Medienkampagne von der Bild-Zeitung

Eva Völpel: unter anderem dagegen gefahren wurde.

Eva Völpel: Und von daher ist es, glaube ich, immer ein Problem, wenn man sieht,

Eva Völpel: wie auch gerade wieder Politik gemacht wird gegen Klimapolitik und vor allem

Eva Völpel: auch gegen so eine angebliche grüne Verbotspolitik, die jetzt für alles irgendwie

Eva Völpel: verantwortlich gemacht wird.

Eva Völpel: Also selbst ein bisschen zu der Wirtschaftsflaute, die wir erleben.

Eva Völpel: Da sagt die CDU ja, das hat damit zu tun, dass die Grünen so eine ideologiegesteuerte

Eva Völpel: Klimapolitik trieben hätten.

Eva Völpel: Und der Soziologe Dennis Eversberg, der sagt, dass dieser Backlash-Diskurs,

Eva Völpel: dass der so gut von Medien und anderen Akteuren eben bespielt werden kann,

Eva Völpel: das liegt eben auch an dem weit verbreiteten Eindruck, die ökologische Klasse sei abgehoben.

Eva Völpel: Und wenn man darüber nachdenkt, dann finde ich, merkt man selber,

Eva Völpel: wenn man so Alltagsbeobachtungen anstellt, dass das total stimmt.

Eva Völpel: Also wenn wir über Klimapolitik reden, finde ich, sind so die öffentlichen Diskurse

Eva Völpel: vor allem davon geprägt,

Eva Völpel: dass entweder Leute es sich leisten können, auf Fleisch zu verzichten oder einen

Eva Völpel: Bioladen einzukaufen oder sie können sich ein E-Auto kaufen oder sie machen

Eva Völpel: sich Solarpanele aufs Dach.

Eva Völpel: Aber über wen reden wir da? Das sind Leute, die mindestens zur gehobenen Mittelschicht

Eva Völpel: gehören, wenn die sich ein E-Auto für, weiß ich nicht, 30.000,

Eva Völpel: 40.000 oder noch mehr Geld kaufen.

Eva Völpel: Oder es ist irgendwie das Bild von den EigentümerInnen, die dann irgendwie vor

Eva Völpel: allem agieren können und ihr Haus umrüsten können.

Eva Völpel: Und da geht es ja überhaupt nicht um die Leute, die wenig Geld in der Tasche haben.

Eva Völpel: Oder auch die Leute, die zur Miete wohnen und die einfach den Vermieterinnen wie ausgeliefert sind.

Eva Völpel: Und genau über diese Leute wird nämlich viel zu wenig gesprochen.

Eva Völpel: Und stattdessen gibt es immer dieses, ich sag mal ja, dieses auf Mittelklasse

Eva Völpel: getrimmte Vorbild, wie man denn Klimapolitik zu machen hätte.

Eva Völpel: Und es ist ja auch immer so eine Anrufung zu hören in den öffentlichen Diskursen.

Eva Völpel: Wir als Menschheiten müssen jetzt irgendwie die Menschheitsaufgabe des Klimawandels

Eva Völpel: bewältigen, weil alle Fakten und Wissenschaftler sagen eben,

Eva Völpel: dass das so und so schlimm ist.

Eva Völpel: Ist es auch, aber das Problem ist, damit erreichst du die Leute nicht.

Eva Völpel: Oder du erreichst die Leute nicht, für die die Frage nach Klimapolitik auch

Eva Völpel: vor allen Dingen eine Frage ist, wie viel teurer wird es denn eigentlich für mich?

Eva Völpel: Denn eigentlich kann ich mir mein Leben jetzt schon gar nicht leisten.

Eva Völpel: Da haben wir ja auch in den letzten Folgen viel drüber gesprochen.

Eva Völpel: Die Frage, wie teuer ist das Leben hier eigentlich für viele Menschen schon geworden?

Eva Völpel: Also Inflation ist immer noch ein Problem für viele.

Eva Völpel: Und jetzt mit dem neuen Jahr sind auch Krankenkassenbeiträge gestiegen.

Eva Völpel: Die Pflegesetze für die Betreuung im Heim sind um 300 Euro nochmal nach oben gegangen.

Eva Völpel: Und ich hatte jetzt gehört, durchschnittlich muss man 3000 Euro da selber als

Eva Völpel: Eigenanteil hinlegen monatlich.

Eva Völpel: Also irre Summen. Und das Problem ist halt, kaum jemand redet über diese materielle

Eva Völpel: Basis des Klimaschutzes und von daher ist die Klimapolitik, wenn man sie so angeht,

Eva Völpel: einfach ein Politikfeld, was ein enormes Sorgepotenzial bereithält und auch

Eva Völpel: ein enormes Verhetzungspotenzial, weil damit sehr gut Stimmung gemacht werden kann.

Sabine Nuss: Wobei ich da auch denke, das hat unter anderem sicherlich auch was damit zu

Sabine Nuss: tun, dass bei den Grünen, so wie du sagst,

Sabine Nuss: die soziale Frage nicht so richtig ganz oben ist und das, wie du jetzt ja auch

Sabine Nuss: nochmal selber gesagt hast.

Sabine Nuss: Die Grünen dazu tendieren, aus dem Blick zu verlieren, dass sie eben nicht nur

Sabine Nuss: für ihre Klientel sprechen kann.

Sabine Nuss: Aber ich glaube, das hat auch ein bisschen was damit zu tun,

Sabine Nuss: dass zugleich damit noch ein bestimmter Habitus einhergeht bei den Grünen.

Sabine Nuss: Ich meine jetzt gar nicht unbedingt die Partei, sondern das Milieu der Grünen oder das grüne Milieu.

Sabine Nuss: Und das hat was zu tun mit, da ist irgendwie so der Bildungshintergrund tendenziell eher akademisch.

Sabine Nuss: Dann hat man irgendwie so das Gefühl, sie fühlen sich dann auch so ein bisschen

Sabine Nuss: als auf der richtigen Seite, die besseren Menschen zu sein.

Sabine Nuss: Und diese Kombination, sich selbst besser zu stellen auf so einer moralischen

Sabine Nuss: Ebene, zusammen damit, dass eben die, die es sich nicht leisten können,

Sabine Nuss: komplett ausgeblendet sind, macht, glaube ich, diese ungute Mischung aus.

Sabine Nuss: Weil das dann auch was damit zu

Sabine Nuss: tun hat mit das Minderwertigkeitsgefühl vielleicht auf der anderen Seite.

Sabine Nuss: Ich meine, es gibt vielleicht Leute, die wirklich sehr wenig Geld haben und

Sabine Nuss: das machen wollen würden, aber es gar nicht können und und und.

Sabine Nuss: Also ich glaube, da spielt noch sehr viel mehr mit rein und auch der Umstand,

Sabine Nuss: dass zum Beispiel die Linke ein Programm hat,

Sabine Nuss: was von entsprechenden Umweltverbänden als das Beste in Sachen Klimapolitik

Sabine Nuss: tatsächlich im Vergleich mit allen anderen Programmen dargestellt wird.

Sabine Nuss: Und die Linke auch diejenige ist, die auch laut Bewertung von neutralen Wirtschaftsinstituten

Sabine Nuss: diejenige ist, die am meisten für die Ärmeren und die Geringverdiener tun wollen würde,

Sabine Nuss: also die das genau zusammenbringt, Klimapolitik aber eben alle mitnehmen möchte.

Sabine Nuss: Damit auch nicht punktet.

Sabine Nuss: Und also zumindest jetzt in den Umfragen müsste die dann eigentlich ganz,

Sabine Nuss: ganz viel mehr Stimmen haben, als sie jetzt hat, obwohl sie ja zunimmt.

Sabine Nuss: Deshalb glaube ich, gehört da noch mehr dazu, als dass man irgendwie nur die

Sabine Nuss: Geringverdiener damit nicht mitnimmt.

Sabine Nuss: Aber das würde jetzt zu weit führen, da müsste man jetzt auch nochmal ganz tief

Sabine Nuss: in die Psychologiekiste greifen und in all das, was wir schon bei dem Thema

Sabine Nuss: Macht sparen rechts mal diskutiert haben mit dem Nationalismus,

Sabine Nuss: der da sehr tief sitzt, also die Ideologie des Nationalismus und, und, und.

Sabine Nuss: Aber das wollte ich nur noch mal erwähnen, dass da glaube ich noch mehr dazu

Sabine Nuss: gehört, als nur die soziale Frage wird da bei den Grünen nicht mitbedacht.

Eva Völpel: Ich glaube, das ist ein super wichtiger Punkt, den du machst,

Eva Völpel: die ganze Frage von Habitus und wie das irgendwie auch gelebt wird.

Eva Völpel: Was es dann sozusagen Gegnern einer Klimapolitik, also ich sage jetzt mal Gegnern,

Eva Völpel: die das ganz massiv politisch wirklich pushen, total einfach macht,

Eva Völpel: da auch rein zu grätschen.

Sabine Nuss: Total, ja, absolut. Gut,

Sabine Nuss: aber gehen wir zur Kernfrage dieser Folge, nämlich was wird uns jetzt erwarten

Sabine Nuss: oder was würde uns von einer unionsgeführten Regierung, was hätten wir dazu

Sabine Nuss: erwarten in Sachen Klimaschutz? Eva.

Eva Völpel: Ja, also man kann zusammenfassend schon mal sagen, das ist insgesamt eine Rolle

Eva Völpel: rückwärts, die uns da erwartet in vielen Bereichen der Klimapolitik.

Eva Völpel: Und ich würde gerne kurz ein paar Dinge antippen, bevor ich dann näher auf den

Eva Völpel: Emissionshandel eingehe.

Eva Völpel: Also klar, die Union sagt schon, sie stehen zu den Pariser Klimazielen,

Eva Völpel: dass man die Erderwärmung auf maximal zwei, besser 1,5 Grad begrenzen sollte.

Eva Völpel: Ich sage mal Klammer auf, sofern das überhaupt noch möglich ist, Klammer zu.

Eva Völpel: Aber, und das ist jetzt ein Zitat aus dem Wahlprogramm, sie sagen eben auch,

Eva Völpel: wir verbinden dieses Ziel unbedingt mit dem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit

Eva Völpel: unserer Wirtschaft und der Notwendigkeit der sozialen Tragfähigkeit.

Eva Völpel: Und weiter heißt es dann, die Ampel hat in drei Jahren mit ihrem ideologischen

Eva Völpel: und planwirtschaftlichen Ansatz gezeigt, wie es nicht geht.

Eva Völpel: Deutschland erlebt eine tiefgreifende Deindustrialisierung.

Eva Völpel: Und das ist also der Sound. Sabine rollt schon mit den Augen.

Sabine Nuss: Diese berühmte Deindustrialisierungsthese.

Eva Völpel: Ja, und auch hier, wie wir es an anderen Stellen in den anderen Folgen des Podcasts

Eva Völpel: oft gesagt haben, Wettbewerbsfähigkeit wird halt über alles gestellt.

Eva Völpel: Und man merkt auch an vielen anderen Stellen, dass dann sehr viel appelliert

Eva Völpel: wird an, wir brauchen nicht mehr Gesetze, also Ordnungsrecht oder so,

Eva Völpel: sondern die Menschen sollen auf dem freien Markt agieren.

Eva Völpel: Und es gibt den Appell an die Eigenverantwortung und auch an das liberale Freiheitsverständnis,

Eva Völpel: natürlich auch bei der Union. Ich fasse das immer gerne zusammen als Quatsch

Eva Völpel: mir nicht rein in meine Freiheit, egal wo, egal wie asozial es auch sein mag.

Eva Völpel: Das ist sozusagen das Framing der Union, wenn man auf die Klimapolitik guckt.

Eva Völpel: Und was uns also erwartet ist zum Beispiel, dass das Verbrennerverbot für Autos

Eva Völpel: auf EU-Ebene zurückgenommen werden soll. Ab 2035 dürfen ja neu zugelassene Autos

Eva Völpel: in der Europäischen Union kein CO2 mehr ausstoßen, da will man also ran.

Eva Völpel: Das Heizungsgesetz, das hatte ich schon erwähnt, das soll eben abgeschafft werden,

Eva Völpel: wobei natürlich da auch sich Leute fragen, wie soll das bitteschön gehen.

Eva Völpel: Also wir haben gesetzlich verankerte Klimaschutzziele und man kann jetzt sich

Eva Völpel: einfach irgendwie alles über den Haufen werfen, aber es besteht natürlich die Gefahr,

Eva Völpel: dass sie das Förderprogramm für den Heizungsaustausch sehr deutlich runterdimmt

Eva Völpel: und das hat jetzt doch ein relativ großes Volumen.

Eva Völpel: Ich würde sagen, das ist immer noch nicht ausreichend für die Leute,

Eva Völpel: die wenig Geld haben und trotzdem vielleicht in einem Eigenheim wohnen.

Eva Völpel: Aber es ist ein Anfang gewesen und wäre natürlich ein großes Problem,

Eva Völpel: wenn die Union da irgendwie rangeht.

Eva Völpel: Na gut, und ansonsten sagen sie halt, sie wollen zurück zur Atomkraft.

Eva Völpel: Und ein Buzzword, was immer wieder so kommt an vielen Stellen,

Eva Völpel: ist die sogenannte Technologieoffenheit.

Eva Völpel: Das ist ja immer gerne so ein Wort, was benutzt wird, ich sag mal so,

Eva Völpel: für Technologien, die entweder noch nicht ausgereift sind oder gefährlich oder

Eva Völpel: viel zu teuer oder alles zusammen.

Eva Völpel: Also halt Atomkraft, aber auch zum Beispiel die unterirdische Speicherung von

Eva Völpel: CO2, dieses CCS, Carbon Capture and Storage.

Eva Völpel: Das ist auch was, worauf sie ihre Hoffnung setzen, eine Technologie,

Eva Völpel: die lange noch nicht ausgereift ist.

Eva Völpel: Ja und dann ist eben der große Punkt der CO2-Bepreisung bzw.

Eva Völpel: Des Emissionshandels im Wahlprogramm zu finden.

Eva Völpel: Und da möchte ich jetzt auch nochmal einen oder zwei Sätze zitieren.

Eva Völpel: Da heißt es nämlich, der Emissionshandel kann mehr.

Eva Völpel: Richtig umgesetzt ist er als marktwirtschaftliches Instrument in der Lage,

Eva Völpel: die Emissionsmenge effizient zu begrenzen und das Klima bestmöglich zu schützen.

Eva Völpel: Die CO2-Bepreisung bauen wir im Instrumentenmix zum Leitinstrument aus und geben

Eva Völpel: deren Einnahmen an Verbraucher und Wirtschaft zurück.

Eva Völpel: Der Markt soll darüber entscheiden, wo und wie Emissionen vermieden werden. Das ist unser Weg.

Eva Völpel: CO2 einsparen, wo es am effizientesten ist. Amen.

Eva Völpel: Also klare Absage an Ordnungspolitik und auch an förderpolitische Maßnahmen.

Eva Völpel: Der Markt soll es machen.

Sabine Nuss: Und klare Ansage mal wieder an diese Religion, der Markt.

Sabine Nuss: Mit einem eigenständigen Leben begabtes Subjekt, was es richten soll,

Sabine Nuss: weil es der Markt viel effizienter ist.

Sabine Nuss: Ich habe mal eine Kolumne geschrieben vor ein paar Jahren fürs ND,

Sabine Nuss: da ging es darum, dass ich mit diesem Markt gerne mal ein Bier trinken gehen

Sabine Nuss: wollen würde, weil er angeblich laut Börsennachrichten krankt.

Sabine Nuss: Da dachte ich, dann muss ich den wohl mal drösten gehen, den Markt.

Sabine Nuss: Aber gut, der Markt soll also entscheiden, wie das am effizientesten ist.

Sabine Nuss: Und was, Eva, ist eigentlich jetzt genau dieser Markt? Was ist ein CO2-Preis?

Sabine Nuss: Was ist der Emissionshandel? Erklär mal alles, bitte.

Eva Völpel: Ja, da müssen wir ein bisschen tiefer einsteigen.

Eva Völpel: Das ist jetzt sozusagen der Deep Dive in die CO2-Bepreisung bzw.

Eva Völpel: In den Emissionshandel. Also das meint ganz grundsätzlich, man gibt dem CO2

Eva Völpel: und anderen klimaschädlichen Gasen wie zum Beispiel auch Methan einen Preis

Eva Völpel: für die Benutzung und damit für die Verschmutzung letztendlich,

Eva Völpel: der gezahlt werden muss.

Eva Völpel: Und dadurch sollen Produkte und Produktionsprozesse eben teurer werden.

Eva Völpel: Und so will man dafür sorgen, dass nach und nach dann eben auf diese CO2-Emissionen

Eva Völpel: verzichtet wird, indem die Industrie Produktionsprozesse umstellt.

Sabine Nuss: Das muss ich mal ein Beispiel machen. Angenommen, ich bin Unternehmerin,

Sabine Nuss: ich bin Eigentümerin eines Stahlwerks.

Sabine Nuss: Und die Art und Weise, wie ich diesen Stahl produziere, stößt unglaublich viel CO2 aus.

Sabine Nuss: Und deshalb muss ich den Stahl nicht für, ich sage jetzt mal,

Sabine Nuss: 100 Euro die Tonne, ich habe keine Ahnung, ich sage jetzt einfach mal irgendwelche

Sabine Nuss: Größenordnungen, die hinten und vorne nicht stimmen, egal, 100 Euro die Tonne,

Sabine Nuss: sondern ich muss jetzt noch einen CO2-Preis draufschlagen.

Sabine Nuss: Wäre dann 110 Euro die Tonne. Und meine Konkurrentin zum Beispiel,

Sabine Nuss: die hat schon einen sogenannten grünen Stahl und macht das umweltfreundlich

Sabine Nuss: und die darf dann 100 Euro nur verlangen und muss keinen CO2-Preis draufschlagen.

Sabine Nuss: Habe ich das jetzt richtig verstanden? Aber jetzt könnte ich doch theoretisch,

Sabine Nuss: wenn ich sage, okay, ich muss jetzt leider diese CO2-Zertifikate kaufen,

Sabine Nuss: weil ich immer noch eine schmutzige Produktion habe.

Sabine Nuss: Wenn das so ist, dann könnte ich doch sagen, na dann spare ich halt an was anderem,

Sabine Nuss: zum Beispiel an den Löhnen oder ich lasse die Leute länger arbeiten oder was weiß ich.

Sabine Nuss: Weil das kommt mich immer noch viel günstiger, als eine neue Maschine zu kaufen,

Sabine Nuss: die grünen Stahl produziert.

Eva Völpel: Ja, aber das kannst du nicht gegenrechnen, weil das so immens teuer ist.

Eva Völpel: An der Menge, die sozusagen in Stahlwerken emittiert wird, an CO2.

Sabine Nuss: Also die Idee ist, man macht einfach die Produktion mit die quasi viele Emissionen

Sabine Nuss: ausstößt so teuer, dass der Anreiz verloren geht.

Eva Völpel: Genau, man internalisiert eben diese Verschmutzungskosten, die vorher in der

Eva Völpel: Produktion nicht eingepreist waren.

Eva Völpel: Die müssen jetzt mitbezahlt werden, so könnte man das auch sagen.

Sabine Nuss: Ist jetzt nicht so doof.

Eva Völpel: Ja, grundsätzlich glaube ich, kann man das denken, weil wir haben ja,

Eva Völpel: also in der Umweltbewegung gab es ja viel die Kritik.

Eva Völpel: Alles, was an Verschmutzung stattfindet, wird irgendwie nie eingepreist.

Eva Völpel: Aber dieser Marktmechanismus hat halt doch Tücken.

Eva Völpel: Und da würde ich jetzt mal auf so ein paar zu sprechen kommen.

Eva Völpel: Also vielleicht nochmal Emissionshandel, gucke ich jetzt eben auf den Emissionshandel auf der EU.

Eva Völpel: Das ist eben ein Mechanismus, wo man schon auch sagen muss, es ist erstmal kein

Eva Völpel: reiner Marktmechanismus.

Eva Völpel: Am Anfang steht ja sozusagen die politische Entscheidung, okay,

Eva Völpel: wir setzen fest per Gesetz, welche Höchstmenge an CO2 ausgestoßen werden darf

Eva Völpel: und die hinterlegen wir mit Zertifikaten. Das ist ja eine politische Entscheidung.

Eva Völpel: Aber danach kommt dann der Marktmechanismus ins Spiel.

Eva Völpel: Der Preis für diese Tonne CO2, der wird dann über Auktionen an Märkten ermittelt.

Eva Völpel: Also die Unternehmen können das dann auch handeln. Also wenn ich als Unternehmen

Eva Völpel: mehr verschmutzen will, als mir eigentlich zusteht, dann muss ich eben nochmal

Eva Völpel: weitere Zertifikate dazukaufen von anderen Unternehmen, die vielleicht schon

Eva Völpel: klimagünstiger produzieren.

Eva Völpel: Und es ist auch so, wenn man sich weigert jetzt zum Beispiel diese Zertifikate

Eva Völpel: zu kaufen, dann gibt es eben auch Strafen, die man dann zahlen müsste.

Eva Völpel: Allerdings sind die jetzt nicht ausreichend hoch, würde ich sagen.

Eva Völpel: Und in der EU ist es eben so, dass so ein Emissionshandelssystem seit 2005 greift

Eva Völpel: und das ist das sogenannte ETS1, Emissions Trading System 1 und das umfasst

Eva Völpel: eben die Industrie, da haben wir schon gesprochen,

Eva Völpel: Stahlwerke, Zementwerke auch und so weiter, die Energieerzeugung und mittlerweile

Eva Völpel: auch die innereuropäische Luftfahrt.

Eva Völpel: Und damit umfasst dieses System in der EU ungefähr rund 40 Prozent der gesamten

Eva Völpel: Treibhausgasmengen, die so in die Atmosphäre entweichen.

Eva Völpel: Und wenn man jetzt eine vorläufige Bilanz dieses Systems ziehen,

Eva Völpel: das ja schon seit 2005 wirkt, dann kann man sich angucken, okay,

Eva Völpel: was hat das eigentlich mittlerweile gebracht?

Eva Völpel: Kann man festhalten, ja, der Emissionshandel hat dafür gesorgt,

Eva Völpel: dass die Emissionen in diesen beteiligten Anlagen, die da irgendwie unter diesem

Eva Völpel: ETS1 laufen, dass die gesunken sind.

Eva Völpel: Und zwar zwischen 2005 und 2023 sind in der EU um 48 Prozent gesunken und in

Eva Völpel: Deutschland um 44 Prozent gesunken.

Eva Völpel: Kann man sagen, okay, wirkt irgendwie.

Eva Völpel: Würde ich auch nicht abstreiten, aber als großes Bild muss man einfach sich

Eva Völpel: klar machen, es wirkt viel zu langsam.

Eva Völpel: Wenn man sich jetzt anguckt, wie die Klimaschutzziele sind und das Etappenziel 2030,

Eva Völpel: wo 65 Prozent der CO2-Emissionen im Vergleich zum Jahr 1990 gemindert sein sollen

Eva Völpel: und 2045 sollen wir bei netto null sein, also gar kein CO2 mehr ausstoßen.

Eva Völpel: Wenn man sich das anguckt, dann ist klar, der Abbaupfad, der müsste sie jetzt

Eva Völpel: quasi nochmal so verdoppeln, die Geschwindigkeit, wenn man jetzt wie weiter

Eva Völpel: auf diesem Pfad voranschreitet.

Eva Völpel: Und das ist natürlich ein Problem, weil irgendwie allen klar ist,

Eva Völpel: okay, so schnell wird es jetzt irgendwie auch nicht gehen.

Eva Völpel: Und das heißt also, es ist zu langsam und noch dazu muss man sich klar machen,

Eva Völpel: es ist nicht nur der Emissionshandel der EU, der zu diesen CO2-Reduzierungen beiträgt.

Eva Völpel: Denn wir reden hier nicht nur über irgendwie diesen Marktmechanismus.

Eva Völpel: Sondern da spielen auch ganz andere Faktoren eine Rolle.

Eva Völpel: Also wenn eine Wirtschaft schrumpft, dann gehen Emissionen natürlich auch zurück.

Sabine Nuss: Das wollte ich jetzt gerade sagen. Das ist doch jetzt genau in den letzten zwei

Sabine Nuss: Jahren für Deutschland auch gesagt worden, Das ist der CO2-Ausstoß wegen der

Sabine Nuss: sogenannten schwächelnden Wirtschaft.

Sabine Nuss: Das ist doch eine super Idee. Also ich rede damit, wenn die Wirtschaft schrumpft.

Sabine Nuss: Das gibt ja jetzt nicht umsonst Diskussionen, dass man über ein Degrowth-Economy nachdenken muss.

Sabine Nuss: Aber gut, das führt jetzt zu weit, darauf wollten wir auch nochmal eine Folge machen.

Eva Völpel: Ja, dann hast du es halt wieder by disaster, not by design.

Sabine Nuss: Genau, also dann ist es unbeabsichtigt Katastrophenszenario und dann sollte

Sabine Nuss: man immer noch mal daran erinnern, dieses unaufhörliche Wirtschaftswachstum.

Sabine Nuss: Ist ein Problem. Also das ist zum Beispiel auch das,

Sabine Nuss: ich weiß nicht, ob du das mitgekriegt hast, Eva, aber Birgit Mahnkopf hat neulich

Sabine Nuss: bei Thilo Jung längere Zeit, ist sie da interviewt worden und dann fand ich

Sabine Nuss: das total nett und spannend und auch lustig, dass sie sich so geärgert hat über eine Veranstaltung.

Sabine Nuss: Ich glaube, das war hier bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung, mit dem Titel Grüner Kapitalismus.

Sabine Nuss: Da hat sie gesagt, das ist ein Widerspruch in sich. Es gibt keinen grünen Kapitalismus.

Sabine Nuss: Das kann man gar nicht so nennen.

Sabine Nuss: Und die Begründung ist eben etwas, was unaufhörlich wachsen soll,

Sabine Nuss: kann niemals nachhaltig sein. Und das sieht man ja jetzt.

Sabine Nuss: Aber trotzdem, wenn man jetzt diese CO2-Menge, die man ausstoßen darf,

Sabine Nuss: stärker begrenzen würde, Dann müsste es doch theoretisch schneller gehen.

Eva Völpel: Genau, dann müsste es schneller gehen. Aber ich will nochmal kurz zurück,

Eva Völpel: weil wir ja hier über so die Marktapologeten sprechen in der Union und der FDP und so weiter.

Eva Völpel: Ich will nochmal darauf hinweisen, dass natürlich diese Emissionsminderungen,

Eva Völpel: die haben ganz viel auch mit Ordnungsrecht zu tun. Das muss man sich halt klar machen.

Eva Völpel: Wir haben in Deutschland den Kohleausstieg beschlossen.

Eva Völpel: Im Jahr 2038 soll das letzte Kohlekraftwerk vom Netz gehen. Und wir haben natürlich

Eva Völpel: auf dem Weg dahin, weil das eben beschlossen ist, gibt es jetzt sozusagen schon

Eva Völpel: Planungssicherheit für die Unternehmen und es sind auch schon Kohlekraftwerke stillgelegt worden.

Eva Völpel: Das heißt, darüber kommen natürlich auch Emissionsminderungen und das geht aber

Eva Völpel: auf Ordnungsrecht, auf Gesetze zurück. Und ein ganz wichtiger anderer Grund

Eva Völpel: ist natürlich der ja doch sehr gut laufende Ausbau der erneuerbaren Energien.

Eva Völpel: Also vor allem von Solarenergie, Windenergie hängt immer noch ein bisschen hinterher,

Eva Völpel: was die Ausbauziele angeht. Aber weil das so gut läuft, verdrängen ja die erneuerbaren

Eva Völpel: Energien auch den Kohlestrom aus den Netzen.

Eva Völpel: Und aber auch da ist es so, auch der Ausbau der erneuerbaren Energien,

Eva Völpel: also das ist ein ordnungsrechtliches Projekt gewesen.

Eva Völpel: Also da hat man ja ganz klar gesagt, wir wollen das fördern.

Eva Völpel: Da gab es das Erneuerbare-Energien-Gesetz, unter anderem mit solchen Vorschriften,

Eva Völpel: dass die Netzbetreiber diese erneuerbaren Energieanlagen vorrangig anschließen

Eva Völpel: müssen, den Strom auch irgendwie vorrangig einspeisen müssen.

Eva Völpel: Dann gab es auch Marktprämien und Einspeisevergütungen.

Eva Völpel: Also man hat das richtig gefördert und zwar per Gesetz.

Eva Völpel: Und von daher ist es eh schon eine Augenwischerei zu sagen, hier,

Eva Völpel: das sind alles nur Segnungen des Marktwirkens.

Eva Völpel: Der Emissionshandel führt nur zu diesen Minderungen.

Sabine Nuss: Jetzt darf ich mal ganz kurz noch hier eingreifen, weil ich finde es super spannend,

Sabine Nuss: dass du das jetzt nochmal so erwähnt hast, wo eigentlich auch der Rückgang der

Sabine Nuss: Emission herkommt, weil...

Sabine Nuss: Es gibt ja diese Bürokratieabbau zurzeit geredeständig.

Sabine Nuss: Also Bürokratieabbau ist ja irgendwie fast das Allerwichtigste nach Migration natürlich.

Sabine Nuss: Und da finde ich beachtlich, dass sie überhaupt kein Problem haben,

Sabine Nuss: einen mega aufwendigen Emissionshandel auf die Beine zu stellen,

Sabine Nuss: dessen Verwaltungsakt ich mir gar nicht ermessen möchte, was das alles nach

Sabine Nuss: sich zieht, um so ein CO2-Preissystem am Laufen zu halten.

Sabine Nuss: Verglichen mit Ordnungsrecht, was eigentlich bedeutet, der Staat hat erkannt,

Sabine Nuss: Kohlekraftwerke ist irgendwie nicht so gut, schließen wir.

Sabine Nuss: Punkt. Jetzt frage ich dich, ist das nicht ein absoluter Widerspruch?

Sabine Nuss: Also würden wir nicht eher dazu zentieren, dann im Sinne des Bürokratieabbaus

Sabine Nuss: das zu machen, was irgendwie offensichtlich ein bisschen effizienter ist,

Sabine Nuss: als so einen mühsamen künstlichen Markt auf die Beine zu stellen,

Sabine Nuss: der am Ende auch noch langsamer ist?

Eva Völpel: Also es geht ja nicht darum, dass nur ein Land anfängt mit seinen Gesetzen auf

Eva Völpel: nationalstaatlicher Ebene, wie was zu verbieten oder was umzubauen,

Eva Völpel: sondern du musst das ja im großen Rahmen machen, sonst bringt es ja nichts,

Eva Völpel: also sonst machen alle anderen um dich herum weiter.

Eva Völpel: Es ist eben ein langer Weg gewesen, bis die EU diesen Emissionshandel aufgesetzt hat.

Eva Völpel: Also eigentlich reicht der Weg sogar von Ende der 90er Jahre,

Eva Völpel: Kyoto-Klimaprotokoll, bis es dann 2005 soweit war.

Eva Völpel: Und es ist eben der Mechanismus, auf den sich sozusagen die EU geeinigt hat.

Eva Völpel: Und in anderen Weltregionen gibt es ja auch zum Teil CO2-Bepreisungen,

Eva Völpel: um eben gemeinsam so ein System steuern zu können. Also grenzüberschreitend

Eva Völpel: dafür zu sorgen, wie kriegen wir CO2-Emissionen runter.

Eva Völpel: Und da ist man der Meinung gewesen, das funktioniert am besten über den Markt.

Eva Völpel: Und wie man jetzt durchdeklinieren wollen würde, dass man alles nur über Ordnungspolitik und Verbote macht.

Eva Völpel: Also ich glaube, da ist viel, viel mehr machbar und darum geht es ja auch,

Eva Völpel: dass viele fordern, wir müssen viel mehr mit Gesetzen und Verboten auch das flankieren.

Eva Völpel: Also ich kenne aus den Umweltverbänden jetzt eigentlich keine Stimme,

Eva Völpel: die sagt, ETS 1 muss man abschaffen.

Eva Völpel: Im Gegenteil, das hat ja auch Jahre gebraucht, das aufzubauen,

Eva Völpel: aber es muss eben flankiert werden mit noch vielen anderen Maßnahmen,

Eva Völpel: vor allem natürlich auch massiven Investitionen in den Ausbau einer klimafreundlichen Wirtschaft.

Eva Völpel: Aber du hast recht, es ist natürlich ein System, was bestimmte demokratische

Eva Völpel: Erfordernisse mit sich bringt.

Eva Völpel: Was aber glaube ich nochmal wichtig

Eva Völpel: auch ist, sich anzugucken bei dem Emissionshandel und seinen Schwächen,

Eva Völpel: ist, dass dieses Emissionshandelssystem ETS1, dass das jahrelang eigentlich

Eva Völpel: auch deswegen nicht ausreichend schnell und gut funktioniert hat,

Eva Völpel: weil halt extrem großer Lobbydruck und politische Einflussnahme dafür gesorgt haben,

Eva Völpel: dass diese Mengen der festgelegten Zertifikate viel zu groß waren.

Eva Völpel: Also Unmengen an Zertifikaten im Markt, das heißt der CO2-Preis,

Eva Völpel: der dümpelte jahrelang bei rund 10 Euro die Tonne rum und da fängt halt kein

Eva Völpel: Unternehmen an, irgendwie Produktionen umzustellen.

Eva Völpel: Und erst so ab Mitte, Ende 2020, also so 15 Jahre später, nachdem das System

Eva Völpel: gestartet war, lag dann der CO2-Preis bei rund 50 Euro die Tonne.

Eva Völpel: Und dann ist er auch mal zeitweise auf knapp 100 Euro die Tonne gestiegen im

Eva Völpel: Februar 2023 und jetzt ist er so bei ungefähr rund 80 Euro.

Eva Völpel: Fairerweise muss man dazu sagen, dass dieses System halt nachgeschärft wurde

Eva Völpel: und deswegen auch die Preise jetzt gestiegen sind, weil man die Zertifikatemenge

Eva Völpel: nach und nach begrenzt hat. Das, was ich vorhin meinte.

Eva Völpel: Man hat den Markt jetzt verknappt.

Sabine Nuss: Entschuldigung, aber das bedeutet von der Logik her, die Ansage ist,

Sabine Nuss: ich begrenze jetzt die Zertifikate, die mir das Recht geben,

Sabine Nuss: die Umwelt zu verschmutzen.

Sabine Nuss: Die begrenze ich, die mache ich jetzt sozusagen kleiner, bedeutet doch nichts

Sabine Nuss: anderes als eine Art von, ich verhindere, dass noch mehr Umwelt verschmutzt

Sabine Nuss: wird, also dass noch mehr CO2 ausgestoßen wird, richtig?

Sabine Nuss: Das ist doch im Grunde genommen auch nichts anderes wie eine politische Steuerung.

Sabine Nuss: Also wenn ich jetzt böse wäre, würde ich sagen, auch eine Art von Verbot.

Sabine Nuss: Ich finde dieses Verbotswort immer so schwierig, weil das einerseits vom Framing

Sabine Nuss: her auch genau in diese ihr wollt immer nur alles verbieten Geschichte einwirkt.

Sabine Nuss: Und ich fände eigentlich ein Framing, wo man sagt, wir verabschieden uns zu

Sabine Nuss: unserer eigenen Sicherheit von bestimmten Technologien vom Framing her besser,

Sabine Nuss: weil wir haben ja auch bei vielen in Anführungsstrichen Verboten die Erfahrung

Sabine Nuss: gemacht, dass die ohne weiteres durchgehen, wenn man das als Sicherheitspolitik

Sabine Nuss: durchführt, wie zum Beispiel, ich nehme jetzt mal was ganz,

Sabine Nuss: jetzt fällt mir gerade die Gurtpflicht an, die Menschen mussten irgendwann mal

Sabine Nuss: sagen, ja, mussten sich irgendwann mal anschnallen im Auto zu ihrer eigenen Sicherheit, ne.

Sabine Nuss: Und deshalb finde ich diesen Verbotsdiskurs da ein bisschen schwierig,

Sabine Nuss: weil man könnte nämlich auch beim Emissionshandel genauso sagen,

Sabine Nuss: ah, jetzt dürfen wir nicht mehr so viel Zertifikate kaufen.

Sabine Nuss: Das heißt dann nicht Verbot, sondern das heißt dann, wir beschränken die Menge.

Sabine Nuss: Also das ist schon, weißt du, diese Sprache und dieser Diskurs,

Sabine Nuss: man merkt schon ganz genau, wie ideologisch das auch aufgeladen ist.

Eva Völpel: Da würde ich dir recht geben. Ich würde aber sagen, okay, es gibt halt im Emissionshandel

Eva Völpel: für die Firmen ja trotzdem noch die Möglichkeit, wenn sie sich nicht daran halten

Eva Völpel: wollen, dann halten sie sich halt nicht daran.

Eva Völpel: Und dann wären zwar Strafzahlungen fällig, aber wenn ich richtig informiert

Eva Völpel: bin, sind die bei rund 100 Euro die Tonne.

Eva Völpel: Und wenn ich dann irgendwie 80 oder 90 Euro CO2-Preis habe, dann macht das irgendwie

Eva Völpel: kaum einen Unterschied. Also dann kann ich halt einfach weiter verschmutzen

Eva Völpel: und zahle halt meine Strafzahlungen, baue aber nicht die Produktion um.

Eva Völpel: Also ich will sagen, da sind halt viele Einfallstore und ich will auch nochmal sagen,

Eva Völpel: ja, es ist irgendwie ein Mechanismus, um zu sagen, ihr dürft halt weniger verschmutzen,

Eva Völpel: aber es ist dann diese Auktion natürlich auch ein Mechanismus,

Eva Völpel: der über den Markt gesteuert wird mit den entsprechenden Problemen, die da dranhängen.

Eva Völpel: Nämlich es wird dann zwar immer gesagt, ja okay, das ist dann irgendwie gut

Eva Völpel: planbar und dann können sich die Unternehmen darauf einstellen,

Eva Völpel: aber ein Markt ist ja nicht so gut planbar.

Eva Völpel: Also immer wenn du Krisen hast, Wirtschaftskrisen oder unvorhergesehene Ereignisse,

Eva Völpel: dann schlägt sich natürlich auch auf solche Märkte und so ein Handel durch.

Eva Völpel: Dann schwanken Preise oder sie steigen deutlich.

Eva Völpel: Zuletzt zum Beispiel beim Überfall Russlands auf die Ukraine.

Eva Völpel: Und das andere ist halt auch Hedgefonds haben zum Beispiel den CO2-Preis als

Eva Völpel: Spekulationsobjekt entdeckt.

Eva Völpel: Und das ist auch ein Problem, wenn ich eben das alles so dem Markt überlasse.

Eva Völpel: Und das andere große Ding, das auch nochmal so eine Argumentation ist von der

Eva Völpel: Union, aber auch von den Liberalen und vielen Wirtschaftsverbänden,

Eva Völpel: auch hier dieses Institut Neue Soziale Marktwirtschaft geht da ganz stark drauf.

Eva Völpel: Das ist, dass die sagen, ja, der Emissionshandel ist so super,

Eva Völpel: weil das ist am effizientesten.

Eva Völpel: CO2 wird halt da eingespart, wo es am kostengünstigsten ist.

Eva Völpel: Das sagt auch die Union in dem Wahlprogramm.

Eva Völpel: Und das heißt also, die wollen vor allem da ansetzen, wo so,

Eva Völpel: man nennt es die niedrigsten CO2-Vermeidungskosten anfallen.

Eva Völpel: Das heißt, da, wo schon ein geringer Preisanstieg beim CO2 dafür sorgt,

Eva Völpel: dass Unternehmen eben umswitchen.

Eva Völpel: Auf Alternativen, weil das eben dieser Umstieg schon relativ kostengünstig machbar ist.

Eva Völpel: Und jetzt kann man sich das angucken, wo das genau passiert und es stimmt auch,

Eva Völpel: dass das gut passiert im Bereich der Erneuerbaren.

Eva Völpel: Aber das hat einen Grund. In der Energieerzeugung ist eben der Umstieg auf die

Eva Völpel: Erneuerbaren längst nicht so kostenintensiv wie jetzt zum Beispiel die Transformation

Eva Völpel: der Industrie und den Umbau der Stahlproduktion. Warum?

Eva Völpel: Weil im Bereich der Erneuerbaren und der Energieerzeugung eben schon Vorbedingungen

Eva Völpel: da sind, die dafür sorgen, dass da so ein Umstieg kostengünstiger ist.

Eva Völpel: Ich habe nämlich zum Beispiel als Stromerzeuger relativ günstig die Möglichkeit

Eva Völpel: von Kohle auf Erneuerbare umzustellen, denn es gibt halt eben schon viele erneuerbare

Eva Völpel: Energieanlagen und es gibt auch schon die Netze.

Eva Völpel: Klar, die müssen ausgebaut werden, aber da ist halt eine Infrastruktur vorhanden.

Eva Völpel: Und das muss nicht alles neu gebaut werden. Das heißt, es gibt keine so hohen Umrüstkosten.

Eva Völpel: Und im Gegensatz dazu ist es bei der Industrie aber anders.

Eva Völpel: Also da musst du teilweise richtig, richtig viel Geld in die Hand nehmen,

Eva Völpel: um jetzt eine Zementproduktion umzustellen, um die Stallproduktion umzustellen

Eva Völpel: oder auch im Gebäudesektor.

Eva Völpel: Also energetische Gebäudesanierung ist einfach sehr teuer im Vergleich,

Eva Völpel: wenn du dir überlegst, dass du dann Heizungsanlagen austauschen musst,

Eva Völpel: Dächer dämmen und so weiter.

Eva Völpel: Und daran sieht man eben das Problem in dieser marktwirtschaftlichen Denke.

Eva Völpel: Weil wenn ich immer nur darauf gucke oder vor allem darauf gucke,

Eva Völpel: wo es am kostengünstigsten realisiert werden kann über den Markt und ich gehe

Eva Völpel: an die anderen Sektoren nicht dran, wo das nicht so schnell passiert über den Markt,

Eva Völpel: dann hast du halt einen Effekt, wo du in sogenannte Login-Fallen laufen kannst.

Eva Völpel: Also das nämlich in der Industrie oder auch im Gebäudebereich,

Eva Völpel: da wird ja total langfristig geplant und umgebaut.

Eva Völpel: Also da hast du Anlagen, die laufen dann 20, 30 Jahre oder noch länger.

Eva Völpel: Und wenn du das jetzt einfach erstmal so alles laufen lässt und der CO2-Preis

Eva Völpel: ist da halt noch nicht hoch genug und da wird halt nicht umgerüstet,

Eva Völpel: ja, dann wird da vielleicht wieder in eine neue Anlage investiert,

Eva Völpel: die immer noch CO2 emittiert und die läuft dann erstmal weitere 20,

Eva Völpel: 30 Jahre. Das war ja das Beispiel mit den Gasheizungen.

Eva Völpel: Wenn jetzt noch Leute sich neue Gasheizungen einbauen, dann laufen die Dinger

Eva Völpel: für 20, 30 Jahre und das ist ein Problem.

Eva Völpel: Und daran sieht man halt, dass diese reine Marktdenke nicht funktioniert.

Eva Völpel: Da musst du mit anderen Vorgaben rein, da musst du auch mit Förderpolitik rein.

Eva Völpel: Und das ist für mich auf jeden Fall nochmal eine große Schwäche dieser Marktgläubigkeit.

Eva Völpel: Und wenn ihr jetzt auf diese Frage gucken würde nochmal, okay,

Eva Völpel: wie viel bringt der Emotionshandel dem Klima? Ja, dann ziehe ich halt ein gemischtes Fazit.

Eva Völpel: Er wirkt irgendwie, aber er wirkt halt irgendwie zu langsam.

Eva Völpel: Und ich habe ja auch ausgeführt, der Markt hat halt viele Tücken.

Eva Völpel: Und von daher würde ich ganz, ganz deutlich sagen, und das sagt auch die Partei Die Linke zum Beispiel,

Eva Völpel: also der Markt muss ganz dringend noch stärker flankiert werden von ordnungspolitischen

Eva Völpel: Maßnahmen, also von Gesetzen und Verboten, aber auch von einer Förderpolitik

Eva Völpel: natürlich, um die Treibhausemissionen deutlich schneller runterzubringen.

Eva Völpel: Ein ganz einfaches Beispiel wäre zum Beispiel, endlich mal ein Tempolimit einzuführen.

Eva Völpel: So was könnte man ja machen und viele andere Dinge, massiver Ausbau des ÖPNVs

Eva Völpel: und so weiter und so fort.

Eva Völpel: Und ja, das ist sozusagen jetzt erstmal dieses Fazit, was so den Blick darauf

Eva Völpel: angeht, was bringt es eigentlich fürs Klima, so ein Emissionshandel?

Eva Völpel: Und jetzt gibt es ja aber noch die andere Tücke des Emissionshandels,

Eva Völpel: nämlich wer bezahlt denn eigentlich dafür und wer bezahlt wie viel?

Eva Völpel: Und da wird es eben jetzt in nicht allzu ferner Zukunft, nämlich spätestens

Eva Völpel: ab 2027, nochmal richtig heftig, was Preissteigerungen angeht.

Eva Völpel: Und da muss ich jetzt nur mal ganz kurz ein bisschen technischer werden,

Eva Völpel: aber ich verspreche euch, es ist nicht mehr so schlimm wie vorher.

Eva Völpel: Ja, denn da ist es so, dass der Gebäudesektor, also Heizen, Wärmeversorgung

Eva Völpel: in Gebäuden und der Verkehrssektor, also jenseits des Luftverkehrs,

Eva Völpel: der ist ja schon drin im Emissionshandel im europäischen.

Eva Völpel: Aber dass diese beiden Bereiche, Verkehr und Gebäude, die werden auch in den

Eva Völpel: europäischen Emissionshandel einbezogen.

Eva Völpel: 2026 ist noch so eine Übergangsphase und ab 2027 geht es dann richtig los.

Eva Völpel: Und im Moment ist es nämlich so, dass diese beiden Sektoren,

Eva Völpel: die haben ja in Deutschland auch schon CO2-Preise.

Eva Völpel: Ihr erinnert euch daran, dass wir jetzt irgendwie auch die Nachrichten zum Jahreswechsel

Eva Völpel: hatten, der CO2-Preis steigt auf 55 Euro die Tonne.

Eva Völpel: In Deutschland ist das aber ein

Eva Völpel: nationales System im Moment noch und das funktioniert ein bisschen anders.

Eva Völpel: Das funktioniert nicht über diesen Handel, sondern da sagt die Politik halt

Eva Völpel: von Anfang an, wir setzen diesen CO2-Preis fest und nicht die Menge an Verschmutzungszertifikaten.

Eva Völpel: Und dieser Preis steigt auch jetzt über die Jahre hin immer schon ein Stückchen weit an.

Eva Völpel: Und dieses System, was jetzt im Moment nur auf nationalstaatlichem Rahmen funktioniert,

Eva Völpel: das wird jetzt überführt eben in diesen europäischen Emissionshandel und eben

Eva Völpel: dann in das volle Marktgeschehen, wenn die Zertifikate dann gehandelt werden.

Eva Völpel: Und da ist es so, dass halt alle Experten sagen, der Preis wird massiv ansteigen.

Eva Völpel: Es gibt da unterschiedliche Schätzungen oder Korridore, wie weit der ansteigt,

Eva Völpel: Aber es ist klar, der wird deutlich ansteigen.

Eva Völpel: Zum Beispiel sagt der wichtige Think Tank Agora Energiewende in einem Papier von 2023.

Eva Völpel: Die Preise in diesem sogenannten ETS2, so wird es dann genannt,

Eva Völpel: die könnten auf über 200 Euro pro Tonne CO2 steigen.

Sabine Nuss: Also jetzt die CO2-Preise oder welche Preise? Ja, ja, die CO2-Preise.

Sabine Nuss: Und was bedeutet das? Also ich kann ja mit der Zahl pro Tonne,

Sabine Nuss: was heißt das dann für uns?

Eva Völpel: Das bedeutet, dass sich Heizen und Tanken deutlich, deutlich verteuert.

Eva Völpel: Also beim Benzinpreis ist es zum Beispiel so, da gibt es dann Berechnungen bei

Eva Völpel: 200 Euro mehr pro Tonne CO2, dass der Liter Benzin um 38 Cent ansteigt.

Eva Völpel: Und das ist halt richtig viel Geld und sozialer Sprengstoff.

Eva Völpel: Ich meine, ihr erinnert euch vielleicht daran, wie das war, als jetzt die Energiepreiskrise

Eva Völpel: war, wie die Leute da reagiert haben, als die Preise an den Tankstellen stiegen.

Eva Völpel: Und ich möchte nur mal daran zurückerinnern an die Gelbwesten-Proteste in Frankreich,

Eva Völpel: die Ende 2018 losgingen,

Eva Völpel: wo die Leute massiv auf der Straße standen, weil damals ja Macron hat eine Steuer

Eva Völpel: einführen wollen, um fossile Brennstoffe zu verteuern und es hat zu so massiven

Eva Völpel: Protesten geführt, dass es ja dann teilweise auch gekippt ist.

Eva Völpel: Und ja, die Leute auf der Straße standen und unter anderem auch gefordert haben,

Eva Völpel: wir wollen jetzt eine Vermögensbesteuerung, was ja auch nie gekommen ist.

Eva Völpel: Also da war ja auch schon diese Frage von, wer bezahlt ihr eigentlich für was im Klimaschutz?

Sabine Nuss: Aber bist du dir sicher, dass das kommen wird? Also gerade von der unionsgeführten Regierung,

Sabine Nuss: ich meine klar, die kann jetzt nicht im Alleingang irgendwas Europäisches,

Sabine Nuss: obwohl kann sie schon, wie man bei der Migration gesehen hat,

Sabine Nuss: irgendwas Europäisches machen oder gegen etwas Europäisches machen.

Sabine Nuss: Aber im Grunde genommen scheint mir das ehrlich gesagt, wenn die Preise so ansteigen

Sabine Nuss: werden für zum Beispiel Benzin oder Energie, das wacht doch die ganze Wirtschaft zunichte.

Eva Völpel: Ja und ich finde, das ist ein total wichtiger Punkt, auf den du da kommst,

Eva Völpel: wo man nämlich jetzt mal ein bisschen dran überlegen kann, was wird eigentlich

Eva Völpel: passieren zu einer Union,

Eva Völpel: die so gegen Klimaschutzmaßnahmen schießt, die zwar einerseits den Emissionshandel

Eva Völpel: hochhält, aber andererseits, wenn es dann nämlich hart auf hart kommt mit diesem

Eva Völpel: System, würde ich nämlich auch sagen,

Eva Völpel: da wird dann das Wettern gegen die EU-Vorgaben losgehen und das geht schon längst los.

Eva Völpel: Also die EVP, die Europäische Volkspartei, die Mutterparteienfamilie der Union

Eva Völpel: auf europäischer Ebene, die ist jetzt schon dabei, an diesen Punkten rumzubohren.

Eva Völpel: Also die will Klimaschutzstile der EU verwässern.

Eva Völpel: Und wenn jetzt hier die Union in Deutschland gewinnen sollte,

Eva Völpel: dann weiß man natürlich, dass man da noch einen mächtigen Verbündeten hat.

Eva Völpel: Und ich glaube auch, dass wir sehen werden, also es wird was kommen, das glaube ich schon.

Eva Völpel: Wenn es so kommt, wie vorher gesagt, mit solch hohen Preisen,

Eva Völpel: dann ist völlig klar, dass man einen sozialen Ausgleichsmechanismus braucht

Eva Völpel: und zwar ganz, ganz dringend.

Sabine Nuss: Ich merke gerade, dass bei mir irgendwie so ein innerer Widerstand aufkommt

Sabine Nuss: bei diesem ganzen Thema,

Sabine Nuss: weil ich das echt kompliziert finde und ich es auch ein bisschen eine Zumutung

Sabine Nuss: finde, dass man sich in diese Thematik, die einem da so kompliziert aufgeherrscht wird.

Sabine Nuss: Weil irgendwie geglaubt wird, der Markt kann das alles besser richten,

Sabine Nuss: weil man sich da irgendwie mit beschäftigen muss, finde ich eine Zumutung.

Sabine Nuss: Und manchmal frage ich mich ehrlich, wer soll das von Menschen,

Sabine Nuss: die den ganzen Tag arbeiten gehen müssen,

Sabine Nuss: abends die Kinder versorgen, am Wochenende irgendwie was weiß ich machen müssen,

Sabine Nuss: Steuererklärung oder so, wer soll das eigentlich alles nachvollziehen,

Sabine Nuss: was da diskutiert wird an technokratischen Programmen, die die Regierung und

Sabine Nuss: die Herrschenden da machen wollen.

Sabine Nuss: Genau, aber gut, es bleibt uns ja unter den gegebenen Umständen nichts anderes

Sabine Nuss: übrig, als uns mit dem zu beschäftigen, was uns da von oben angeboten wird oder

Sabine Nuss: von der Regierung und von den Konkurrierenden, die Regierende werden wollen.

Sabine Nuss: Sagen wir mal Fazit und das, was du gesagt hast, ist, es wird alles teurer.

Sabine Nuss: Das verstehe ich, es wird alles teurer durch die CO2-Bepreisung.

Sabine Nuss: Und jetzt gibt es aber dann doch von CDU, auch von SPD das Versprechen,

Sabine Nuss: machen wir aber sozialen Ausgleich, weil wir werden Klimageld verteilen.

Sabine Nuss: Und dieses Klimageld, was bedeutet das, was habe ich dann am Ende im Geldbeutel,

Sabine Nuss: Eva? Was bedeutet das für mich?

Eva Völpel: Was du am Ende im Geldbeutel hast, das kann ich dir nicht sagen,

Eva Völpel: weil das natürlich je nach Partei unterschiedlich aufgesetzt wird.

Eva Völpel: Aber die Idee dahinter ist, alle Menschen verbrauchen CO2 und die Menschen,

Eva Völpel: die wenig Geld haben, verbrauchen halt im Schnitt weniger CO2 als die ganz oben, die reichen.

Eva Völpel: Und von daher sagt man, okay, alle müssen den CO2-Preis erstmal bezahlen.

Eva Völpel: Der wird an uns weitergereicht, wenn wir tanken oder heizen.

Eva Völpel: Aber am Ende gibt der Staat ein Klimageld pro Kopf zurück.

Eva Völpel: Das war die Ursprungsidee. Und die, die eben wenig CO2 verbrauchen,

Eva Völpel: weil sie auch wenig Geld haben, können da ein bisschen mehr von profitieren

Eva Völpel: als diejenigen, die eben auch sehr viel CO2 verbrauchen.

Sabine Nuss: Also so ein Umverteilungsinstrument.

Eva Völpel: Es wurde immer so geframed als ein Umverteilungsinstrument und ich fand das

Eva Völpel: auch am Anfang gut und dachte so, ja, das könnte ausreichend sein.

Eva Völpel: Mittlerweile gibt es aber auch wirklich mehr Stimmen aus der Wissenschaft,

Eva Völpel: die sagen, das reicht eigentlich nicht. Weil klar ist, wenn die Preise so steigen,

Eva Völpel: dann ist es für die Menschen mit wenig Geld, Geldbeutel nicht ausreichend,

Eva Völpel: was da im Klimageld angedacht ist.

Eva Völpel: Es waren mal, glaube ich, 180 Euro im Jahr im Gespräch.

Eva Völpel: Die Linke fordert übrigens 320 Euro. Da würde ich sagen, ja,

Eva Völpel: das ist das, was mindestens irgendwie drin sein muss.

Eva Völpel: Und es gibt aber jetzt auch so Konzepte, die sagen, nee, wir müssen das eigentlich

Eva Völpel: auch einkommensabhängig staffeln und nicht pauschal auszahlen.

Eva Völpel: Wir müssen wirklich den Leuten, die wenig Geld haben, dann nochmal mehr von

Eva Völpel: diesem Klimageld geben.

Eva Völpel: Und vielleicht das auch noch zur Erklärung, wo soll das Geld herkommen?

Eva Völpel: Das ist ja auch noch ein Mechanismus, der an der CO2-Bepreisung dranhängt.

Eva Völpel: Die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung, die gehen ja in den Staatshaushalt ein.

Eva Völpel: Also das ist ja das Geld, was in den Klima- und Transformationsfonds fließt.

Eva Völpel: Und da hätte man natürlich auch Geld einerseits, um was umzuverteilen an die

Eva Völpel: Menschen, aber andererseits auch, dass man das Geld aus der CO2-Bepreisung nimmt,

Eva Völpel: um Klimainvestitionen zu stemmen.

Eva Völpel: Ja, und von daher denke ich, Klimageld ist total wichtig, aber längst nicht ausreichend.

Eva Völpel: Und ob und wie es dann kommt, da mache ich mal echt ein großes Fragezeichen

Eva Völpel: hinter, weil wenn ich mir angucke, dass die CDU da in ihrem Wahlprogramm nur so sehr,

Eva Völpel: sehr ungenau darüber spricht, was und wie sie da eigentlich was rückverteilen

Eva Völpel: will an die Menschen, dann habe ich meine Zweifel, ob da wirklich was kommt.

Eva Völpel: Ich finde, man muss sich einfach nochmal klar machen, dass wir da wirklich sozialen Sprengstoff haben.

Eva Völpel: Also die Verteilungsverhältnisse in diesem Land sind jetzt schon krass und die Armut ist hoch.

Eva Völpel: Und das wird sich dann nochmal in einem Schub wirklich zuspitzen.

Eva Völpel: Und damit ist halt klar, dass Menschen mit geringem Einkommen die Klimatransformation

Eva Völpel: vor allem wirklich als Bedrohung erleben.

Eva Völpel: Und da muss man was gegen machen.

Eva Völpel: Und der Soziologe Steffen Mau, der nennt die Klimafrage auch eine Klassenfrage im Werden.

Eva Völpel: Und der führt aus über die Hälfte der Arbeiterschaft, fürchtet hierzulande durch

Eva Völpel: Klimaschutzmaßnahmen, Verluste, aber nur weniger als ein Viertel der akademischen Mittelklasse.

Eva Völpel: Und das, denke ich, ist halt ein ganz wichtiger Ansatzpunkt.

Eva Völpel: Das ist das, was wir vorhin schon eigentlich waren, was wir vorhin schon hatten.

Eva Völpel: Genau, also was brauchen wir eigentlich und wer muss im Fokus von Klimapolitik stehen?

Eva Völpel: Und da habe ich jetzt irgendwie auch nochmal einfach so gedacht,

Eva Völpel: ja, wenn wir jetzt Klimapolitik stricken würden, dann sähe die einfach anders

Eva Völpel: aus. Sabine, wie sähe das bei dir aus?

Sabine Nuss: Ich möchte erstmal ganz kurz erzählen und da schiebe ich jetzt mal ganz kurz

Sabine Nuss: eine kleine Anekdote rein und habe damit mein Mitbringsel abgearbeitet.

Sabine Nuss: Wir kommen jetzt zum Ende. Aber was ich sagen möchte, ist, dass ich neulich

Sabine Nuss: mit einer Journalistin gesprochen habe, die mir gesagt hat, sie würde unseren

Sabine Nuss: Podcast hören. Also sie hätte jetzt ein paar Folgen am Stück gehört.

Sabine Nuss: Also da muss man wirklich schon dosieren, weil das was mit der mentalen Gesundheit

Sabine Nuss: macht, was wir da immer erzählen.

Sabine Nuss: Weil wir erzählen ja permanent, wie scheiße alles ist und was die Regierung

Sabine Nuss: hier wieder gemacht hat und was die Regierung da plant so macht und was die

Sabine Nuss: künftige Regierung plant machen, bla bla bla.

Sabine Nuss: Und das ist natürlich echt immerzu frustrierend, demotivierend und so weiter und so fort.

Sabine Nuss: Und jetzt auch wieder bei dieser Klimafolge, auch hier merken wir auch diese

Sabine Nuss: Politik, die Klimapolitik hat schon wieder einen Klassencharakter und das ist

Sabine Nuss: meines Erachtens keine Überraschung,

Sabine Nuss: weil wir einfach in der Klassengesellschaft leben und die Politik das nicht

Sabine Nuss: reflektiert oder stellenweise ist es ihr auch einfach egal oder aber sie nimmt

Sabine Nuss: das auch als etwas völlig Natürliches hin.

Sabine Nuss: Im Sinne von Armut gibt es halt, ja.

Sabine Nuss: Oder aber im Sinne von Armut ist sogar gut, weil das einen Anreiz bietet für

Sabine Nuss: die anderen. Die tun dann ganz weh, dass sie nicht da landen und so weiter.

Sabine Nuss: Insofern ist ja eigentlich der springende Punkt schon genannt worden von mir.

Sabine Nuss: Selbstverständlich würde ich denken, dass dieser ganze Klimaschutz nur geht,

Sabine Nuss: wenn wir uns verabschieden von einer Klassengesellschaft, wenn wir uns verabschieden

Sabine Nuss: vom Wachstumsfetisch, weil der wird die ganze Zeit überhaupt nicht thematisiert.

Sabine Nuss: Klimaschutz wird niemals so diskutiert, also im öffentlichen Diskurs und auch

Sabine Nuss: in den Regierungsparteien, aber auch in den Nichtregierungsparteien.

Sabine Nuss: Auch die Grünen kratzen den Wachstumsfetisch nicht an, ausgerechnet die Grünen.

Sabine Nuss: Das heißt, wir müssen sozusagen an wirklich großen Stellschrauben was verändern.

Sabine Nuss: Das ist natürlich jetzt riesig. Das ist ein Riesenthema und das ist so ein bisschen

Sabine Nuss: psychologisch wahrscheinlich ähnlich schwierig wie mit dem Katastrophismus.

Sabine Nuss: Wenn ich sage, es geht sowieso alles einen Bach runter, demotiviere ich.

Sabine Nuss: Und wenn ich sage, wir müssen alles grundsätzlich ändern, kann es eben auch

Sabine Nuss: passieren, dass man demotiviert, weil man da gar nicht weiß, wo anfangen.

Sabine Nuss: Und das ist meines Erachtens der wichtige Punkt.

Sabine Nuss: Man muss das große Ganze im Fokus haben als Kompass, als Zielrichtung,

Sabine Nuss: als Fluchtpunkt und dann kann man von mir aus im Kleinen anfangen,

Sabine Nuss: um die Schritte dorthin.

Sabine Nuss: Darüber muss man dann diskutieren. Das habe ich schon öfter gesagt.

Sabine Nuss: Was uns fehlt, ist eine Theorie des Übergangs, also Transformationstheorie.

Sabine Nuss: Und da müssten wir viel mehr drüber diskutieren.

Sabine Nuss: Und wir könnten, das würde ich jetzt mal so ankündigen und vorschlagen,

Sabine Nuss: bei der nächsten Folge mal ein bisschen ausführlich drüber sprechen,

Sabine Nuss: was denn das große Ganze wäre.

Sabine Nuss: Wie müsste eine Gesellschaft aussehen, eine Wirtschaft, die klimafreundlich von vornherein wäre?

Sabine Nuss: Weil jetzt ist ja die Logik, wir haben eine Wirtschaftsweise,

Sabine Nuss: die die Umwelt kaputt macht und versuchen im Nachgang zu regulieren.

Sabine Nuss: Also dieses CO2-Preis ist ja nichts anderes, als dass ich das Recht auf Verschmutzung

Sabine Nuss: zu einer Ware mache. Und das ist typisch für Kapitalismus.

Sabine Nuss: Alles, was nicht bei fünf auf dem Baum ist, mache ich zu einer Ware,

Sabine Nuss: egal ob es den Menschen schadet oder nicht.

Sabine Nuss: Und das finde ich das Absurde eigentlich an diesem ganzen CO2-Preis.

Sabine Nuss: Statt dass ich in einer vernünftiger Weise verhindere, etwas zu verschmutzen,

Sabine Nuss: erlaube ich etwas zu verschmutzen und verlange dafür einen Preis.

Sabine Nuss: Das ist charakteristisch für die Gesellschaft, in der wir leben.

Sabine Nuss: So, und das war jetzt eine lange Ankündigung aufs nächste Mal und ich hoffe,

Sabine Nuss: dass nächstes Mal die Folge vielleicht ein bisschen unserer mentalen Gesundheit besser tut.

Eva Völpel: Ja, das finde ich gut, dass du jetzt schon auf die nächste Folge verwiesen hast.

Eva Völpel: Also mein Fazit bei den Alternativen, da will ich auch nur ganz kurz nochmal

Eva Völpel: drauf eingehen, ist zum einen, glaube ich jetzt auch nach dem,

Eva Völpel: was ich alles so gelesen habe, dass wir dafür sorgen müssen,

Eva Völpel: dass die Ökologie der Arbeiterklasse sichtbarer wird.

Eva Völpel: Weil der Witz ist ja, dass die Leute, die am meisten vom Klimawandel betroffen

Eva Völpel: sind, schon am meisten dafür tun, dass CO2 vermieden wird.

Eva Völpel: Also zum Teil natürlich erzwungenermaßen, weil sie gar nicht so viel Geld haben, um das auszugeben.

Eva Völpel: Aber das tippen wir, glaube ich, dann auch in der nächsten Folge mal an.

Eva Völpel: Also wie krass die Unterschiede sind im CO2-Verbrauch in Deutschland zwischen

Eva Völpel: Leuten in der unteren Einkommenshälfte und Leuten in der Mittelklasse,

Eva Völpel: obere Mittelklasse und dann natürlich bis hin zu den Vermögendsten.

Eva Völpel: Und das fand ich interessant, dass diese Zahlen, was nämlich eigentlich die

Eva Völpel: Leute aus der unteren Einkommenshälfte der Bevölkerung schon zum Klimaschutz

Eva Völpel: quasi beitragen, gezwungenermaßen oder nicht, sagt die Forschung,

Eva Völpel: das wird total unterschätzt.

Eva Völpel: Das wird sowohl von den Leuten, die wenig Geld haben, unterschätzt,

Eva Völpel: als auch von allen anderen.

Eva Völpel: Und sich mal klarzumachen, dass eigentlich diejenigen, die das wenigste Geld

Eva Völpel: haben, schon am ökologischsten leben, das auch zu nutzen in einem Kampf für

Eva Völpel: irgendwie eine andere Klimapolitik, das finde ich wäre schon irgendwie ein wichtiger Ansatzpunkt.

Eva Völpel: Und dann denke ich… Also.

Sabine Nuss: Aber das würde ja bedeuten, also das ist ja jetzt nicht freiwillig, dass die das machen.

Eva Völpel: Nee, genau, aber es ist sozusagen als eine Bewusstwerdung dessen,

Eva Völpel: was hier eigentlich Leute die ganze Zeit schon beitragen, während andere Unmengen an CO2 verballern.

Sabine Nuss: Aber diese Bewusstwerdung, finde ich, die hat man doch schon längst,

Sabine Nuss: wenn man sagt, wenn die Wirtschaft nicht wächst, ist der CO2-Ausstoß geringer.

Eva Völpel: Ja, aber das ist ja nicht runtergebrochen auf die einzelnen Leute und das ist

Eva Völpel: ja auch nicht sozusagen als was Selbstbewusstes angenommen zu sagen,

Eva Völpel: erzähl du mir nichts von Klimaschutz mit deiner Mittelschichtserzählung oder

Eva Völpel: mit deiner Kauf-eucht-mal-e-E-Auto-Erzählung.

Eva Völpel: Erstens kann ich mir das nicht kaufen und zweitens guck dir mal an,

Eva Völpel: was du eigentlich für einen CO2-Verbrauch hast und was ich für einen habe.

Eva Völpel: Also so die Frage der Klassenunterschiede auch in diesem, wer verbraucht hier

Eva Völpel: eigentlich wie viel CO2, das irgendwie bewusster zu machen und auch einzubauen

Eva Völpel: in so eine Erzählung von Klimaschutzforderungen, das meine ich damit.

Sabine Nuss: Das verstehe ich. Ich glaube, ich springe da jetzt nicht so drauf an,

Sabine Nuss: weil mir das so sehr Richtung diesem Konsumentensouveränitätsgedanke geht.

Sabine Nuss: Also wenn ich als Individuum darauf achte, wie ich konsumiere,

Sabine Nuss: kann ich dazu beitragen, dass weniger CO2 ausgestoßen wird.

Sabine Nuss: Und ich würde denken, das hat die Grenzen am Geldbeutel, wie du gerade selber

Sabine Nuss: sagst. Genau, aber… Weil das ja nicht aus einer Einsicht kommt oder aus einem

Sabine Nuss: gemeinsamen gesellschaftlichen Beschluss, dass wir weniger konsumieren wollen,

Sabine Nuss: sondern weil das ja eben der Effekt der Klassengesellschaft ist.

Sabine Nuss: Ich habe einfach nichts, weil ich am untersten Glied der Gesellschaft bin.

Sabine Nuss: Und ich finde den Blick aufs Wirtschaftswachstum, aufs Individuum und Individuum

Sabine Nuss: des Konsumenten oder der Konsumentin runtergebracht, sondern der Produzentinnen.

Sabine Nuss: Also dass die einzelnen Unternehmen diejenigen sind, die am meisten CO2 verbrauchen.

Sabine Nuss: Das finde ich eigentlich faszinierend.

Sabine Nuss: Fast den relevanteren Punkt, weil die meisten Emissionen werden von Unternehmen

Sabine Nuss: ausgestoßen und nicht von den Konsumentinnen.

Eva Völpel: Da bin ich voll bei dir, aber das ist nicht mein Punkt. Ich will nicht auf die,

Eva Völpel: Konsumentenseite eingehen, so im Sinne von, wir müssen jetzt irgendwie dieses

Eva Völpel: Argument nutzen, um dann nur auf die Konsumemissionen zu gucken.

Eva Völpel: Du hast völlig recht, es geht vor allem um die Produktionsseite.

Eva Völpel: Mir geht es eher um die Frage.

Eva Völpel: Wie schafft man in politischen Kämpfen eine selbstbewusste Aneignung des Umstandes,

Eva Völpel: dass hier ganz viele aus der unteren Bevölkerungshälfte faktisch mit ihrem auch

Eva Völpel: erzwungenen Lebensstil, durch die Klassengesellschaft erzwungenen Lebensstil,

Eva Völpel: schon viel mehr beitragen,

Eva Völpel: um CO2 zu reduzieren, als eine Aneignung, das sich zu nehmen und zu sagen,

Eva Völpel: liebe Leute, und jetzt, wenn es hier um Klimaschutz geht, dann um richtigen

Eva Völpel: Klimaschutz und zwar um Klimaschutz, wie wir ihn uns vorstellen,

Eva Völpel: in einer Aneignung von auch Produktionsmitteln, Da werden wir ja noch drüber

Eva Völpel: reden, wenn wir über die Alternativenfolge sprechen, aber auch in der Aneignung, um zu sagen.

Eva Völpel: Wenn hier Klimaschutz stattfindet, dann hat er so stattzufinden,

Eva Völpel: dass wir darunter nicht noch mehr leiden, sondern ganz im Gegenteil, dass es uns besser geht.

Eva Völpel: Und das ist ja zum Beispiel so der Ansatz, wenn ForscherInnen auch sagen,

Eva Völpel: wie kriegt man Leute eigentlich dahin, dass sie dann auch trotz ihrer Ängste

Eva Völpel: und Sorgen Blick auf den Geldbeutel für Klimaschutz zu haben sind.

Eva Völpel: Ja, du kriegst sie dann, wenn du ihnen ganz klar machst, du hast Projekte,

Eva Völpel: die ihr alltägliches Leben verbessern würden.

Eva Völpel: Also du baust den ÖPNV aus, du machst ihnen möglich, auf das Auto zu verzichten.

Eva Völpel: Oder bei einer Wärmewende geht es um eine sogenannte solidarische Wärmewende.

Eva Völpel: Das heißt, du müsstest in den ganzen Fragen der energetischen Gebäudesanierung

Eva Völpel: echt viel auf den Kopf stellen.

Eva Völpel: Du müsstest sozusagen davon ausgehen, dass wir hier eine Mieterrepublik sind

Eva Völpel: und sagen, du gibst den MieterInnen Rechte und die MieterInnen fordern das ein, zu sagen,

Eva Völpel: macht jetzt bitte hier mal energetische Gebäudesanierung in unserem Bestand,

Eva Völpel: weil das geht alles gar nicht, wie schlecht es hier irgendwie gedämmt ist und wir wollen auch.

Eva Völpel: Dass die Heizsysteme klimafreundlich werden.

Eva Völpel: Aber das findet hier statt mit Rechten, die wir haben, dem Recht darauf,

Eva Völpel: dass saniert wird, dem Recht darauf,

Eva Völpel: dass die Warmmiete dann nicht in irgendwelche Höhen schießt,

Eva Völpel: sondern dass sich das ausgleicht mit den Kosten, die man dann künftig bei dem

Eva Völpel: Energieverbrauch einspart, also Warmmieten, neutrale energetische Sanierung.

Eva Völpel: Und dass zum Beispiel auch VermieterInnen dazu verpflichtet werden müssen,

Eva Völpel: Fördergelder, die es natürlich ausreichend geben muss für den Umbau,

Eva Völpel: wenn sie das nicht selber bezahlen können, dass die verpflichtet werden müssen,

Eva Völpel: diese Fördergelder auch in Anspruch zu nehmen.

Eva Völpel: Und das wäre so ein ganz anderer Ansatz zu sagen, und das wird ja auch von vielen

Eva Völpel: Leuten genauso durchdekliniert unter dem Stichwort solidarische Wärmewende.

Eva Völpel: Wie machen wir die Quartiere lebenswerter für viele Menschen und wie kann es aber auch nur laufen,

Eva Völpel: wenn MieterInnen eben als die eigentlichen Akteure ins Zentrum gerückt werden,

Eva Völpel: die Rechte in diesem Prozess haben und die das dann auch einfordern können und

Eva Völpel: nicht immer nur irgendwie nach den EigentümerInnen und deren Gedanken vorgehen.

Eva Völpel: Das war sozusagen mein Punkt.

Eva Völpel: Es war eher so ein psychologisches Moment, so dieses Ökologie der Arbeiterklasse

Eva Völpel: bewusst machen und nicht diese Konsumfrage so ins Zentrum drücken.

Sabine Nuss: Ja, die Ökologie der Arbeiterinnen. Entschuldige.

Sabine Nuss: Die Ökologie der Arbeiterinnenklasse. Achso, das habe ich jetzt gar nicht gesagt,

Sabine Nuss: sondern generell, weil ich das einen ganz schönen Gedanken finde,

Sabine Nuss: die Ökologie der Arbeiterklasse. Sehr gut.

Eva Völpel: Genau, also so viel. Und klar, das war jetzt wieder irgendwie so ein hartes Brett, aber ich hoffe,

Eva Völpel: ja, das ist ein bisschen verständlicher geworden, weil ich glaube,

Eva Völpel: es ist einfach auch wichtig, dann irgendwie solche Mechanismen wie den Emissionshandel

Eva Völpel: mal so ein bisschen mehr zu verstehen, wenn man damit Politik machen muss.

Sabine Nuss: Also das Problem ist, das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht so genau,

Sabine Nuss: weil ich habe jetzt irgendwie, das wird vielleicht bei der nächsten Folge auch

Sabine Nuss: nochmal ein Thema sein, ich habe mich neulich mit Leuten unterhalten,

Sabine Nuss: die ein kleines Unternehmen gegründet haben, kooperativ, gehört ihnen allen gemeinsam,

Sabine Nuss: alle haben irgendwie Einblick in die Finanzen, gibt keinen Eigentümer,

Sabine Nuss: keine Eigentümerin, die da sich irgendwie die Rendite aneignet über deren Arbeit und so weiter.

Sabine Nuss: Die haben auch Probleme in ihrem Unternehmen und die haben auch zu kämpfen untereinander

Sabine Nuss: mit bestimmten Dingen, die auch noch viel damit zu tun haben,

Sabine Nuss: dass sie sich immer noch in der Marktwirtschaft befinden und im Kapitalismus.

Sabine Nuss: Aber was er gesagt hat und das fand ich sehr interessant, ich habe hier auch

Sabine Nuss: Probleme, aber das sind Probleme, die ich interessant finde und das sind Probleme, die ich lösen möchte.

Sabine Nuss: Und die Probleme des Kapitalismus und die Probleme, die uns die Regierung im

Sabine Nuss: Kapitalismus aufzwingt, die finde ich uninteressant, die will ich nicht lösen.

Sabine Nuss: Und das fand ich eigentlich einen total schönen Move zu sagen,

Sabine Nuss: es ist eine Illusion zu glauben, wir können irgendwie das Paradies kriegen,

Sabine Nuss: es wird immer irgendwas geben, was uns irgendwie schwerfällt,

Sabine Nuss: aber es gibt Lösungen, die schöner sind, die von allen besser zu bearbeiten

Sabine Nuss: sind, die mir lieber sind, die ich einfacher finde, was weiß ich wie auch immer,

Sabine Nuss: als das, was wir hier permanent gezwungen sind zu bearbeiten,

Sabine Nuss: weil es uns von den Regierenden oder eben von diesem Wirtschaftssystem aufgezogen wird.

Sabine Nuss: Ich würde denken, wir sind damit am Schluss der Folge. Eva, hast du vielleicht

Sabine Nuss: noch einen Mitbringsel mitgebracht?

Eva Völpel: Nein.

Sabine Nuss: Hast du nichts auf der Straße gesehen?

Eva Völpel: Doch, ich war auch auf den Protesten vor der CDU-Zentrale.

Eva Völpel: Ach echt? Genau, und fand es irgendwie ermutigend, dass wieder so viele Menschen

Eva Völpel: auf der Straße sind. und das ist sozusagen mein Erlebnis auf der Straße unter anderem.

Sabine Nuss: Sehr gut, sehr gut. Ich habe ein bisschen gemogelt mit meinen Mitbringseln.

Sabine Nuss: Es war nur die kleine kurze Erzählung mit der Journalistin. Aber wir kommen damit zum Ende.

Sabine Nuss: Vielen Dank nochmal für die Aufmerksamkeit.

Sabine Nuss: Und ihr könnt uns gerne wie immer schreiben unter armutszeugnis-at-rosalux.org,

Sabine Nuss: und damit sage ich auf Wiederhören.

Eva Völpel: Auf Wiederhören. Macht's gut. Bis zum nächsten Mal.

Sabine Nuss: Tschüss.

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